Zitat:
Ich finds nur nicht gut das da so über die Diesel abgerotzt wird!
Weil Sie ja eigentlich den Bezinern überlegen sind. Hubraumkleineren sowieso.
(Zitat von: Dieselobelix)
Also, dann klink ich mich mal wieder ein - aber eben nicht auf diesem vor geistiger Armut strotzendem Niveau des Artikelverfassers, desse Horizont wohl noch in den 1970er Jahren stecken geblieben ist.
Und wenn dieser Kai schon so über Diesel abrotzt, einfal mal schauen, wer die letzten Jahre Le Man gewonnen hat. Wenn man mal nichts weiß....
Otto und Benzinmotor sind zwei völlig unterschiedliche Konzepte, die beide ihre klaren Vor und Nachteile haben. 183 PS sind 183 PS - egal ob aus einem Benziner, einem Diesel oder einem Elektromotor. Leistung ist eine Größe, die sich aus der Kraft des Motors, also seinem Drehmoment, und der Drehzahl ergibt.
Der Dieselmotor kann eine erheblich größere Kraft abgeben, da er keine Klopfgrenze kennt und somit die Aufladung mit Ladrdrücken von heute bis zu 3,5 Bar (M550d) aggieren kann ohne das irgendetwas an der Verdichtung gemacht werden muss. Ein Ottomotor läßt sich nicht beliebig hoch aufladen - auch nicht unter Reduktion der Verdichtung. Der Dieselmotor holt die Leistung über das Drehmoment.
Der Ottomotor hat eine andere Verbrennung, die in erheblich kürzerer Zeit abläuft. Damit hat er nicht so viel Kraft, ist aber zu höheren Drehzahlen fähig. Der Ottomotor holt die Leistung über die Drehzahl.
Zwei Motoren:
Ein Diesel mit 600Nm bei 3000 Umdrehungen
Ein Benziner mit 300Nm bei 6000 Umdrehungen
Beide Motoren haben die gleiche Leistung, nämlich rund 180kw, aber der Diesel ist doppelt so stark. Nur hilft ihm das nicht so viel, wie es aussieht, denn wenn das gleiche Fahrzeug angetrieben werden soll, muss der Diesel in diesel Beispiel doppelt so lange übersetzt werden. Auch kann man den Benziner mit einem Getriebe 600Nm entlocken - am Abgang dreht er dann mit 3000 Umdrehungen, was ein Zufall.
Was sich aber zwischen den Beiden unterscheidet, ist das Leistungsintegral, das viel wichtiger ist, als die Maximalleistung. Während nämlich der Benziner erst bei hohen Drehzahlen richtig agil wird, ist beim Diesel da schon alles vorbei. Der Diesel aggiert im Mittleren Drehzahlbereich und wer beim Ampelsprint einen Diesel wie einen Benziner fährt, ihn also ausdrehen läßt, braucht sich nicht wundern, wenn ein 183Ps Diesel von einem 190 Ps Benziner versägt wird. Zwischen der maximalen Leistung und dem Drehzahlbegrenzer verliert der Diesel rund 20%-30% seiner Leistung.
Gerne Verglichen wird der 535d und der 535i.
313 gegen 306 Ps
630 gegen 400 Nm.
4400 gegen 5800 Nenndrehzahl
Vergessen wir die Maximalleistung und gehen mal auf die halbe Nenndrehzahl - wie sind da die beiden im Futter:
630Nm bei 2200 Umdrehungen ergibt 145 kw
400Nm bei 2900 Umdrehungen ergibt 121 kw
Was sagt uns das? Nun, dass der Diesel bei halber Nenndrehzahl rund 20% mehr Leistung entwickelt als der Benziner. Bei dieser Drehzahl spielt sich aber auf der Landstraße fast alles ab - und das sieht man auch an den Werten: Während der 535i in 5,8 Sekunden auf 100 sprintet, schafft es der 535d in 5,5 Sekunden.
Gewinnt also der Diesel das Rennen?
Bedingt - es gibt da noch andere Größen. So ist das Drehzahlband des Benziners Größer. Zwar kann der Diesel grundsätzlich schaltfauler gefahren werden, weil er mehr kraft hat, bei sportlicher Fahrweise sieht dies anders aus. Beim Diesel ist aufgrund des geringeren Drehzahlbandes demzufolge die Gangüberdeckung kleiner. Das war auch der Grund, beim 35d das Drehzahlband um 10% zu strecken, (4400 statt 4000 Umdrehungen Nenndrehzahl) um ihn näher an den Benziner zu bringen.
Abschließen kann man also folgende Vor/Nachteile verbuchen:
Benziner:
Vorteil: hohe Drehzahlen möglich, dadurch großes Drehzahlbang
Vorteil: sofortige Gasannahme, kein Einregelverzug
Vorteil: Elastischer Bereich kann auf Ganspreizung abgestimmt werden
Vorteil: geringer Drehmomentabfall NM-max zu P-max (<10%) *)
Nachteil: höherer Verbrauch
Nachteil: im unteren und mittleren Drehzahlbereich schwächer (auch Turbo)
Nachteil: Gegenüber Diesel größeres Kühlsystem notwendig
Nachteil: deutlich höhere thermodynamische Verluste
Diesel:
Vorteil: hohe Drehmomente möglich, Limit setzt nur die Mechanik und die thermische Beständigkeit, nicht jedoch die Verbrennung selbst
Vorteil: gleiche Leistung wird mit weniger Kraftstoffeinsatz erreicht
Vorteil: im Teillastbereich erheblich sparsamer als Benziner
Nachteil: Hoher Drehmomentabfall zur Nenndrehzahl hin (20-30%) *)
Nachteil: Einregelphase - gewünschte Leistung steht nicht verzugfrei zur Verfügung
Nachteil: extremes Einknicken der Leistung jenseits der Nenndrehzahl
Nachteil: Witterungsempfindlicher - geringere Leistung insbesondere bei hoher Luftfeuchtigkeit
Nachteil: Motor ist schwerer und hat eine andere Schwerpunktlage - dadurch schlechtere Fahrdynamik
*) Drehmomentabfall ist der Verlust des Drehmomentes nach Maximaldrehmoment hin zur Nenndrehzahl.
Beispiele:
535i: Drehmoment bei Nenndrehzahl = 370Nm (statt 400) = 8% Verlust
535d: Drehmoment bei Nenndrehzahl = 500Nm (statt 630) = 26% Verlust
Vielleicht sollte man es einmal schaffen, die ganzen Resantiments aus dem vorherigen Jahrtausend über Bord zu kippen. Es gibt halt leider immernoch Kleingeister, die nicht begriffen haben, dass sich der Diesel gemausert hat und nach derzeitigem Stand der Technik mehr Vorteile als Nachteile hat. Vielleicht sollte man auch aus dem Motorkonzept keine Religion machen. Die Triebfeder,, warum manche Kleingeister immernoch nicht akzeptieren wollen, das der Diesel aufgeholt und in Teilen überholt hat, liegt meisten daran, dass nicht sein kann was nicht sein darf. 80 Jahre lang hat der Diesel keine Schnitte gegen den Benziner gemacht, jetzt hat halt einmal ein anderer den Pokal. Der Grund, warum Porsche, Ferrari und Co auf den Benziner setzen, sind keine technischen Gründe, sondern eben dieses Steinzeitdenken der Kunden.
BMW schreitet mit dem M550d wieder ein Schritt vorran und dabei ist die Technik noch lange nicht am Ende.