Hi Basti
Die ET 48 ist voll und ganz o.k.
Alles was ich jetzt ausführe gilt für die Vorderachse!
Wenn die ET zu klein wird (durch Felgen mti kleiner ET oder durch Kombination mit Spurplatten), dann verlierst Du den "negativen Lenkrollradius" oder auch "negativer Lenkrollhalbmesser".
Ist etwas schwierig zu erklären ohne Bild.
Hier gibt es auch Bilder dazu:
http://de.wikipedia.org/wiki/LenkrollradiusDer Lenkrollradius beschreibt, wo auf der Straßenoberfläche die Reifenmitte relativ zu der Achse liegt, um die das Vorderrad beim Lenken geschwenkt wird.
Wenn Dein rechtes Rad irgendwie mehr verzögert wird als das Linke (z.B. Bremsen auf unterschiedlich griffigem Grund oder Du fährst rechts durch ein Schlagloch oder über einen Stein oder ein Reifen platzt) dann wird das ganze Auto ja nun rechts mehr verzögert und zieht nach rechts rüber.
Wenn nun aber die Reifenmitte weiter innen liegt als diese Lenkachse (NEGATIVER Lenkrollradius), dann führt eine solche Verzögerung aber dazu, dass das rechte Vorderrad nach links schwenkt, und damit dem Eindrehen des Autos nach rechts entgegenwirkt! Das Auto stabilisiert sich also selbst!
Wenn nun die ET sehr klein wird, dann liegt die Reifenmitte weiter aussen von der Lenkachse (POSiTIVER Lenkrollradius), das Rad dreht bei Verzögerung nach aussen und verstärkt die Kursabweichung des Autos anstatt sie zu vermindern.
Das betrifft dann auch sehr die Spurrillen-Empfindlichkeit.
Dazu kommt, dass auch die Rückstellkräfte der Lenkung bei Verlust des negativen Lenkrollradius deutlich abnehmen können. Ggf. auch so weit, dass Du das Lenkrad sich von selbst kaum noch in die Nullstellung dreht.
Unsere E36-Fahrwerkskunde erklärt es auch etwas:
https://www.bmw-syndikat.de/bmw-syndikat/archiv/e36_fahrwerk/fahrwerk_e36_html.aspVielleicht hilft das Video mit Lenkrollradius = 0 auch etwas: Hier reagiert die Lenkung gar nicht auf das Hindernis, weder drehen die Vorderräder nach links noch nach rechts:
Ich hoffe das hilft etwas. Am besten überlegt man sich mal logisch mit Hilfe der Bilder, was passiert, wenn man von vorne auf das Rad drückt, und wohin es dann um die Lenkachse schwenkt.
O.k. aber wie viel ET?:
Leider weiss ich nicht, wann genau bei welcher ET bei E36 oder E46 der Lenkrollradius null wird.
Die alltagstauglichere Lösung ist auf jeden Fall eine mit recht viel negativem Lenkrollradius (also großer ET nahe an den Serienfelgen).
Meine Ansicht ansonsten wäre:
Je schlechter die Strasse und je eher ungleichmäßige Bremswirkungen links und rechts auftreten können (partial nass, "Bauernglatteis", Split oder Sand, ausgefahrene glatte Spuren in der Strasse, Schnee), umso wichtiger wird es für die Beherrschbarkeit im Grenzbereich, den negativen Lenkrollradius zu behalten. Denk auch dran: Sehr schmale Strassen lassen Dir nicht den Platz, ein plötzlich nach rechts "abhauendes" Auto wieder einzufangen, da bist Du schon in der Bankett oder dem Graben.
Für ein Rennstrecken-Spielzeug für Hockenheim ist das etwas anderes sein, weil die Strecke sehr gut ist und ewig breit, so dass man mehr als genug Raum hat, das Auto wieder auf Kurs zu bringen. Hier kann man bzgl. maximaler Querbeschleunigung etwas von einer breiteren Spur durch kleine ET profitieren, und das Risiko durch wenig negativen Lankrollradius bleibt überschaubar.
Theoretisch kann man vorne viel ET und hinten wenig ET nehmen (alle negativen Effekt auf die Lenkung gelten ja vorne), man verschiebt das Eigenlenkverhalten dann aber zumindest leicht Richtung Untersteuern, weil die Haftung der Hinterachse von der breiteren Spur etwas profitiert. Ich persönlich würde es daher nicht machen, weil mir ein neutraleres Auto lieber ist.
Grüße
ChrisH
Bearbeitet von: ChrisH am 07.07.2012 um 16:36:55