Zitat:
Einmal wird er als Sportlimosine und einmal als Sportwagen bezeichnet? Das sind doch zwei unterschiedliche Paar Schuhe, oder? Sportlimos, Sportcoupés und Kompaktsportler haben zwar sportliche Ambitionen, aber Performence können sie gegenüber einen reinrassigen Sportwagen nicht bieten.
Aha, laut AMS ist der 323ti so sportlich, dass man glaubt, man fährt in einem Sportwagen.
Also, einige Aussagen von AnTh-berlin sind da nicht ganz falsch.
Doch es gibt leider keine klare Definition vom Sportwagen.
Ich verstehe unter einen Sportwagen ein Fahrzeug, welches für den Motorsport konzipiert wird. Diese haben meist eine Straßenzulassung oder können zugelassen werden. Komfort ist zweitrangig.
Dabei ist der Leistungspektrum der Sportwagen sehr hoch, da sie unterschiedlichen Hubraumklassen eingesetzt bzw. für bestimmte Reglement entwickelt werden. Z.B. Porsche 904 für die Zweiliter-Klasse oder E30 M3 für DTM.
Auch in der Motorentechnik sind sie "flexibel". Neben den normalen Ottomotor (welches manchmal stärker modifiziert wird) gibt es die Hochdrehzahlmotoren (BMW M, Honda) aber auch die Turbomotoren (Nissan, Toyota).
Nun ist doch die Sache, dass BMW und Porsche stark im Motorsport vertreten waren und immer noch sind. Dies spiegelt sich größtenteils in den Modellen wider.
Der 328, 2002ti, E30 M3, E36 M3 und der E46 M3 (CSL) sind meiner Meinung Sportwagen. Ob der 323ti wirklich ein Sportwagen ist? Da können wir doch ein Thema aufmachen, denn das wird hier zu viel Offtopic.
(Zitat von: Rollstuhlraser)
So, jetzt muss ich etwas ausholen. Vielleicht dient das einfach mal zur Anregung, das Thema Sportwagen kritisch zu hinterfragen.
Wie schon mal diskutiert gibt es heute praktisch keine Sportwagen mehr, die irgendwas mit Motorsport zu tun haben!
In den 50iger Jahren wurde in der Tat der Mercedes 300 SL als Rennwagen konzipiert, und davon nachträglich eine Strassenversion gebaut. Das gleiche gilt in den 60igern für den Ford GT40.
ALLES was Du heute als "Sportwagen" serviert bekommst, sind explizit als STRASSEN-Autos konstruierte Fahrzeuge. Sinn und Zweck ist der Verkauf an Privatpersonen und der Einsatz im Alltag, im Optimalfall mal unterbrochen durch einen kleinen Trackday.
Von diesen Strassenwagen werden NACHTRÄGLICH teilweise Rennversionen abgeleitet, dies ist z.B. in der gesamten GT3-Klasse der Fall. Diese sind recht umfangreich modifiziert und haben mit dem Strassenauto nicht mehr viel gemein.
Beim Z4 GT3 z.B ist ein Motor verbaut, den es in der Serie gar nicht gibt, und dieser ist natürlich umfassend modifiziert. Beim BMW M3 GT (GTE-Klasse, der z.B. in der ALMS läuft) ist gar ein Transaxle-Getriebe verbaut, was nun wahrlich kaum noch Ähnlichkeit zum Serienauto aufkommen lässt. Darüber hinaus werden Anlenkpunkte der Radaufhängung verändert, bei BMW fliegt die idiotische Visko-Loc-Sperre raus und wird durch eine Drexler-Lamellensperre ersetzt, das ganze Chassis wird erheblich versteift durch einen mittragenden Käfig, Karosserieteile durch Carbonteile ersetzt usw usw. Glaub mir, ein BMW M3 GT hat mit dem Strassenwagen aber rein gar nichts zu tun!
Dann gab es noch ein paar wenige Ausnahmen, z.B. den Porsche GT1, den Mercedes CLK-GTR oder den Maserati MC12 Corsa . Dies waren wirklich von Rennwagen abgeleitete Strassenwagen. Nur glaub mir, die Dinger sind für echte Strassen so geeignet wie ein Formel-1-Renner für einen Feldweg. Völlig unübersichtlich, gigantischer Wendekreis, praktisch unmöglich, so was einzuparken. Dazu viel zu breit, was das Überholen sehr häufig unmöglich machen wird.
Stell Dir mal einen Audi R18 (der aus Le Mans) auf einer öffentlichen Strasse vor, das Ding ist da völlig unfahrbar, schon weil Du überhaupt nichts siehst.
Damit sind wir beim nächsten Punkt: WO soll der Wagen denn fahren können und schnell sein? Es sind bereits ganz fundamentale Unterschiede im Fahrwerk, ob Du eine Rennwagen für die Rundstrecke hast oder für eine Asphaltprüfung einer Rallye. Ein für den topfebenen Asphalt in Hockenheim optimierter Rennwagen ist mit Bodenwellen und Absätzen völlig überfordert. Gleichermassen kann ein Rallyeauto mit Asphaltabstimmung mit einem Rundstrecken-Rennwagen in Hockenheim nie mithalten.
