Hallo Leute,
ich habe am
BMW-Fahrertraining "BMW M Drift Experience" teilgenommen und möchte potentiellen Interessenten mal meine Erfahrungen dort mitteilen.
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Unten gibt es dann noch Kommentare zum M3 DKG und seiner Sperre im Drift.
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Ganz unten ein kurzes FazitDas Training kostet 330 Euro und ist ein Halbtages-Training auf BMW M3 auf dem Trainingsgelände am Flughafen München.
Offizielle Zeit war von 14:00-18:15
Vorab konnte man sich Kaffee und Kuchen nehmen, dann eine Begrüßung (mit Marketing-Filmchen), dann eine kurzer Theorie-Teil.
Die Fahrzeit war dann real von 15:00-17:50 (d.h. knapp 3 Stunden), wobei sich immer 2 Leute einen M3 teilen. Auch geht Fahrzeit ab, weil neue Übungen erklärt und vorgeführt wurden und in der Kreisbahn immer nur 2 von 4 Autos unterwegs waren, im Driftparcour nur eines von vieren, während die anderen warten. Real sitzt man dann weniger als eine Stunde selbst am Steuer.
Das klingt zunächst nach ziemlich wenig, aber der Kurs ist schon richtig anstrengend: Man steht halt 3 Stunden gut unter Adrenalin - auch auf dem Beifahrersitz! Ich hatte hinterher jedenfalls nicht das Gefühl, zu wenig gefahren zu sein (obwohl ich definitiv nichts gegen einen längeren Kurs gehabt hätte!)
Zum Theorie-Teil: Der ist sehr knapp gehalten. Einerseits gut, weil man ja viel fahren will. Andererseits: Wer vorher z.B. noch keine gute Lenktechnik hatte, ist im Fahrteil so beschäftigt, dass er dort auch nichts aus der sehr knappen Theorie umsetzten kann. Wer noch gar nicht driften kann, wird es dort nicht beigebracht bekommen! Dafür ist die Theorie viel zu kurz und der Fahrteil zu sehr nach dem Motto "so, nun fahr mal".
Der Theorie-Teil beinhaltet z.B. richtige Sitzposition, Lenkradhaltung und Lenktechnik. Nur minimal wurde auf Drift-spezifische Sachen eingegangen, z.B. auf das Auslösen des Drifts.
Dann eine ganz kurz Vorstellung der Wagen: BMW M3 E92 Coupés, leider alle mit DKG (das werde ich unten noch ausführlich kommentieren!)
Viel erklärt wurde nicht, zumindest gab es den Hinweis, das DSC abzuschalten und nicht die Powertaste zu drücken, weil die steilere Kennlinie des E-Gas nachteilig ist beim Dosieren der Leistung. (Sehr interessant - ich bin schon lange der Meinung, dass die immer mehr um sich greifenden "Sport-Modi" von Gaspedalkennlinie ziemlich schwachsinnig und kontraproduktiv beim sportlichen Fahren sind.)
Da ich halt noch E36 als Handschalter fahre, war ich stellenweise etwas überfordert und durch das ganze Elektronikzeug doch genervt und vom Fahren abgelenkt. Man muss sich halt gleichzeitig konzentrieren auf den Kurs bzw. das Driften, auf das andere Auto im Kreis, die Anweisungen vom Instruktor und dann noch ein Auto bedienen, das man nicht kennt: Warum legt das DKG denn jetzt keinen Gang ein? Wieso piept das Drecks-Teil schon wieder? Welches Paddel muss ich drücken zum Zurückschalten? Und wo ist dieses Paddel gerade am eingeschlagenen Lenkrad zu finden? Wo zum Teufel ist die Wischer-Automatik, die ich laut Instruktor nun einschalten soll. Wieso drücke ich die DSC-Taste, aber er schaltet nicht ab. Warum fährt der elektrisch verstellbare Sitz beim Fahrerwechsel nur so elend langsam nach vorne? Wie zum Henker würde man die Sitzposition abspeichern, um den Fahrerwechsel zu beschleunigen? Wo setze ich die Schaltgeschwindigkeit hoch? Wo sehe ich, ob die Sporttaste deaktiviert ist? Das sind die Momente, wo man sich in einen Caterham wünscht: Lenkrad, Schalthebel, 3 Pedale - fertig!
