Nachstehend eine Zusammenfassung der Arbeitsschritte, die bei der Überholung eines festsitzenden Bremssattels erforderlich sind.
Symptome eines festsitzenden BremssattelsDer Bremssattel sitzt mit hoher Wahrscheinlichkeit fest, wenn folgendes festgestellt werden kann:
- Beim freien Drehen des Rades (Fahrtzeug angehoben) ist ein deutlicher Widerstand zu spüren und evtl. ein Schleifgeräusch hörbar. Achtung: an den hinteren Rädern kann dafür auch die Trommel der Handbremse verantwortlich sein, das hat dann eine andere Ursache.
- Eine merkliche bis sehr starke Erwärmung einzelner Felgen/Räder bei längeren Fahrten mit höherer Geschwindigkeit. Dies kann sich außerdem durch unruhiges Fahrverhalten (z.B. leichtes Schlagen des Lenkrades) und einseitiges Ziehen der Bremse äußern.
- Der Bremskolben lässt sich beim Wechsel der Bremsbeläge nicht mit normalem Kraftaufwand zurückdrücken.
UrsachenIn nahezu allen Fällen ist das Eindringen von Wasser durch die äußere Dichtungsmanschette des Bremskolbens für dessen Schwergängigkeit verantwortlich. Ursache dafür kann entweder eine mechanische Beschädigung der Dichtung sein (z.B. ein kleiner Riss durch eine Unachtsamkeit beim Bremsklotzwechsel) oder die allgemeine Alterung des Gummis, die zu einem Nachlassen der Spannkraft führt, u.a. begünstigt durch Temperatur und Streusalz.
Dringt nun Wasser durch die äußere Dichtung ein, beginnt die Korrosion des Kolbens im vorderen Bereich der Ringnut und wandert langsam nach hinten. Ist der Rost irgendwann bis zur funktionsrelevanten Viereckdichtung vorgedrungen, wird der Kolben durch die nun sehr viel rauere Kolbenoberfläche schwergängig und wir erhalten die oben beschriebenen Symptome.
Übrigens: beim Bremsklotzwechsel muss der Kolben durch die anschließend wieder dickeren Bremsbeläge nach innen gedrückt werden. Der potentiell angerostete vordere Bereich des Kolbens, der in Verbindung mit den alten Belägen nicht gestört hat, wird folglich in Richtung der Viereckdichtung verschoben. Damit ist das Phänomen erklärbar, dass eine zuvor intakte Bremse kurze Zeit nach dem Bremsklotzwechsel fest sitzt, bei dem doch alles so schön saubergemacht wurde und noch supertoll aussah...
Wer sollte die Reparatur durchführen?Falls ihr eines der oben genannten Probleme habt und nun voller Tatendrang euren Bremssattel zerlegen wollt, solltet ihr euch erstmal kritisch fragen, ob ihr dafür ausreichend Erfahrung habt! Man kann sicherlich viel aus Anleitungen und Foren entnehmen, aber wenn ihr noch nie selbst - die Bremsklötze gewechselt und
- eine Bremse entlüftet
habt, dann lasst es oder holt Euch jemand dazu, der sich damit auskennt! Ihr kämpft ansonsten gegen zu viele Baustellen und die Bremse als DAS sicherheitskritische Bauteil ist nichts für Anfänger oder Experimente!
Weiterhin sei gesagt: es gibt keine Gewährleistung auf diese Beschreibung!
Jeder handelt auf eigene Verantwortung.Was wird für die Reparatur benötigt?Wenn ihr euch eurer Sache sicher seid, benötigt ihr für die Überholung des Bremssattels folgendes (BMW E46):
- Dichtungssatz Bremssattel, ca. 15 EUR
- Bremskolben, ca. 25 EUR (eigentl. optional, in vielen Fällen sehr empfehlenswert)
- Reparatursatz Führungshülse, ca. 13 EUR (optional, aber empfehlenswert)
- ATE Bremszylinderpaste, ca. 14 EUR (BMW-Teile-Nr. 83 19 9 407 854)
- Bremsklotzpaste, ca. 4 EUR (BMW-Teile-Nr. 81 22 9 407 103 oder Plastilube)
- Bremsflüssigkeit DOT4, ca. 12 EUR (1l-Dose zum Nachfüllen)
Angegebene Preise: pro Bremssattel (nicht pro Paar bzw. Achse). Die beiden Pasten sind bei ökonomischer Verwendung allerdings für viele Auto-Komplettüberholungen ausreichend.
