Deine Kumpels sind im Irrtum.
Der Drift wird ja besonders im Rallye-Sport eingesetzt. Rallye heißt Asphalt trocken, Asphalt nass, Asphalt nass verdreckt, Schotter, Schlamm, Schnee, Eis - oder alles wild gemischt. Da wird eindeutig umso mehr gedriftet, je rutschiger es ist. Auf trockenem Asphalt wird kaum gedriftet (primär macht man es dann in ganz engen Ecken). Auf Schnee dagegen geht alles quer. Warum macht man das Driften in der Rallye? Die Gripverhältnisse wechseln dort ggf. extrem plötzlich und oft. Ein übersteuerndes Auto kann der geübte Fahrer dann noch lenken, ein untersteuerndes dagegen nicht.
Oder wie Röhrl das mal so schön sagte:
"
Übersteuern ist, wenn der Beifahrer Angst hat. Untersteuern ist, wenn ich Angst habe."
Ich persönlich fahre z.B. den Caterham auch trocken bevorzugt mit gut angelegtem Gas durch Kurven, damit er im Fall des Falles eher übersteuert, statt zu untersteuern, weil er sehr sanft ins Übersteuern geht und das so für mich deutlich sicherer ist als ein Untersteuern zu riskieren. Das hat mir z.B. schon mal in einer unerwartet nassen Kurve (bei sonst trockener Straße) den Kopf gerettet. Nur muss man vorher natürlich ausreichend geübt sein, um das Auto dann auch im Übersteuern dahin lenken zu können, wo die Straße ist. Zu langsames Gegenlenken oder Konterschwünge darfst du dir dann natürlich nicht mehr erlauben.
Im Vergleich zur Trockenheit wird der Drift auf Nässe meiner Meinung nach vom Steuern des Autos her auch nicht einfacher, nur das Auslösen und Halten eines Drifts oder Leistungsübersteuerns wird einfacher, weil viel weniger PS dafür nötig sind. Gerade auf vereistem Schnee ist es nicht wirklich immer einfach, das Auto exakt dorthin zu steuern, wo man hin will, weil das Auto bei so wenig Grip sehr langsam auf deinen Input reagiert, da die Räder wegen des geringen Grips einen einmal aufgebauten Drehimpuls des schweren Autos auch nur sehr langsam wieder reduzieren können. Das braucht Übung. Auch macht es einen fühlbaren Unterschied, ob die Straße dann flach, leicht ansteigend oder leicht abfallend ist. Da gilt z.B. auch, wenn die Straße nach außen auch nur ganz leicht "hängt" (abfällt). Nur das Auslösen des Drifts ist hier natürlich easy going.
Allenfalls könnte man jetzt noch unterscheiden, ob man das Auto vorher schon anstellt, oder ob man einfach "nur" ein Leistungsübersteuern im Kurvenausgang hat. Klar, die Hardcore-Drifter machen da schon deutliche Unterschiede. O.k., ist natürlich auch leicht gesagt mit viel Training auf breiten Rennstrecken mit massig PS und hydraulischer Fly-off-Handbremse :)
Aber hey, da sollten Deine Kumpels doch erstmal zeigen, dass sie Ihre Fronttriebler mit Linksbremsen im Schnee driften können. Vermutlich wissen die nicht mal, was Driften im Fronttriebler mit Linksbremsen überhaupt ist. :) Beim Schneedriften sehe ich die Frontantriebsfraktion auch öfter, die rutschen in der Tat meist nur ein paar Runden mit der Handbremse herum und verkrümmeln sich dann schnell wieder.
Grüße
ChrisH
P.S.: Wer mehr wissen will: Im Anhang meiner Fotostory gibt es einen kleinen Grundkurs, in dem ich erkläre, wie man ein übersteuerndes Heck wieder einfängt bzw. wie man driftet:
LinkBearbeitet von: ChrisH am 15.10.2019 um 22:29:54