Die Fahrübungen werden auf bewässertem Asphalt gefahren, und zwar nur im 1. oder 2. Gang. Man ist erstaunlich oft im 1. Gang, in Anbetracht von immerhin 420 PS!
Der Wagen reagiert im 1. und 2. Gang durchaus auch etwas anders, im 1. kommt das Heck natürlich schneller, ist danach aber auch etwas leichter beherrschbar.
Der Instruktor hat sich vor jeder neuen Übung zunächst die Leute paarweise ins Auto geholt und ist mit denen die Übung einmal durchgefahren, die anderen warten solange und gucken zu, bis er mit allen die Übung einmal gefahren ist.
- Kreisbahn: Auto in den Drift bringen und gleich wieder einfangen, danach Auto in den Drift bringen und halten (kürzerer Teil)
- Doppel-Kreisbahn (d.h. Oval): In den beiden Kreis-Teilen (weiter und enger) driften.
- Drift-Parcour: Um eine Reihe versetzter Pylonen driften und den Wagen mittels Konterschwung ohne Absetzen des Drifts umsetzten (sehr schwierig, auch weil es auf dem Platz einen plötzlichen starken Gripwechsel zwischen vorderem und hinterem Platzteil gibt).
Im zweiten Kursteil sind dann zwei Autos permanent auf Doppelkreisbahn gefahren (unterbrochen nur vom Fahrerwechsel) und die beiden anderen Autos haben sich ständig auf dem Driftparcour abgelöst.
Bis auf den Drift-Parcour (dort nur 1 Auto) waren immer zwei Autos gleichzeitig unterwegs. Im Oval sogar 4 Autos. Dadurch kommt man mehr zum Fahren. Das heißt aber auch, dass man sich nicht nur auf den eigenen Drift konzentrieren darf, sondern gleichzeitig immer den anderen Wagen auf der Kreisbahn im Auge haben und sofort bremsen muss, wenn der sich dreht. Und wir haben uns alle häufiger mal gedreht……
Zum Schluss war es auch schon richtig dunkel. Der Platz hat zwar Licht, aber zusammen mit den Fontänen von der Bewässerung im Gegenlicht der Platzbeleuchtung hatte man zum Schluss manchmal doch etwas schlechte Sicht und musste schon etwas aufpassen, wo es im Oval weitergeht.
Man steht beim Training doch auch einige Zeit draussen, ggf. also Jacke mitnehmen!
Zum Abschied gab es noch eine Urkunde. Eine M-Kappe gibt's auch dazu.
Kommentar zum Driften speziell im BMW M3 DKG:
Vor allen weiteren Bemerkungen der Hinweis, dass der Instruktor deutlich besser gefahren ist und sich bei den Vorführungen nur 1 oder 2 mal gedreht hat.
Es geht im Prinzip also…
Das Driften war nicht so einfach. Ich war an dem Tag leider eh nicht richtig fit. Und meine Drift-Leistung war nicht gerade sehr souverän. Die Gruppe war da aber auf gleichem Level, wir haben uns alle etliche Dreher erlaubt.
Ich und auch mein Trainingspartner waren schon öfter mal im Untersteuern. Dann wieder etwas zu viel Gas beim Auslösen des Drifts oder im Drift und man dreht sich gleich weg. Das ging aber wohl allen so.
Auffällig für mich waren zwei Dinge:
1.) Mein Auto (323ti, Handschalter, drehmoment-fühlene Drexler-Lamellensperre) kann man mit Auskuppeln eigentlich noch gut abfangen, wenn man einen Drift überzogen hat. Der M3 ist oft abgekreiselt, wo ich mich spontan gefragt habe, ob ich meinen Wagen hier auch verloren hätte. Im M3 fiel noch auf: Je niedriger der Reibwert (immer bezogen auf nassen Asphalt) wurde, umso schwerer wurde es, das Heck abzufangen.
2.) Der auffällig harte Schlag, wenn der Wagen am Ende des Drifts wieder Grip bekommt. Wohl gemerkt auf nassem Asphalt!
Ich bin echt nicht zimperlich, aber da greift man als Beifahrer gerne mal zu zwei Haltegriffen. Noch wilder fliegt man hinten hin und her (als Mitfahrer beim Instruktor).
Das kenne ich so von meinem Wagen nicht, so was hatte ich ohne Sperre mal auf rauem, trockenem Betonboden. Aber nicht mit Sperre auf nassem Asphalt.