Die Bremssattelüberholung sollte möglichst immer Achsenweise erfolgen.
Bis auf den Bremskolben bekommt ihr alles bei BMW. Originalteil-Hersteller ist in der Regel ATE, dessen Produkte könnt ihr natürlich auch bedenkenlos kaufen.
Der Form halber noch eine Warnung: welche Konsequenzen der Einbau von NoName-Produkten (z.B. von Ebay) im Bremsbereich haben kann, darf sich jeder selbst ausmalen! Sparen könnt ihr überall, nur nicht hier, alles andere wäre wirklich pure Dummheit!Die Bremskolben werden als Original-Ersatzteil leider nicht von BMW oder ATE vertrieben. Ein qualitativ vergleichbarer Hersteller ist z.B. die Fa. BUDWEG. Man muss allerdings etwas suchen, um an deren Produkte als Privatperson ranzukommen. Die Teile sind aber u.a. bei
http://www.aubautoteile.de zu finden (der Name TRISCAN sollte hierbei nicht irritieren, geliefert wurde zumindest bisher immer in der original BUDWEG-Verpackung). Falls jemand noch weitere bzw. bessere Quellen kennt, bitte kurz Bescheid sagen, ich ergänze sie dann gerne an dieser Stelle.
Neben den bremsspezifischen Teilen wird noch folgendes benötigt (BMW E46):
- Wagenheber + Unterstellbock
- Ratsche
- Drehmomentschlüssel 110 Nm (für Radschrauben)
- Drehmomentschlüssel 28 Nm (für Führungsschrauben des Bremssattelgehäuses)
- Nuss 17 mm (für Radschrauben)
- Inbus 7 mm (für Führungsschrauben des Bremssattelgehäuses)
- Kombizange
- Drahtbürste Stahl
- Stahlwolle
- Nass-Schleifpapier Körnung 2000
- Bremsen- und Teilereiniger
- Spiritus
- Druckluftpistole 10-15 bar (optional)
- Bremsen-Entlüftungsgerät (optional)
- Kleinzeug (Schutzbrille, Gummihandschuhe, Lappen, Eimer usw.)
Außerdem braucht ihr noch Zeit, und zwar ausreichend. Wenn die Bremsleitung abgeklemmt ist, fährt euer Auto erstmal keinen Meter mehr, bis alles wieder eingebaut und die Bremse entlüftet ist. Als grobe Schätzung solltet ihr mal mit folgendem Zeitbedarf für einen Bremssattel rechnen (keine Profi-Zeiten):
- 5 Min. BMW aufbocken, Rad demontieren
- 10 Min. Bremssattelgehäuse abbauen
- 15 Min. Reinigung der Einzelteile
- 30 Min. bis 2 Std. Bremskolben auspressen, Bremssattelgehäuse entrosten
- 30 Min. Zusammensetzen des Bremssattelgehäuses
- 15 Min. Bremssattelgehäuse einbauen
- 30 Min. bis 1 Std. Bremssystem entlüften (je nach Methode)
- 5 Min. Rad montieren, BMW ablassen
- 1 Min. Funktionsprüfung
Fazit: wenn ihr am Morgen anfangt, solltet ihr euch bis zum Abend nicht mehr allzu viel vornehmen, falls ihr alle vier Bremssättel überholen wollt, dann für den Rest des Tages nichts mehr.
Alle nun folgenden Bilder sind übrigens bei der Bremssattelüberholung eines E46 entstanden und können entweder Teile des vorderen oder hinteren Bremssystems zeigen. Dies Schritte sind aber für beide Achsen vollkommen gleich und auf viele KFZ-Typen nahezu 1:1 übertragbar.
1.) Nun geht’s losAuto aufbocken und Rad abnehmen. Wenn das geschafft ist, geht’s an den Bremsverschleißfühler (nur vorne links und hinten rechts verbaut), der bei der Demontage gerne aus Unachtsamkeit mal zerstört wird. Muss er aber nicht: einfach den Fühler bei noch komplett eingebauter Bremsanlage mit der Kombizange behutsam an der Halteklammer (siehe Pfeil im nächsten Bild) fassen und mit mäßigem Kraftaufwand nach außen ziehen.
