@Chris
Da ich deine Beiträge in diesem Forum sehr zu schätzen weiß werde ich entgegen meiner Ankündigung nochmal dieses geschichtliche Ereignis etwas ausführlicher darlegen.
Die vorherrschenden Machthaber sogenannte Quraisch griffen die Stadt der Muslime Medina an und belagerten diese. Die Banu Quraiza, angeblich Freunde des Islam, halfen den Angreifern und waren mit daran interessiert die Muslime auszulöschen.
Als die Belagerung erfolglos blieb in der legendären Grabenschlacht um Medina wurde das verräterische Volk vernichtet.
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Wie du siehst sind wir unterschiedlicher Ansichten und haben unsere Quellen.
Zu welchem Ergebnis das führen soll? Vielleicht um andere zu inspirieren in die eine oder andere Richtung zu denken.
(Zitat von: double2)
Lieber double2,
diskutieren sollte man meiner Ansicht nach nie zu dem Zweck, recht zu behalten, sondern damit alle Beteiligten, also die Mitdiskutierenden, die Mitleser, aber vor allem auch man selber (!), hinterher etwas dazu gelernt hat.
In diesem Sinne freue ich mich, dass Du was fachlich relevantes beiträgst und lese es interessiert!
Mir ist der Hintergrund zum Massaker an den Banu Quraiza durchaus bekannt. Man sieht aber ja nicht zuletzt an den vielen Versuchen von Islam-Fachleuten, die Tat zu erklären oder zu rechtfertigen, dass sie wirklich problematisch war. Die Banu Quraiza waren ja außerdem ein jüdischer Stamm, von daher also sicher keine "Freunde" des Islam.
Im Nachhinein hatten sie mit dem Misstrauen gegen Mohammed recht, den letztlich hat Mohammed alle Juden auf der arabischen Halbinsel töten oder vertreiben lassen.
Ob es überhaupt in irgendeiner Form einen Vertrag gab zwischen Mohammed und den Banu Quraiza ist ebenfalls umstritten. Ohne Vertrag kein Vertragsbruch.
Mal ganz unabhängig davon war wie gesagt die Ausbreitung des Islam zu Zeiten Mohammeds beginnend mit den ersten Überfällen auf Karavanen bis zu den großen "islamischen Kreuzzügen" gegen gegen Ende von Mohammeds Leben durchgängig von Gewalt geprägt.
Wie dem auch sei, für die Zeit Mohammeds findet man (mehr oder weniger gute) Erklärungen.
Nur wird diese Barbarei durch die Aufnahme in den Koran eben in die Jetztzeit transportiert.
DA liegt doch das eigentliche Problem!
...
Das Thema Isis und Al Qaida würde ich nur durch Wissen von Massenmedien nichtmal mit der Kneifzange anfassen.
Fakt ist das Bin Laden also Al Qaida Netzwerk von den Amis unterstützt wurde im Kampf gegen ehem. UDSSR.
Zum zweiten ist es Fakt das der Grossteil der Kämpfer die die Is stellt zu Anfang unterstützt wurden im Kampf gegen Assad in Syrien damals nannte man Sie Rebellen. Amiland hat also die Region erfolgreich destabilisieren können. 100000 Syrer wurden getötet.
Irak ist immer noch instabil. Tote bis jetzt eine Million unschuldige Zivilisten. Afghanistan genauso instabil. Täglich tote. Früher war das nicht so. Erst als die Weltpolizei einmarschierte.
Fundamentalistischer Kapitalismus tötet mehr Menschen auf der Welt als ein fundamentalistische Moslems. Das kann man wohl so stehen lassen.
Wie du siehst sind wir unterschiedlicher Ansichten und haben unsere Quellen.
Zu welchem Ergebnis das führen soll? Vielleicht um andere zu inspirieren in die eine oder andere Richtung zu denken.
(Zitat von: double2)
Das meiste, was Du hier sagst, ist richtig.
Da sind nebenbei bemerkt alles Fakten, die man durch Lesen der Massenmedien erfährt. So schlimm steht´s also gar nicht um die Unabhängigkeit unserer Medien. ;)
Keine Frage, die Amis haben durch eine jahrzehntelange, ausgesprochen dumme Politik maßgeblich zum Chaos im nahen Osten beigetragen.
Allerdings muss ich auch immer davor warnen, die Welt schwarz/weiß zu sehen.
Beispiele:
In den 80igern war es bei jungen Leuten sehr populär, die Palästinenser für die Guten zu halten, weil die Amis mit den Juden kuscheln und man die Amis für die Bösen hielt. Leider ist die Welt aber nicht so simpel: Weder die Palästinenser noch die Juden noch die Amis sind hier die Guten, sie alle tragen ihren Teil zum Chaos bei. Und wenn ich mir den jüdischen Glauben und den Islam angucke, dann brauche ich nicht mal die Amis mit im Spiel, um zu sehen, dass diese beiden Parteien niemals friedlich in diesem Land zusammenleben werden - zumindest solange sie beide diese Religionen haben!
