Aus gegebenen Anlass (und weil ich in
dieser Anzeige für blöd erklärt werde),
beschreibe ich Euch mal meine Erfahrungen über die universellen Flügeltürscharniere
alá ebay und was es damit auf sich hat. Nehmt Euch ne Weile Zeit und denn
es wird ein langer Text bei dem man auch gelegentlich mitdenken sollte. ;)
Kurze vorab-Info, man kennt ja die allgemeine Meinung über diese Universal-
scharniere und auch ich habe mir die Warnungen in Foren etc. durchgelesen
und beherzigt. Aber wie ihr mich ja hier aus dem Syndikat kennt, bin ich
jemand der handfeste Argumente braucht und halt die Sachen schnell selber
in die Hand nimmt um sich selber davon zu überzeugen (siehe noname DVD Radio
Thread). Ich hatte halt etwas Spielgeld übrig und dachte mir, das könnte ja
klappen und am Ende sparst Du noch etwas Geld... wenn nicht, hast Du wenigstens
echte Erfahrungen und kannst sie mit den Leuten im Syndikat Forum teilen
bzw. künftig mitdiskutieren. ;) Bislang war mir auch hier noch keiner bekannt
der sich den Ärger mit diesen Universalscharnieren angetan hat, obwohl ich
einmal gelesen hab das "maybe" das durch hatte bevor er sich die LSD geholt
hat. Falls Du das liest und das was dran ist, kannst ja gerne mal berichten.
Habe leider nicht von allen Umbauschritten Bilder gemacht und ich hoffe ihr
kommt damit aus. Los geht’s...
Ich hab mir also folgendes Set bei ebay ersteigert:
Die Teile machten einen sehr stabilen Eindruck und ich muss sagen das der
Arm und der Träger doppelt so dick sind wie die LSD. Alles recht massiv und
saubere Schweißnähte. Als kleine Hilfe druckte ich mir die original LSD EBA
aus um kleine Anhaltspunkte bzw. Vergleiche zu haben.
Dann ging es daran das Auto zu strippen, die Tür wurde komplett nackig
gemacht (Verkleidung + Kabelbaum) und der Kotflügel abgenommen. Während
die Tür noch dran war haben wir das Scharnier mal rangehalten und sahen
schon das erste Problem: der Innenkotflügel ist kurz hinter der A-Säule
nach aussen gewölbt und man hat keine ebene Fläche um das Scharnier dort
anzusetzen (die rote Linie zeigt ab wo es los geht).
Selbst mit hin-und-her schieben und drücken war es unmöglich das Scharnier
anzusetzen, so das es auch die Tür genau erreicht. Abgesehen davon das bei
der Materialstärke und dem Drehgelenk, der äußere Kotflügel unmöglich wieder
drauf passt.
Hier hätte man schon aufhören können!Naja, wir entschlossen uns weiterzumachen aber ich hatte im Hinterkopf immer
einen Gedanken der mir sagte "Das klappt nicht - da ist irgendwo ein Denkfehler!"
aber ich kam einfach nicht drauf obwohl ich auch immer wieder in die LSD EBA
schaute. Dieser Gedanke drehte sich um den Winkel der Tür im Verhältnis zur
Position des Drehgelenks, das hielt mich sogar die erste Nacht wach und ich
konnte einfach nicht einschlafen, dazu später mehr.
Da die Universalscharniere NICHT wie die LSD die originalen Türscharniere als
Basis haben sondern plan aufliegen müssen und verschraubt/geschweißt werden,
mussten die originalen Scharniere erstmal weg.
Nachdem die originalen Scharniere entfernt waren wurde die Fläche dort erstmal
"sauber" gemacht und an manchen Stellen haben wir die werkseitigen kleinen
Beulen oder Konturen plan gedengelt um eine absolut 100%ig ebene Fläche zu
haben.
Da der Universal-Arm in seiner Grundforum nicht passte und zu weit in Richtung
Front rausragte, zerflexten wir das gesamte Teil, kürzten den Tragarm den wir an
die Tür anschweißten und richteten die Dämpferaufnahme entsprechend aus. Wir haben
uns entschlossen den Gelenkhalter auf Höhe des Originalscharnieres zu setzen und
lediglich so weit nach hinten zu gehen wie möglich (Fehlerquelle).
