Es gibt die Meinungsfreiheit, klar. Aber diese berechtigt nicht andere zu beleidigen. Egal ob Rasse oder welcher Religion der Mensch gehört.
Mein Glaube erlaubt es nicht die Mutter eines anderen Menschen zu beleidigen. Gott erlaubt es uns überhaupt nicht, andere Menschen zu beleidigen.(Zitat von: gurbetcimustafa)
Vollkommen richtig: Beleidigungen sind von der Meinungsfreiheit nicht erfasst.
Allerdings: handelt es sich bei einer Karikatur tatsächlich automatisch um eine Beleidigung?
Eine Karikatur ist eine überzeichnete, überzogene Darstellung eines realen Sachverhalts. Sie will auf Missstände hinweisen, kritisieren - mit dem Ziel, dass die Welt besser wird. Ja, eine Karikatur kann beleidigend sein. Aber es ist nicht ihr Ziel, andere Menschen zu beleidigen. Karikaturen gibt es schon seit vielen hundert Jahren; sie waren irgendwann mal die einzige Möglichkeit der Bürger, überhaupt Kritik zu üben. Und gerade in der Reformationszeit (die Älteren unter Euch werden sich erinnern...) gab es viele Karikaturen, mit deren Hilfe sich die Vertreter der verschiedenen Glaubensrichtungen gegenseitig auf die Schippe genommen haben.
Ich (als Ex-Protestant-jetzt-strenggläubiger-Atheist) hab mir in den letzten Tagen auch mal viele Jesus- bzw. christliche Karikaturen angeguckt - und immer herzlich gelacht, aber auch oft gedacht: "ja, ist tatsächlich so".
Und da sind wir auch schon beim entscheidenden Punkt: ich hab den Eindruck, dass sich viele Menschen, insbesondere auch viele Moslems (die ich in der letzten Zeit zu dem aktuellen Thema habe reden hören), bei der leisesten Kritik automatisch beleidigt fühlen. Statt die Kritik (auch in Form der Karikatur) aufzunehmen, zu hinterfragen, was der Schöpfer damit gemeint hat, um draus zu lernen, wird rumgeheult, weil selbiger (also der Schöpfer) so fies, böse und gemein ist. Wir leben - so mein Eindruck - in einer Gesellschaft, die zunehmend kritikunfähig, lernresistent und automatisch beleidigt ist. Mit dem Ergebnis, dass heutzutage kaum noch (konstruktiv) kritisiert wird, weil der Kritisierende Angst haben muss, angezickt (Talkshow-Argument: "Schau Dich doch mal an"), beleidigt ("Du Arschloch"), verklagt oder umgebracht zu werden. Mit dem weiteren Resultat, dass man heutzutage kaum noch ehrliche, brauchbare Rückmeldungen bekommt. Ich merks grad selbst mal wieder: in mir wurde der Ruf nach beruflicher Veränderung laut, entsprechend habe ich mich in den Bewerbungs-Zirkus begeben - und natürlich hat mich kein Personaler auf eventuelle Fehler, Schwächen, ... in meinen Bewerbungsunterlagen hingewiesen. Ganz einfach weil jeder zu viel gesagte Satz angreifbar macht - vor allem, wenn der, der sich bewirbt, Jurist ist. Also teilt man mir, sofern eine Absage kommt, mit, dass "man sich für einen anderen Bewerber entschieden hat" und ich die Absage "nicht als Werturteil meiner fachlichen und persönlichen Qualifikation sehen darf".
Mein Aufruf an Euch da draußen:
Wenn jemand konstruktiv Kritik übt (und dazu gehören in meinen Augen auch Karikaturen), ne andere Ansicht vertritt als Ihr, sagt, dass Ihr möglicherweise auf dem Holzweg seid - sei es in direkter Ansprache oder in Form einer Karikatur: setzt Euch mit der Mitteilung, die Euch gegeben wurde, auseinander, hinterfragt sie, fragt gegebenenfalls nochmal nach - und nehmt etwas davon mit. Und werdet vor allem gelassener. Hört auf damit, jede Kritik an Eurem Handeln mit einer Kritik an Eurer Person gleichzusetzen. Hört auf damit, Euch gleich beleidigt zu fühlen. Jeder, der sich die Mühe macht, Kritik zu üben, zeigt damit automatisch, dass ihm an seinem Gegenüber etwas liegt. Eben weil man sich als Kritisierender immer etwas auf dünnes Eis begibt. Man könnte ja angezickt, beleidigt, verklagt oder umgebracht werden.
Ein paar Karikaturen zum Abschluss und zum Thema (Mohammed-frei):
und zum Abschluss - so fühl ich mich grad:
weil langsam machts wirklich keinen Spaß mehr...
Bearbeitet von: mb100 am 14.01.2015 um 10:00:58