2.) Abbau des BremssattelsDa die Bremssattelreparatur ohnehin nur erfahrene Schrauber durchführen sollten, müsste das jeder selbst problemlos hinbekommen. Bei Unklarheiten sei an dieser Stelle z.B. auf die
Anleitung zum Wechseln der Bremsen beim E46 verwiesen. Der Bremsträger kann übrigens angeschraubt bleiben.
Ihr solltet nach dieser Aktion den Stand im folgenden Bild erreicht haben. Aus der abgeschraubten Bremsleitung tritt etwas Bremsflüssigkeit aus, die in einem bereitgestellten Eimer aufgefangen werden sollten.
3.) Auspressen des alten BremskolbensEs gibt vier Möglichkeiten, den alten Bremskolben auszupressen:
- Druckluft
- Nutzung des vorhandenen Bremssystems
- Fettpresse
- mechanische Abziehvorrichtung
Auf die Möglichkeiten c) und d) werde ich nicht näher eingehen, da hierfür Adapterstücke und Gerätschaften notwendig sind, die normalerweise eher bei Leuten zu finden sind, die dann auch wissen, wie’s geht.
Am schnellsten funktioniert Möglichkeit a), das Auspressen mit Druckluft. Dabei sollte unbedingt eine Schutzbrille getragen werden. Bremsflüssigkeit im Auge ist keineswegs gesundheitsfördernd und mit Druckluftunterstützung spritzt sehr schnell etwas davon durch die Gegend! Einigermaßen säurefeste Handschuhe (siehe Pfeil 1) sind ebenfalls empfehlenswert.
Um, falls ein Malheur passiert, nicht die heilige Werkstatt zu „verseuchen“, sollte man das Auspressen im Freien auf einer saugfähigen Unterlage durchführen. Dazu wird die Druckluftpistole (Pfeil 2) in einem alten, einigermaßen luftdurchlässigen und leicht feuchten Lappen gedrückt. Bitte darauf achten, dass der Lappen über der Luftaustrittsdüse nur 1-lagig liegt (Pfeil 3) und Luft durchströmen kann. Der restliche Teil des Lappens wird zur Abpolsterung ausreichend dick hinter den bald herausschießenden Bremskolben gelegt (Pfeil 4). Nun wird die Druckluftpistole mit dem davorliegenden Lappenbereich in den Anschluss des Bremsschlauches gedrückt (Pfeil 5). Der leicht feuchte Lappen dichtet dabei seitlich gegen austretende Druckluft ab und verhindert zudem eine Beschädigung des Gewindes. Beim Reindrücken sollte keinesfalls Gewalt angewendet werden, normalerweise klappt das ganze mit ausreichender Abdichtung bei Standard-Druckluftpistolen recht zuverlässig.
Bevor ihr die Pistole mit ca. 6-8 bar „abfeuert“, solltet ihr Euch vergewissern, dass der Lappen zur Abpolsterung korrekt vor dem Bremskolben liegt (Pfeil 6), Eure Finger nicht im einklemmgefährdeten Bereich sind (Pfeil 6) und der Düsenbereich ausreichend überdeckt ist (Pfeil 7). Falls der Bremskolben nach dem Anlegen der Druckluft nicht rauskommen sollte, ist letzteres sehr wichtig, da die komprimierte Luft im Bremskolbenraum bei Wegziehen der Pistole Bremsflüssigkeit mitreißt und diese ansonsten unkontrolliert rumnebelt und -spritzt. Also bitte aufpassen!
Ist der Kolben bei Euch
nicht wie bei Pfeil 8 heurausgekommen, könnt ihr es nochmals mit höherem Druck (max. 15 bar) versuchen. Sitzt der Bremskolben derart fest, dass sich immernoch nichts bewegt, kann Variante b) angewendet werden.
Bei Variante b), dem Auspressen mit Hilfe des Auto-Bremssystems, bleibt die Bremsleitung am Bremssattelgehäuse angeschlossen. Das Bremssattelgehäuse wird allerdings vom Bremsträger demontiert und es werden die Bremsklötze entnommen. Danach wird das Bremssattelgehäuse über einem Eimer mit einem Draht (zur Zugentlastung des Bremsschlauchs) aufgehangen. Die anderen drei Bremsen müssen dabei am Bremskreislauf angeschlossen und entweder noch an originaler Stelle eingebaut oder mit einem Anschlag versehen sein (für die Spezialisten, die gleichzeitig auspressen). Dann wird mit kurzwegigen Pumpbewegungen am Bremspedal der Bremskolben so lange ausgepresst, bis ein Plop-Geräusch zu hören und der Kolben frei ist. Die Sauerei hält sich durch den darunterstehenden Eimer i.d.R. in Grenzen, da Bremsflüssigkeit im Gegensatz zu Druckluft nicht kompressibel ist und es somit nicht spritzt.
