Es war Mitte November des Jahres 2009. Für den Januar 2010 war bei mir ein Autokauf geplant und war auf der Suche nach einem passenden Wagen. Internetrecherchen, Autohausbesuche und Probefahrten liefen auf Hochtouren. Ganz oben auf der Liste standen bei mir zu diesem Zeitpunkt eher der breiten Masse bekannten Fahrzeuge aus der Mittelklasse bzw. oberen Mittelklasse wie Opel Insignia, Ford Mondeo oder Audi A6, die in mein Budget um die 30000 Euro passten. Es schien, als ob es eine schwierige Entscheidung werden würde, bis zu dem einen Abend, an dem vor der Bar, wo ich mich zu dem Zeitpunkt aufhielt, ein weißer Chrysler 300C vorfuhr. Elegante Optik, Schießchartenartige Seitenscheiben, wuchtiger Chromgrill und eine Außenlänge von knapp über 5 Metern. Eine Luxuslimousine wie aus dem Bilderbuch! Da fiel mir natürlich glatt wieder ein, dass mir doch dieses Auto bei jeder Begegnung ein lächeln ins Gesicht zauberte, weil dieser extrem geil aussah, wie ein Bentley eben! Nur war der Wagen dermaßen selten auf den Straßen unterwegs, dass ich vielleicht alle 1-2 Monate eines zu Gesicht bekam. Daher war dieser wunderschöne Traumwagen bei mir in Vergessenheit geraten. Am nächsten Tag habe ich natürlich im Internet nach Angeboten für diesen exotischen Boliden gesucht. Und siehe da: Die Angebotspanne umfasste zu diesem Zeitpunkt etwa 400 Autos zwischen 16000 und 60000 Euro, also habe ich mir gedacht, dass es doch auch etwas passendes für mich geben sollte.
Nach einer Probefahrt in einem schwarzen 300C mit einem 3.0 V6 Diesel war ich restlos begeistert so dass ich mir auf jeden Fall einen 300C kaufen wollte! Ende Dezember wurde ich dann endlich fündig. Ein 300C CRD Faceliftmodell mit 3.0 V6 Diesel in mineral gray, 13500km gelaufen, EZ 03/2009, Vollausstattung mit Vollleder, Touchscreen Navigation, Wurzelholz, Schiebedach, elektr. Sitze mit Memory Funktion, elektr. verstellbares Lenkrad, Boston Acoustics Anlage und sonst jede erdenkliche Option, die es für diesen Wagen gab, für 28900 Euro. Für ein nicht mal 2 Jahre altes Auto mit einem ehem. Neupreis von 54000 Euro ein super Angebot! Also die Kaufverträge unterschrieben und 1 Woche später abgeholt.
Der Chrysler 300C hatte einen hervorragenden Motor. Es waren zwar nur 218 PS, aber dank der 510nM Drehmoment ging der Wagen trotz der 2 Tonnen brachial voran! Der Chrysler war aber gar nicht für sportliche Fahrweise gedacht, denn dafür war das Fahrwerk viel zu weich gefedert. Dafür konnte man aber dank der komfortablen Auslegung und mit noch komfortableren und sehr weichen Sitzen (typisch Amerikanische Sitze eben) problemlos sehr lange Strecken am Stück fahren ohne Müde zu werden. Langstrecken mit diesem Fahrzeug war ein Genuss! Wie es für alle Amerikanischen Autos auch üblich ist, war der Wagen auch nur mit einem Automatikgetriebe lieferbar, welches in Kombination mit dem durchzugsstarken Triebwerk ein ausgezeichnetes Fahrgefühl bereitete! Es war zwar nur eine 5-Stufen-Automatik, die zu diesem Zeitpunkt eigentlich nicht wirklich die Modernste Technik der Automobilindustrie war, aber das Getriebe erfüllte seinen Zweck. Schaltvorgänge waren sauber und ruckfrei und optimal abgestimmt, also passend zu diesem wundervollen und komfortablen Ami-Schlitten. Jetzt fragen sich viele bestimmt, ob ein großer V6 Diesel in Verbindung mit einem Automatik und 2 Tonnen Kampfgewicht nicht viel verbraucht? Anfangs war ich selber sehr skeptisch, ob man überhaupt die Werksangabe von 6,6 Liter (außerorts) annähernd erreichen konnte, aber nach mehreren Überlandfahrten bzw. Autobahnetappen war ich positiv überrascht, als im Bordcomputer tatsächlich eine 6 vor dem Komma stand. So hatte ich auf dem Weg in den Urlaub nach Istanbul (2500km) einen Durchschnittsverbrauch von genau 6,5 Litern und damit sogar unter der Werksangabe. Der kombinierte Verbrauch lag bei 8,5 Litern und in der Stadt in seltenen Fällen über 11 Liter. Für ein solches Auto ein exzellenter Wert!