O.k., beides ist nicht so sauber zu vergleichen. Auf so einem großen Platz geht man natürlich nicht gerade zaghaft zu Werke, lässt das Heck ganz forsch sehr weit ausschwenken. Mein Wagen hat auch weniger PS. Auch bin ich mit meinem Wagen nicht auf diesem Platz gefahren, nicht diese Übungen, nicht mit diesen Reifen (die Michelin Pilot Sport des M3 sind glaube ich nicht gerade für ihr gutmütiges Nassfahrverhalten bekannt.)
Trotzdem bleiben bei mir zwei Fragen zum M3 DKG übrig:
- Ob das DKG die Kupplung auch zuverlässig und schnell aufmacht, wenn ich vom Gas gehe, um den Drift abzubrechen? Wenn es das nicht tut könnte das ggf. die Neigung zu Drehern erklären. Denn um einen überzogenen Drift abzubrechen ist das Treten des Kupplungspedals auf jeden Fall sehr zu empfehlen - wenn man denn ein Kupplungspedal hat!
- Wie reagiert die Differenzialsperre des M3?
Ich kenne weder dieses schwierige Abbrechen des Drifts noch den harten Schlag beim Absetzen des Drifts so von meinem Wagen. Auf beides hat auch die Sperre Einfluss. BMW rückt ja nicht richtig damit raus, was für ein Typ Sperre das ist. Angeblich "voll-variabel", drehzahlfühlend, bis zu 100 % Sperrwirkung. Damit kann es eigentlich nur um eine Viskosperre oder eine per Hydraulikpumpe aktivierte Lamellensperre (Visco-Lok) handeln.
Beide haben den Nachteil, dass sie drehzahlfühlend sind und nicht sehr schnell reagieren. Und bei beiden würde ich erwarten, dass sie beim Abbrechen des Drifts nicht so optimal funktionieren:
Eine drehmoment-abhängige Lamellen-Sperre öffnend sofort, wenn kein Drehmoment-Unterschied mehr anliegt. Wenn ich also auskuppele öffnet sie sehr schnell und die Räder können ganz frei drehen und schnell wieder Grip finden, was das Ausschwingen des Hecks beendet.
Eine reine Viskosperrre sperrt sehr langsam, und öffnet dann auch sehr langsam wieder.
Eine Visco-Lok ist Drehzahl-fühlend. Wenn man auskuppelt liegen an den Hinterrädern immer noch unterschiedliche Drehzahlen an, die Sperre öffnet also vermutlich nicht.
Visco-Lok und Vsikosperre reagieren überhaupt erst, wenn ein Drehzahlunterschied anliegt. Deshalb sollte die Sperre im Kurveneingang wohl erst recht spät sperren, erst nachdem das innere Rad durchdreht.
Auch kann ich mir gut vorstellen, dass die Visco-Lok ständig auf und zu macht, weil sie Drehzahlunterschiede braucht, die sie durch das Sperren dann aber selbst wieder beseitigt.
Fazit zum Driftkurs:
- Der Kurs hat schon Spaß gemacht, war eine interessante Erfahrung. Prinzipiell kann ich ihn empfehlen. Er ist aber eher Übungsgelegenheit für Leute, die schon etwas Driften können. Wer null Ahnung hat lernt es dort sicher nicht.
- Ob einem die real doch beschränkte Fahrzeit das Geld wert ist muss man selbst entscheiden. Driften im eigenen Auto kostet ja schliesslich auch Benzin und schwarzen Gummi, was es beides nicht umsonst gibt. Nach dem Kurs hatte man jedenfalls nicht das Gefühl, zu wenig gefahren zu sein.
- Mein Fazit war trotzdem, dass ich weitere Kurs lieber mit meinem eigenen Auto fahren möchte. Die fehlende Kupplung und die spezielle Sperre im M3 haben mir halt gezeigt, dass es sinnvoller ist, das Verhalten des
eigenen Autos im Drift besser kennen zu lernen.
- Wer privat Handschaltung fährt und noch nicht versiert im Driften ist, für den ist es ein echter Nachteil, dass es nur Autos mit DKG gibt und man den Kupplungsreflex zum Abbrechen des Drifts nicht trainieren kann. Diesen Reflex nicht zu beherrschen kann im Ernstfall halt richtig teuer werden.....
Grüße
ChrisH
Bearbeitet von: ChrisH am 15.11.2011 um 18:33:30Bearbeitet von: ChrisH am 15.11.2011 um 20:27:49