So schön Variante b) auch klingt, sie ist nicht unproblematisch. Zum einen geht deutlich mehr Bremsflüssigkeit als bei Variante a) verloren und es ist relativ umständlich, mehrere Bremskolben parallel auszupressen. Zum anderen besteht die Gefahr, dass die Dichtungen des Hauptbremszylinders durch die im normalen Fahrzeugbetrieb nicht auftretenden langen Hubwege beim Pumpen Schaden nehmen. Deshalb bitte den Tipp mit den kurzwegigen Pumpbewegungen berücksichtigen, der allerdings auch keine Garantie dafür ist, dass manch marode Dichtung sich nicht gänzlich verabschiedet.
4.) Schadensbilanz, Reinigung und EntrostungIst es geschafft, den Kolben auszupressen, können die eventuellen Rostschäden begutachtet werden. Ist die Bremskolbenoberfläche hinter der Dichtung bereits vom Rost deutlich angegriffen (Pfeil 8 im vorherigen Bild), sollte über den Einbau eines neuen Kolbens ernsthaft nachgedacht werden. Man kann durch Schleifen zwar einiges retten, aber spätestens
wenn die Oberfläche im Bereich der inneren Rechteckdichtung, über die der Kolben im eingebauten Zustand gleitet, angegriffen und nach dem Schleifen nicht mehr richtig rund ist, muss ein neuer Kolben verbaut werden. Alles andere ist Pfusch und wird bald wieder zu Undichtigkeiten und damit Rost führen!
Der restliche Teil des Bremssattelgehäuses sieht auf den ersten Blick in allen Fällen schlimm aus (nachfolgendes Bild), allerdings kommt es hier nur auf die funktionsrelevanten Bereiche an: die Außenseiten der beiden Dichtungsnuten. Dass der Bremssattel oberflächlich rostet, ist normal und liegt an der verwendeten Gusslegierung. Diese rostet oberflächlich, es geht aber auch nach längerer Zeit nicht in die Tiefe, ähnlich bei den Kanaldeckeln von Straßen.
Zur Reinigung und Entrostung: wer das Bremssattelgehäuse lackieren will (diese Aktion wäre eine gute Gelegenheit), kann es gerne vollständig metallisch blank schleifen. Ansonsten ist eine Reinigung von allem losen Schmutz mit der Drahtbürste und ein anschließendes Abscheuern mit Stahlwolle ausreichend. Rost und Schmutz kommen ohnehin sehr bald wieder.
5.) Aufbereitung funktionsrelevanter BereicheWas angesichts des Reparaturumfangs auf alle Fälle mitgemacht werden sollte, ist der Einbau neuer Führungshülsen, da dies von Straßenschmutz und Temperatur ebenfalls über die Jahre sehr mitgenommen werden. Dazu die alten Gummiteile, z.B. mit einem ausgedienten Schraubendreher, aus den Löchern drücken. Es sollte darauf geachtet werden, dabei die Innefläche der Löcher nicht zu beschädigen. Außerdem sollte die Entlüftungsschraube entfernt und genau wie die beiden Führungsschrauben gründlich gereinigt werden. Letztgenannte sind übrigens aus rostfreiem Edelstahl und sollten problemlos glänzend sauber zu bekommen sein.
Mit sehr großer Sorgfalt müssen im nächsten Schritt die beiden Dichtungsnuten vom Rost befreit werden. Jede Unebenheit an deren Außenfläche, gegen welche die Ringe gedrückt werden, ist potentiell ein Eintrittspunkt für Wasser und verantwortlich dafür, dass die Korrosion bald wieder beginnt. Auf die Geometrie kommt es hier (in gewissen Grenzen) nicht so sehr an wie beim Kolben, da keine Verschiebung gegenüber den Dichtungen erfolgt und eine langfristige Angleichung der elastischen Dichtungen möglich ist. Also: mit leicht feuchtem Nassschleifpapier und Stahlwolle dem Rost im Nutbereich zuleibe rücken, bis alles glatt und metallisch glänzend ist (siehe nachfolgendes Bild). Mit dem 2000er Nassschleifpapier braucht ihr euch auch wenig Sorgen machen, dass ihr zu viel vom Bremssattelgehäuse abtragt.