Es gibt also schon mal nicht das optimale Auto, sondern nur das optimale Auto für einen bestimmten Einsatzzweck!
Jetzt geh hin, und frag Dich, WO Du deinen Sportwagen sportlich bewegen willst. Wenn das ausschließlich Trackdays in Hockenheim sind, dann wirst Du mit einen Gumpert Apollo viel Spaß dort haben.
Wenn es buckelige, kleine Paßstrassen im Schwarzwald - vielleicht sogar bei Nässe - sind, dann verbringst Du im Gumpert deine Zeit primär damit, hinter anderen Autos herzufahren, weil Du da mit einem über 2 Meter breiten Auto gar nicht überholen kannst und ein LKW im Gegenverkehr in den blinden Kurven lebensgefährlich wird. Und wenn Du mal freie Fahrt hast, wirst Du verdammt aufpassen müssen, dass dich nicht eine Bodenwelle aushebelt und Du verlierst vermutlich ruck-zuck die Kontrolle über den Wagen, weil die mechanische Traktion bei Nässe auf schlechten Oberflächen einfach nicht mehr zu diesen fetten PS-Zahlen passt. Als Resultat wirst Du mit dem Wagen nur auf den wenigen Geraden schnell fahren können, in Kurven machst Du da freiwillig langsam.
Dazu hast Du in Hockenheim Unmassen Platz, um ein ausbrechendes Heck einzufangen. So ein fetter Gumpert lässt Dir auf der Paßstraße keinen Millimeter Raum mehr, da kommt gleich der Abgrund oder die Felswand.
Wie willst du den Wagen da ausfahren? Es ist egal, wie gut der in Hockenheim funktioniert, auf der Paßstraße ist das nur Frust!
Nochmals zur Nässe: Immer mehr Sportautos sind so extrem auf Performance bei Trockenheit (auf topfebenem Asphalt) ausgelegt, dass sie bei Nässe ohne ESP gar nicht mehr fahrbar sind. Wenn man also einen Wagen haben will, der unter allen Bedingungen auf der Strasse als Sportwagen funktioniert, dann muss man bei der Trocken-Performance gewisse Abstriche machen. Der Wagen ist dann also nicht schlechter, sondern nur allround-tauglicher oder weniger spitz spezialisiert. Alles zusammen kann es nicht geben, das ist Illusion.
--> Ein Sportwagen für die Strasse sollte näher am Rallye-Wagen in Asphaltabstimmung sein als am Rundstrecken-Rennwagen.
So, nun noch zu Motorleistung:
Überlegt mal, früher hatte die Autos viel weniger PS als heute.
Z.B. der NSU TT hatte 65 PS und war 155 km/h schnell.
Der war so gut, dass er heute noch bei Bergrennen und Slaloms dabei ist (natürlich mit ordentlichem Motor-Tuning).
Ist das nun ein Sportwagen? Ja, weil die Basics stimmen! Die PS sind absolut nebensächlich.
Du zählst als Sportwagen auf:
328, 2002ti, E30 M3, E36 M3 und der E46 M3 (CSL)
Da gebe ich Dir erstmal recht, man muss bloß mal gucken, in wie vielen Rennsportveranstalungen z.B. der E30 M3 noch heute mitfährt. Klar ist das ein Sportwagen!
Glaub es, oder nicht, aber die Rundenzeit des M3 E30 schafft meine leicht modifizierter 323ti auf dem kleinen Kurs in Hockenheim problemlos.
Das ist auch kein Zufall, denn der 323ti hat z.B. hinten die versteiften Schräglenker des M3 E30 geerbt. Die Vorderachse ist eh fast identisch.
Der M3 E30 war übrigens gar nicht so sehr modifiziert, primär war es der Motor, ein anderes Getriebe und die verbesserte Aerodynamik. Ein normaler E30 ist durchaus nicht so weit vom M3 E30 entfernt.
Alle diese Wagen sind übrigens 4-Sitzer, Du bezeichnest sie aber als Sportwagen.
Ist auch korrekt, denn das Weglassen von 2 Sitzplätzen macht noch lange keinen Sportwagen! Sportlimousine sagt je nichts weiter, als dass der Wagen 4 Sitze hat.
Sorry, für die Länge. Vielleicht hilft es ja etwas, das Thema Sportwagen mal distanzierter zu betrachten.
Hier noch mal als Anregung ein Vergleich vom M3 E30 und M3 E92 -
und zwar bei Nässe!
Grüße
ChrisH
Bearbeitet von: ChrisH am 19.08.2012 um 22:03:16Bearbeitet von: ChrisH am 19.08.2012 um 22:04:05