Zitat:
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@Turbofritze
Um es noch mal auf den Punkt zu bringen:
Du hattest geschrieben: "Was ich weis ist das an der HA breitere reifen eine bessere kontrolle beim Übersteuern bieten."
Das ist nicht so, die fangen vielleicht etwas später mit übersteuern an, aber der Haftungsabriss ist ganz bestimmt nicht weicher, im Gegenteil.
Grüße
ChrisH
(Zitat von: ChrisH)
iWas heist im Gegenteil? Warum werden dann immer breitere Reifen an der HA verbaut bei etwas höheren Motorisierungen?
(Zitat von: Turbofritze)
Also zunächst mal müssen wir Wagen mit Heckmotor und Mittelmotor rausnehmen:
Ein Porsche 911 z.B. trägt 2/3 seines Gewichtes auf der Hinterachse, also muss für ein neutrales Fahrverhalten die Bereifung hinten auch erheblich breiter sein.
Wir reden jetzt also mal nur vom Standardantrieb mit einer Gewichtsverteilung von grob 50:50.
Es gibt eine Reihe von Faktoren, die das Eigenlenkverhalten (Untersteuern, Übersteuern)
ohne Gas beeinflussen, z.B. die relative Einstellung an Vorderachse zu Hinterachse bei Federhärte, Dämpferhärte, Stabi-Härte und auch
Reifenbreite.
Breitere Reifen hinten verschiebt das Eigenlenkverhalten ohne Gas in Richtung Untersteuern, weil breitere Reifen etwas mehr Grip aufbauen. Nicht viel, aber genug, um als Unterschied im Fahrverhalten spürbar zu werden, wenn es nur an einer Achse passiert.
Diesen etwas höheren Grip hinten kann man ausnutzen, um damit auch den Haftungsabriss hinten beim ordentlichen Gaseinsatz etwas später erfolgen zu lassen. Nicht viel später, aber etwas.
Leider hat das ganze zwei Nachteile:
1.) Die Kiste untersteuert ohne Gegenmaßnahmen dann mehr.
Das kann dazu führen, dass der Haftungsabriss zwar recht spät, aber dann etwas plötzlicher erfolgt.
2.) Man kann die Kiste jetzt wieder neutraler bekommen, wenn man an den anderen, oben aufgelisteten Schrauben dreht (z.B. härterer Stabi hinten). Das ist sinnvoll und sollte bei einem hochwertigen Sportwagen mit Mischbereifung schon ab Werk gemacht sein (leider ist das auch bei BMW durchaus nicht immer der Fall!) Allerdings bleibt ein Nachteil trotzdem noch bestehen, nämlich das alles, was den Grip erhöht, tendenziell den Grenzbereich etwas schmaler macht. Eben auch breitere Hinterreifen.
Deshalb sagte ich, der Haftungsabriss kommt etwas später, aber dann nicht so weich.
Hier mal ein interessantes Video zu der Problematik "
hohe Querbeschleunigung vs. breiter Grenzbereich" - und nirgendwo ist das wichtiger als bei Nässe.
LinkDazu kommt allerdings auch das Marketing, weil viele Kunden glauben, dass breite Schlappen hinten grundsätzlich irgendwie "sportlich" wären.
Richtig albern war mal ein getunter Golf GTI (Frontantrieb!!) mit superfetten Schlappen auf der Hinterachse :)
Deshalb packen die Hersteller halt gerne Mischbereifung auf die Autos und kassieren dafür teilweise extra ab. Bei normalen BMWs, die es ab Werk nicht ausschliesslich mit Mischbereifung gibt, sollte man im Interesse einer neutralen Fahrwerksabstimmung lieber auf Mischbereifung verzichten. Bei Wagen wie dem E82 135i, den es nur mit Mischbereifung gab, ist eine Umrüstung auf gleich breite Reifen vorteilhaft, um das "Untersteuern ab Werk" los zu werden.
Sehr lustig waren mal zwei Tests des E81 130i in "Sport Auto", einer mit allen sportlichen Goodies inkl. 18-Zoll-Mischbereifung, Sportfahrwerk und Aktivlenkung, der andere war nackt ohne das alles. Der schnellere Wagen war der nackte! Hier kommt allerdings noch dazu, dass der 1er die sehr harten Runflat-Reifen hat, und damit die Traktion leidet.
http://www.sportauto.de/vergleichstest/kurz-geschichte-bmw-130i-gegen-ford-focus-st-1041725.htmlGrüße
ChrisH