Servus beisammen.
Ich war auf der Suche nach einem gebrauchten 320d e91 in wirklich einwandfreiem Sorglos-Zustand und suchte daher erst mal nur bei BMW-Autohäusern und nur nach Fahrzeugen mit "BMW Premium Selection". Im Internet wurde ich dann bei der BMW Auer Gruppe in Stockach vermeintlich fündig. Nur wurde ich da wirklich schwer enttäuscht und frage mich wie sorglos mit dem premium selection Siegel umgegangen wird.
Das Fahrzeug ist nach wie vor im Internet inseriert.
Im Fahrzeugmarkt der
Auer-Gruppe ist das Fahrzeug mit der internen Nummer 85310 geführt. Ein direkter Link zu dem Inserat geht leider nicht.
Hier der
Link zum Inserat bei Mobile.deIch versicherte mich vorab telefonisch ob der Wagen wirklich in einwandfreiem Zustand sei, da es sich bei dem Wagen um einen ehemaligen Streifenwagen handelte (das Erfuhr ich über die Fahrgestellnummer, der Verkäufer behauptete er wisse es nicht, nur das es ein ein Dienstfahrzeug war, aber nicht welcher Behörde). Hier im Forum hatte ich bereits gelesen das bei solchen Fahrzeugen oft das Interieur zerkratzt ist, daher bat ich auch noch um zusätzliche Bilder der Innenverkleidungen. Dabei wurde ich noch mal darauf hingewiesen das es sich um ein premium selection Fahrzeug handle und daher alles einwandfrei sei. Zusätzliche Fotos könne er gerade nicht machen aber er habe sich den Wagen angesehen und nichts ist über normalen gebrauch hin beschädigt. Er habe zwar zwei kleinere Schäden gehabt (Frontschaden knapp 2000€ und Seitenschaden mit knapp 1000€), diese seien aber perfekt instand gesetzt worden. Also fuhr ich dem Händler vertrauend und mit Geld und Kurzzeitkennzeichen im Gepäck in das 390Km entfernte Stockach am Bodensee. Mit dem Verkäufer war ein Termin vereinbart und er wusste das ich das Fahrzeug bei Gefallen gleich mitnehmen würde. Entsprechend ging ich auch davon aus das am Wagen alles gemacht sei was nötig ist.
Nun zum realen Zustand des angebotenen Fahrzeugs.
Die beiden Schäden waren viel größer als zugesichert. Die auf Nachfrage gezeigten Gutachten zeigten einen Frontschaden von knapp 4000€ (Stoßfänger und Motorhaube lackiert, Scheinwerfer ersetzt) und einen Seitenschaden von über 2000€ (Kotflügel vo. li., und beide Türen links lackiert, Beifahrertür musste dabei ausgerichtet, verzinnt und gespachtelt werden). Die Arbeiten wurden dabei nicht professionell durchgeführt. Ein Farbunterschied war gut zu erkennen und im vorderen Stoßfänger waren grobe Lackfehler zu erkennen, die PDC-Senoren waren alle schief eingebaut (möglicherweise die Halterungen innen gebrochen?) und es wurd wohl ein zu weicher Lack verwendet da die entfernten Poizei-Becklebungen tiefe Eindrücke im Lack hinterlassen haben.
Weiters war das Auto rund herum mit tiefen Kratzern und abgeplatztem Lack an Türen und einstiegen übersät die allesamt mit einem Lackstift grob überpinselt waren. Die Felgen der Beifahrerseite waren durch Bordsteinkontakt stark beschädigt.
Alle Reparaturen und Services wurden lt. Scheckheft und Gutachten dabei von einer Polizeieigenen Werkstätte durchgeführt.
Das Schlimmste war dann der Innenraum. Beide Plastikverkleidungen an der B-Säule sowie Mittelkonsole und Lenkrad war extrem tief verkratzt und unansehnlich. Am besten zu beschreiben als hätte ein Hund über Tage und Wochen mit seinen scharfen Krallen daran gekratzt. Und dies ist in keinster Weise eine Übertreibung. Zusätzlich war auch noch der Sicherheitsgurt der Fahrerseite stark ausgefranst.
Im Kofferraum fehlte dann noch die komplette Wanne in der zb. das Tyrefit-System aufbewahrt wird.
Zu guter letzt hat der Verkäufer auch noch falsche Angaben über die Ausstattung des Fahrzeugs gemacht. Im Internet wurde das Fahrzeug mit MP3-Schnittstelle, FSE und Bluetooth angeboten. Hier hatte mich der Verkäufer aber schon telefonisch darauf hingewiesen das es ich dabei um einen Fehler handle und das Fahrzeug dies nicht habe. Wurde zwischenzeitlich auch korrigiert. Allerdings steht im Angebot auch dass das Fahrzeug eine Start-Stop-Automatik hat. Während der Probefahrt bin ich mehrfach stehen geblieben aber der Motor lief weiter. Ein Blick ins Handbuch sagte wenn das Auto eine Start-Stop Automatik hat müsse auch der Knopf zum Deaktivieren der selbigen haben, welcher dem Fahrzeug aber fehlt. Nach der Probefahrt habe ich den Verkäufer noch mal explizit darauf angesprochen ob der Wagen wirklich die angebotene start-stop Automatik habe. Dies versicherte er mir mehrfach und meinte diese Automatik wäre wahrscheinlich gerade nicht gegangen weil der Motor noch nicht die richtige Temperatur hatte oder der Ladezustand der Batterie vielleicht nicht ausreichte.
Inzwischen habe ich aber erfahren das es die e91 diesel mit Automatikgetriebe gar nicht mit start-stop-automatik gibt. Diese Funktion gibt es nur mit Schaltgetriebe. Somit hat mich der Verkäufer direkt angelogen oder hat schlicht keine Ahnung von den Fahrzeugen die er verkauft.
Der Verkäufer wusste ja das ich den Wagen noch am selben Tag mitnehmen wollte, jedoch fehlten lt Bordcomputer noch verschiedene Services die in den nächsten Monaten fällig gewesen wären. Wann das noch hätte gemacht werden sollen frage ich mich da es schon Nachmittag war.
Somit hätte das Fahrzeug niemals das beworbene premium selection Zertifikat bekommen dürfen. Die Punkte 1,6,7,15,28 und 55 der 72 Punkte-Liste waren definitiv nicht erfüllt.
Das ich das Fahrzeug so nicht kaufte versteht sich von selbst. Aber das Vertrauen in das Siegel und die Aussagen eines BMW-Vertragshändlers kosteten mich einen Tag Urlaub den ich dafür extra nahm, eine Fahrt von hin und zurück 780Km und die Kosten für ein Kurzzeitkennzeichen das ich dafür eigens holte.
Das eine solche Art wohl nicht bei allen BMW-Autohäusern der Fall ist, ist mir klar. Aber hier versuchten sie so richtig mich zu verarschen.
Naja, gestern habe ich dann bei einem anderen Händler einen fast makellosen schwarzen 320d mit besserer Ausstattung (zB das endgeile Panoramadach) fürs gleiche Geld gefunden und gleich zugeschlagen. Habe also doch noch mein gewünschten e91 bekommen. Feines Teil.
Gruß,
Oli.