Das sah dann in groben Zügen so aus wobei wir die Teile immer nur anpunkteten,
das war Stress pur und ging wie folgt:
anpunkten - Tür rein halten und Scharnier verbinden - Tür abnehmen - Halterung
abflexen um ein Stück verschieben - anpunkten - Tür rein - Tür raus - abflexen
und wieder verschieben - anpunkten - Tür rein - Tür raus usw. usw. usw... *kotz*
...bis endlich die richtig Position erreicht war und die Tür inklusive Dämpfer
richtig schloss. Um die Sache bis dort hin zu bringen musste ich immer die Tür
hochhalten während mein Teamkollege die Scharnierteile ineinander steckte und
den Dämpfer reindrehte. Da merkte ich schon was für ein Gewicht das ist. Beim
vorsichtigen loslassen der Tür rissen manchmal einige kleine Schweißpunkte wieder
ab oder das Blech am Holm zog sich unter der Last heraus!! Das musste dann erstmal
wieder rein gedengelt und ggf. verstärkt werden. Wir mussten auch so oder so das
Blech ein Stück rein dengeln damit man Platz hat für den Gelenkhalter und damit
der Kotflügel darüber passt. So sahen dann die fertig ausgerichteten Teile aus:
Das klappte schon ganz gut aber mich nervte immer noch dieser komische "Denkfehler"...
Jetzt fehlte nur noch die Feinabstimmung vor/zurück damit die Tür richtig bündig
(an der verlängerten B-Säule) und oben am Dach sowie an der Dichtung der A-Säule
sitzt. Dazu nahmen wir 12mm Einnietmuttern und machten vorerst 8mm Bolzen rein,
somit blieben uns "rundum" ein paar Millimeter Spiel für die Ausrichtung was dann
auch perfekt passte. Komplett drumherum schweißen damit das richtig hält wollten
wir dann später machen.
In den Scharnierteilen wurden dann die Löcher für die Einnietmuttern
gebohrt, mit richtigen Bolzen befestigt und *Trommelwirbel* TADAAAA!!
Voller Freude setzte ich mich ins Auto und flatterte fleissig mit der Tür
herum. War ein richtig geiles Gefühl. Öffnete man die Tür und drückte sie
aus dem Schloß heraus merkte man gleich wie der Dämpfer einsetzte und die
Tür ca. 0,5 bis 1cm anhob. Da war richtig Power hinter und die Tür konnte
man mit einem Finger locker leicht hochschieben. Runter musste man sie schon
etwas kräftiger ziehen, geht von aussen gut, aber wenn man drin sitzt eher
schwierig. Die Tür öffnete auch etwas weiter als die originalen LSD und das
ein/aussteigen war super bequem. Durch den kürzeren Arm war die Tür auch
stabiler und wackelte "nicht ganz so heftig im Wind" wie man das kennt.
Habe bereits in einem Compact mit original LSD probegesessen und habe den
direkten Gefühls-Vergleich.
Aber irgendwie überkam mich wieder dieser Gedanke das irgendwas nicht stimmt.
Nun hieß es, die vordere Kante des Kotflügels auszuschneiden damit der Arm
und der Dämpfer rausschauen können. Also hielten wir den Kotflügel mal ran
und dann kam das böse Erwachen... passt nicht! Aber nicht wegen dem fehlenden
Ausschnitt, sondern die Tür würde sich wahrscheinlich nicht öffnen lassen weil
die vorderste/äussere Türkante beim hochheben am Kotflügel schleift und ggf.
auch noch an die oberste Spitze der Motorhaube aufschlägt.
Und da erst machte es so halbwegs bei mir *klick* (nach rund 30 Stunden Arbeit).
Ich ging zur Beifahrertür und machte sie ein paar mal auf und zu. So langsam
wurde es klarer. Ich ging noch mal an den PC und schaute mir die Beispielvideos
auf der LSD Homepage an, danach schaute ich noch mal bei "Mitch83" in die
Fotostory weil er ein Detailbild hat und dann noch mal in die LSD EBA. Dann
wusste ich definitiv bescheid und fiel vom Stuhl! Alles für die Katz!
Ich versuche Euch jetzt mal den Fehler zu erklären, hoffe es gelingt mir.
Die Frage die sich mir stelle war: Verändert sich das Öffnungsverhalten der
Tür wenn wir den Gelenkhalter nach vorne oder nach hinten versetzen? Die
Antwort lautete: Ja! :/
Bei der originalen Türscharnieren verschwindet beim öffnen die vorderste
Türkante HINTER dem Kotflügel.
Bei den LSD Türscharnieren wird die Tür zuerst an der Kotflügelkante vorbei
geführt sodass sie sich DAVOR befindet, so kann die Tür problemlos dann
angehoben werden.