Wenn die Rostbefreiung abgeschlossen ist, muss alles gründlichst (!) von losen Partikeln, Stahlwolleresten, und Korundkörnern des Schleifpapiers gereinigt werden. Am besten nochmals mit Bremsen- und Teilereiniger einsprühen, alles mit einem sauberen Schwamm abreiben und mit fließendem Wasser abspritzen. Unmittelbar danach sollte aus Korrosionsschutzgründen der spätere Einbauort des Bremskolbens mit 100%igem Spiritus ausgeschwenkt und mit Druckluft ausgeblasen werden. Insbesondere in die Bohrungen für die Entlüftungsschraube und die Bremsleitung sowie in die Dichtungsringnuten hängt sich gerne mal Schmutz rein, der ausgeblasen werden will!
6.) Zusammensetzen des BremssattelsWenn alle Teile parat liegen (siehe nachfolgendes Bild) und auch Eure Hände sauber sind, kann’s an’s Zusammenbauen gehen.
Zuerst wir der Viereck-Dichtring dünn mit Bremszylinderpaste eingestrichen. Dazu solltet ihr eure
sauberen (!) Finger benutzen (die Paste ist kein Kontaktgift und auch problemlos wieder abzubekommen). Anschließend wird der Ring in die (vom Bremsklotz aus gesehen, wie immer in diesem Beitrag) zweite Nut eingesetzt (nachfolgendes Bild). Dabei ist darauf zu achten, dass er
nicht in sich verdreht ist und plan sitzt.Im nächsten Schritt wird der Bremskolben auf der Mantelfläche hinter der Ringnut dünn mit der Bremszylinderpaste eingestrichen. Wenn Eure Finger auf der blanken Oberfläche Schmutzspuren hinterlassen oder ihr Sandkörner o.ä. spürt, macht alles nochmal peinlich genau sauber und fangt von vorne an! Das ist durchaus ernst gemeint, wenn ihr wollt, dass Eure Reparatur lange vorhält.
Wenn weiterhin alles blitzblank ist, kann der Dichtring mit Balg dünn mit Bremszylinderpaste eingestrichen und danach von hinten über den Bremskolben gestülpt werden.
Man benötigt dafür außer seinen Fingern keine Hilfsmittel!Nun muss der Dichtring einmal umgestülpt werden, dass er so aussieht wie auf dem nachfolgenden Bild. Dazu kann er zuerst in die Ringnut (Pfeil 11) hineingeschoben und anschließend nach hinten wieder herausgezogen werden. Bei dieser Aktion unbedingt vorsichtig agieren und den Ring z.B. mit dem Fingernagel aus der Nut unterstützend „heraushelfen“, keinesfalls stark ziehen, scharfkantige Gegenstände benutzen oder Gewalt anwenden!
Zum besseren Verständnis für die nachfolgenden Schritte: Pfeil 9 weist auf die Ringdichtung zum Bremssattelgehäuse, Pfeil 10 auf die Dichtung des Balgens zum Bremskolben, die später in die Ringnut (Pfeil 11) hineingeschoben wird.
Zum Einsetzen des Kolbens wird nun die Dichtung (Pfeil 9) in die erste Nut des Bremssattelgehäuses unten eingesetzt (siehe nachfolgendes Bild, Pfeil 12). Im unteren Bereich ist auf einen korrekten Sitz zu achten. Anschließend können die übrigen Bereiche der Dichtung in die Nut gedrückt werden. Ein geringes Hinausstehen des Dichtungsrandes hinten über den Bremskolben – wie im vorherigen Bild bei Pfeil 9 zu sehen – erleichtert dabei den Einsetzvorgang.
Wenn die Dichtung bis auf einen kleinen Bereich an der gut zugänglichen Oberseite in die Nut „geflutscht“ ist, sind wir fast am Ziel. Wenn sich das letzte Stück (Pfeil 13) partout nicht mit den Fingern reindrücken lässt, kann z.B. mit einem abgerundeten (keinesfalls spitzen oder scharfen) Hölzchen nachgeholfen werden.
