Also ich war 1999/2000 mal kurz davor, mir die Elise Mk. I zu kaufen.
Letztlich muss man sagen, dass zumindest damals die Qualität natürlich noch recht "britisch" war. Und obwohl der Wagen ein Dach hat ist es so eine Sache, ein Auto mit nacktem Alu im Winter bei Streusalz zu fahren. Ich hätte mir die Elise damals als einzigen Wagen holen wollen, und ich sage mal vorsichtig, das wäre nicht so eine tolle Idee gewesen. Im Sommer vielleicht schon, im Winter nein.
Zumal, es ist halt ein Mittelmotorwagen, d.h. der keilt schon etwas zügiger mit dem Heck aus als ein Auto mit Standardantrieb. Und dazu kommt die Empfindlichkeit von Mittelmotorautos gegen Lastwechsel: Wenn Du in einer Kurve zu schnell bist oder dort ein Hindernis auftaucht oder die Kurve zu macht, und du dann das Gas lupfst, dann setzt gleich das Heck zum Überholen an. Es heißt immer, man solle dann auf dem Gas bleiben. Gut, auf der breiten Rennstrecke machbar und vielleicht sogar lustig, auf schmalen Landstrassen gar nicht so lustig und ggf. absolut nicht machbar. Und schon gar keinen Platz hast du in dem Moment, das Auto auch noch quergestellt durch die Gefahrenstelle bewegen zu müssen.
Damit das ganze nicht zu krass wird, wurden die Fahrwerksabstimmungen der Elise dann nach einiger Zeit etwas untersteuernder (z.B. durch etwas arg extreme Mischbereifung), was nun auch nicht im Sinne des Erfinders beim Sportwagen ist. Außerdem wurde die Elise im Verlauf der Jahre auch immer schwerer.
Wenn man dann noch gerne bei Nässe sportlich fährt, dann braucht man noch viel mehr ein Auto, bei dem das Heck schön weich in den Drift übergeht und das keine Zicken beim Gas lupfen macht.
Das waren damals meine Vorbehalte, denn ich fahre primär auf kleinen Landstrassen.
Irgendwie war in der Elise bei der ganz kurzen Probefahrt in der Stadt mit dem Verkäufer auf dem Beifahrersitz auch nicht so recht der Funken übergesprungen. Gut, angesichts der Umstände vielleicht verständlich. :(
Kurz: Mir wäre ein Auto mit Standardantrieb (Frontmotor, Heckantrieb) für meine Einsatzzwecke doch bedeutend lieber, weil der viel einfach im Grenzbereich zu fahren ist, denn das Ausbrechen des Hecks passiert weicher und die Lastwechselanfälligkeit ist gering (falls die Fahrwerkskonstrukteure nicht beides versaut haben!!!)
Das hier wäre für mich die optimale Alternative zur Elise, mit Standardantrieb. Nur leider glaube ich noch nicht mit Zulassung in Deutschland: Die Ginetta G40R:
Und hier kannst Du sehen, was diese Kiste bei Nässe kann!
O.k., von dem Level Lotus Elise kann man nun in zwei Richtungen gehen:
- entweder RICHTIG extrem sportlich
- oder RICHTIG alltagstauglich
Wenn es richtig
alltagstauglich sein soll, dann fehlt mir eine echte Alternative.
Den großen Lotus traue ich nicht so recht zu, dass sie die Alltagstauglichkeit eines Porsche oder BMW haben. Und es bleibt der Nachteil des Mittelmotors. Irgendwo ist es immer noch eine Elise. Ich fand deren Tests in "Sport Auto" irgendwie nie so richtig überzeugend. Die neue Exige mit dem V6 ist halt eine Elise mit Dach und inzwischen sehr, sehr schwer und wohl von der Fahrwerksabstimmung etwas merkwürdig (interessanter Test gerade in der Auto Bild Sports Cars: Serienmäßig hebt sich am Kurvenausgang die Front beim Beschleunigen und Untersteuern setzt ein. Der Tuner, dessen Wagen da getestet wurde, hat das aber mit seinem Fahrwerk korrigiert)
Wenn es dagegen um richtig
extrem sportlich geht, dann führt kein Weg am Caterham (oder seinen Verwandten) vorbei:
Ein Caterham beeindruckt dich sogar bei einer langsamen Schleichfahrt durch die Stadt, welche in der Elise nur Schulterzucken bei mir verursacht hat. Die Agilität eines Caterham ist SO extrem hoch, dass man ihn nicht mal ansatzweise mit normalen Autos vergleichen kann. Der fährt sich wie ein zu groß geratenes Go-Kart.
Und der Caterham ist dabei VIEL alltagstauglicher als alle ähnlichen Extrem-Leichtbauten (Ariel Atom, BAC Mono, KTM X-Bow, Lotus 2-eleven, Radical SR3 SL, usw.). Er hat eine Windschutzscheibe, Heizung, Kofferraum, ein Dach, man kann auf Bordstein rauffahren usw. Verreisen mit einem Caterham ist machbar, auch wenn man wie mit dem Motorrad sparsam packen muss.
Dabei ist der Caterham durch den Standardantrieb und die extrem weit hinten liegende Sitzposition sehr einfach und gutmütig zu fahren, weil man sehr früh merkt, wenn das Heck kommt, und das kommt weich und ist gut zu kontern.
Dabei ist der Caterham S3 SEHR schmal, nämlich 1,58 m (inkl. Spiegeln) und lässt dir auf der Strasse Unmengen an Platz, um mit dem Heck zu spielen oder Dich an Gegenverkehr, Lastern und Traktoren vorbei zu mogeln. (Leider werden die Autos heute immer breitern, ein handfester Nachteil auf kleinen Strassen).
Kurz: Besser als ein Caterham geht dann eigentlich gar nicht!
Und deshalb kaufe ich gerade einen! :)
Was also im Markt fehlt ist etwas weitgehend Elektronik-freies mit Standardantrieb, möglichst leicht und dabei noch wirklich alltagstauglich (im Sinne eines normalen Sportwagens) und trotzdem richtig sportlich.
Am nächsten kommt dem derzeit der Toyota GT86 bzw Subaru BRZ mit 1250 kg und 200 PS / 200 Nm, aber manch einer hätte gerne noch mehr Leistung und Drehmoment. Und ESP und ABS sind da halt auch drin, wobei das ESP hier richtig abschaltbar ist. Damit kann man dann sicher leben.
Grüße
ChrisH
Bearbeitet von: ChrisH am 27.01.2014 um 23:04:14