Bei meinem Umbau befindet sich das Drehgelenk fast am originalen Scharnier-
befestigungspunkt und die Tür verschwindet beim horizontalen öffnen ebenfalls
wieder HINTER dem Kotflügel. Da wir meinen Kotflügel noch nicht ausschneiden
wollten, haben wir diesen erstmal nur mit einigen Streifen Klebeband und kleinen
Distanzblechen simuliert, quasi die 3D Form nachgebaut. Beim Test mit öffnen und
anheben hat die Tür nur ganz leicht gestriffen und mit einem extra Begrenzer
würde die Türspitze auch nicht in die Motorhaube einschlagen. Es ging hier nur
um eine Toleranz von ca. 0,5cm.
Also blieben zwei Möglichkeiten: Entweder wir lassen es sein oder versetzen den
Gelenkhalter noch etwas nach hinten und trennen das werkseitig rausgewölbte Blech
ab und passen den Halter mit Stehblechen zur Verstärkung ein. Da die Chancen jetzt
50/50 standen und in meinen Augen in keinem reellen Verhältnis zum Arbeitsaufwand
standen entschloss ich mich es sein zu lassen und auf original zurückzurüsten.
Also alles wieder abgeflext, Löcher zugeschweisst, aufgezinnt, geschliffen und lackiert.
Bis auf die kleine Lackierkante vom abkleben sieht man bei mir keine Spuren mehr.
Nun weiß ich warum die original LSD so teuer sind, denn diese Scharniere sind ganz
penibel berechnet was die Abstände und Positionen der Komponenten angeht.
Hier mal zum Vergleich die Bilder aus der originalen LSD Einbauanleitung.
Wie Ihr hier gleich seht ist die Basis das originale Scharnier wo das LSD Scharnier
eingehängt und lediglich angeschraubt wird. Der Tragarm ragt über das rausgewölbte
Blech des Innenkotflügels und hält das Drehgelenk auf richtige Distanz. Ist das Drehgelenk
zu weit vorne (wie bei mir) passt die Tür nicht über den Kotflügel, ist das Drehgelenk
zu weit hinten, schlägt der "Tür-halte-Arm" innen am Kotflügel an bevor die Tür überhaupt
über die Kotflügelkante hinaus kommt. Wie ich sagte, ganz penibel berechnet.
Die rot markierten Stellen zeigen die Aufnahme für Drehgelenk und Dämpfer, wie ihr
seht genau in der Wölbung.
Auf dem zweiten Bild seht ihr die Tür, der LSD "Tür-halte-Arm" wird wieder an den
Originalbefestigungspunkten SEITLICH angeschraubt. Die schwarze halbtransparente Stelle
mit dem Strich zeigt, wo das Universalscharnier angeschweißt bzw. angeschraubt wird.
Schaut Euch mal die E36 Tür an, da seht Ihr, dass sie oben nach innen gewölbt ist und
auch sonst keine gerade Fläche hat. Die Aufnahme der Universalscharniere ist zu groß
und geht weiter nach oben, der obere Halter würde also über die Tür hinausgehen und
beim schließen an der A-Säule einschlagen.
Mein Fazit: Rein vom Material und der Konstruktion her sind diese Universalscharniere
stabiler als die LSD, wenn man sie noch einschweißt passiert da auch nichts weiter und
hält bombenfest.
Wie es aber so ist passt dieser universelle Kram nicht ohne aufwendige Anpassungsarbeit
an einem E36. Diese Teile sind anfänglich allesamt für den Golf entwickelt worden (genau
wie damals die LSD). Fahrzeuge ohne diesem Blech am Innenkotflügel "könnten" diese Teile
mehr oder weniger problemlos anpassen. Habe sie vorher schon am Corrado, B-Corsa und an
einem älteren Civic gesehen. Aber ihr kennt das ja, BMW ist halt etwas exklusiver. ;)
Man könnte nun beim E36 das innere (Kuchen-)Blech entfernen und eine stabile Platte
mit Stehblechen oder Verstrebungen einschweißen damit man eine ebene Fläche hat. Setzt
man das Drehgelenk auf die richtige Distanz (siehe LSD EBA) und kürzt den Arm zur Tür
"könnte" es am Ende sogar passen. Aber der Kotflügel wird in seiner Steifigkeit geändert
und im Fall eines Unfalls unvorhersehbare Wege einschlagen.
Eine TÜV Eintragung ist mit diesen Teilen "eigentlich" kein Problem. War damals mit den
Scharnieren bei der Dekra und habe einen §21-Prüfer gefragt. Es gibt kein Problem das es
universale Bauteile sind ohne Fahrzeugtypenbestimmung oder Verwendungsbereich. Problem
ist erstmal nur, das die Teile keine gültige EU ABE und die Scharniere an sich auch keine
Seriennummer zur Identifikation haben. Das würde dann ggf. wie bei Eigenbauten behandelt
und der TÜVer hämmert eine Seriennummer rein.
Bearbeitet von - Nicore am 20.01.2009 09:32:14