Genau deshalb helfen Deine Argumente zwar, die Situation im IS-Gebiet besser zu verstehen. Aber sie sind auch keinerlei Widerspruch dazu, dass der Islam eine in seinem Kern brutale und völlig intolerante Religion ist, die ein wesentlicher Teil des Problems ist.
Nicht richtig ist übrigens, dass Afganistan erst seit Einmarch der Amis instabil wurde.
Mal abgesehen davon, dass das Land lange litt unter den diversen Versuchen der Engländer, ab 1839 eine britische Kolonie dort zu errichten (um dem russischen Zaren zuvorzukommen, der die gleichen Absichten hatte) ging es eigentlich 1979 so richtig los:
Und zwar mit dem Einmarsch der UdSSR. Russland bombte fleissig, während die Saudis, Pakistan und die Amis örtliche Widerstandskämpfergruppen unterstützen.
Dann ging es nach dem Abzug der Russen 1989 über in endlose Kriege der örtlichen afghanischen Warlords über (Afghanistan ist eine Stammesgesellschaft!), in dem sich zum Schluss leider der Steinzeit-Islam der Taliban durchsetzen konnte, unterstützt von Pakistan, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Dann erst kam nach 9/11 die US-Besatzung, die ich von Anfang an für eine echt dumme Idee gehalten habe. Die Engländer waren gescheitert, die Russen waren gescheitert. Was also sollte bei den Amis anderes rauskommen? Das kommt davon, wenn Politiker keine Geschichtsbücher lesen!
Gerade hier sieht man aber auch, dass es kein schwarz/weiß gibt: Die Taliban z.B. haben die Bevölkerung böse terrorisiert. Es reicht also nicht, nur Amis, Russen und Engländer zu verdammen.
Man sollte auch in Syrien und Irak genauer hinschauen:
Der syrische Konflikt scheint ja nicht zuletzt auf der Unterdrückung Assads zu beruhen. Und der ist Allawit, also quasi Schiitisch! Also Gegner der sunnitischen Bevölkerung, die er ja wohl immer fleissig unterdrückt hat. Deshalb unterstützen ja auch die Hisbollah und der Iran (beide schiitisch) den Diktator Assad.
Im Irak dagegen waren die Sunniten über Diktator Sadam Hussein lange an der Macht. Der hat die Schiiten im Irak wohl unterdrückt. Denn Irak lag ja lange im Krieg mit dem schiitischen Iran, und ein sunnitischer Diktator wird den Schiiten im eigenen Land dann sicher nicht vertrauen.
Nach der Eroberung durch die US-Truppen waren plötzlich die Schiiten im Irak obenauf. Der schiitische Präsident aber war nicht willens, die Sunniten an der Macht zu beteiligen (wobei man den Amis zugute halten muss, dass sie wenigstens zum Schluss kapiert hatten, dass sie die sunnitische Ausgrenzung unterbinden müssen, damit das Land nicht im Chaos absäuft. Leider war schon alles zu spät).
Alle wichtigen Militärs im Irak waren Sunniten, und nach dem Sturz von Sadam Hussein dauerarbeitlos. Tja, und dann haben die sich halt dem IS angeschlossen. Der IS hat Unmassen Geld für Sold, um diese arbeitslosen Militärs anzustellen und zu bezahlen, denn der IS verdient viel Geld mit "ehrenswerten Tätigkeiten" wie Raubmord, Menschenhandel, Lösegelderpressung, Pornografie, Drogenproduktion und Drogenschmuggel und natürlich inzwischen auch mit Erdöl.
Auch nicht vergessen darf man, dass das Elend in der ganzen Region ja nicht erst mit den Amis anfing. Und auch nicht mit den ganzen Diktatoren wie Assad, Hussein und dem Schah von Persien.
Nach dem ersten Weltkrieg wurden Irak und Syrien Kolonien: Der Irak war englische Kolonie, Syrien war französische Kolonie. Die Franzosen z.B. haben sich in Syrien nicht gerade fein benommen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Syrische_Revolution Sowohl der Irak wie auch Syrien wiederum waren vorher osmanische (türkische) Kolonien - sicher nicht ganz freiwillig.
Kurz: Wie immer ist Geschichte ein verdammt komplexes Thema.
Ich traue den Amis nicht über den Weg. Aber man darf auch nicht übersehen, dass die Sunniten und Schiiten sich auch so die Köpfe einschlagen würden und das der Islam im Kern eine aggressive Religion ist.
Grüße
ChrisH