Wenn das Einsetzen der Dichtung beendet ist (siehe nachfolgendes Bild), solltet ihr ringsum kontrollieren, ob sie korrekt sitzt. Wenn’s erst später auffällt, bleibt nur ein erneutes Auspressen des Kolbens mit Druckluft.
Nun kommt der Teil der Arbeit, bei dem man kräftige Daumen und etwas Gefühl darin benötigt. Der Kolben hat hinten eine Fase (schräge umlaufende Kante), die in einem ersten Schritt an den nun nicht mehr sichtbaren Rechteck-Dichtring gedrückt wird. Der Kolben sollte dabei möglichst gleichmäßig an besagtem Dichtring aufsetzen, was man sehr gut an der Verkippung spürt, wenn man von vorne mit seinen zwei Daumen dagegen drückt. Jetzt solltet ihr den Druck schön gleichmäßig erhöhen, bis der innenliegende Rechteck-Dichtring über den Kolben geglitten ist.
Dieser Schritt muss (!) mit Muskelkraft möglich sein, ansonsten wurde der Bremskolben verkantet.Sitzt der Bremskolben merklich stramm im Bremssattelgehäuse, kann er weiter eingedrückt werden, bis die vordere Bremskolbendichtung in die dafür vorgesehene Nut „geflutscht“ ist (Pfeil 14).
Das weitere Eindrücken kann zwar angemessen schwer gehen, muss aber ebenfalls ohne Hilfsmittel möglich sein. Lasst bloß die Schraubzwingen an der Wand hängen!
Nach einer letzten Kontrolle, ob die äußere Dichtung korrekt sitzt, kann der Kolben schließlich in die hintere Endposition gedrückt werden, was dann korrekterweise wie auf den beiden nachfolgenden Bildern aussehen sollte. Falls nicht: zurück zur Druckluftpistole, auspressen und neuer Einsetzversuch...
Bleibt als letzte Tätigkeit des Zusammenbaus noch das Einsetzen der Führungshülsen. Diese sollten an der Außenseite dünn mit Bremszylinderpaste eingestrichen und anschließend, wie im nächsten Bild dargestellt, unter leichter Deformation des Gummiflansches in die Bremssattelbohrung hineingedrückt werden. Auch hierfür wird kein Werkzeug benötigt.
Wenn alle Schritte korrekt durchgeführt wurden, sollte der generalüberholte Bremssattel wie im nächsten Bild aussehen. Achtet bitte darauf, dass der durch die Bohrung gedrückte Führungshülsen-Flansch vollständig wieder herausgekommen ist und anliegt.
7.) Abschließende Arbeiten- Entlüftungsventil einschrauben
- Bremsschlauch anschrauben
- Bremsklötze an den Endflächen dünn mit Keramikpaste einstreichen und einsetzen
- Führungsschrauben an der Zylinderfläche dünn mit Bremszylinderpaste einstreichen (nicht am Gewinde!), einsetzen und mit 28 Nm anziehen
- Schutzkappen für Führungshülsen dünn mit Bremszylinderpaste einstreichen und einsetzen
- Haltefeder der Bremse montieren
- Bremsverschleißfühler einsetzen (nur vorne links und hinten rechts verbaut)
- Bremssystem korrekt (!) entlüften (sehr wichtig)
- Bremssattel auf eventuelle Undichtigkeiten kontrollieren
- Rad montieren (Anzugsmoment für Radschrauben: 110 Nm)
- ggf. Bock entfernen und BMW ablassen
- Funktionsprüfung der Bremse
Die ganze Aktion ist eigentlich nicht kompliziert, es ist allerdings wichtig zu wissen, worauf’s ankommt, deshalb auch diese etwas ausführlichere Anleitung. Ich hoffe, damit einigen die Anschaffung eines teuren AT-Bremssattels erspart zu haben, dann hat sich der Aufwand gelohnt! Wer in der Anleitung Fehler entdeckt oder noch weitere Tipps hat, bitte melden, ich werde dann den Beitrag ergänzen.
Bearbeitet von: Weiß-Blau-Fan-Rude am 03.02.2011 um 22:16:00Bearbeitet von: Weiß-Blau-Fan-Rude am 03.02.2011 um 22:19:45