Zum Exterieur gibt es nicht viel zu sagen. Wie oben schon erwähnt, eine Luxuslimousine wie aus dem Bilderbuch. Ein polarisierendes Design. Elegante Linienführung mit scharfen Ecken und Kanten. Anleihen aus dem modernen Automobilbau, dennoch aber weitgehend klassisch gehalten, auch vor allem wegen dem vielen Chrom. Viele Leute hielten den Wagen für einen Bentley, so dass ich mehrmals in der Woche von wildfremden Menschen auf der Straße auf den Wagen angesprochen wurde. Auch Leute, die gar nicht mal wussten, was das für ein Auto ist oder einfach nur vom Design überzeugt waren, sprachen mich mehrmals an, um Informationen über den Wagen zu entlocken. Dadurch hatte man bei machen Tankvorgängen oder auf Supermarkt Parkplätzen manchmal nette Gespräche.
Das Interieur war in meinen Augen perfekt gezeichnet. Alles war da, wo es hingehörte. Keine überflüssigen Knöpfe und alles bestens erreichbar. Das Lenkrad war zwar etwas groß geraten aber es lag wegen dem angenehmen weichen Leder dennoch gut in der Hand und war auch dank Wurzelholz am oberen Teil auch schön anzusehen. Im Blickfeld waren elegante, weiß hinterlegte Tachoscheiben, die bei dunkelheit passend zu der restlichen Beleuchtung des Wagens in neongrün/türkis leuchteten und bei dunkelheit eine hervorragende Atmosphäre boten! Sehr fein wirkte auch die beleuchtete Analog-Uhr in der Mittelkonsole, die wohl von den teureren Automarken wie Bentley, Rolls-Royce oder Mercedes inspiriert war. Ein weitere Ausstattung, die ich jedem Käufer eines 300C empfehlen kann, ist die ab 2008 erhältliche Touchscreen Navigation mit Festplatte! Die Bedienung war sehr einfach und verständlich. Das darin enthaltene Navigationssystem war eines der besten, die ich bisher gesehen habe. In Verbindung mit der Festplatte, auf der man Bilder, Musik und sonstige Dateien abspeichern konnte, war das "MyGig" genannte Touchscreen-System meiner Meinung nach eines der besten in einem Auto verbaute Navigation- bzw. Entertainmentsystem. Kein Wunder also, dass dieses Luxusanlage auch im Ferrari California verbaut wurde! Trotz der zahlreichen, edel wirkenden Details, konnte der Rest des Interieurs nicht mit den Konkurrenten aus der Oberen Mittelklasse wie Audi A6 oder E-Klasse mithalten. Die Verkleidungen waren zum größten Teil aus hartem Kunststoff, obwohl diese im Gegensatz zu den Vorfaceliftmodellen nochmals verbessert wurden (Vorfacelift-Modelle besaßen ein Gummiartigen Überzug). Lediglich die Armauflagen an den Türen sowie die Mittelarmlehne vorne waren als einzige Verkleidungsteile mit Leder überzogen (auch die gab es im Vorfacelift noch nicht!)
Letzendlich kann man sagen, dass der Chrysler 300C eines der besten Autos war, die ich bis heute gefahren habe. Vor allem das Fahrgefühl war ausgezeichnet und kaum zu übertreffen. Die komplette Ausstattung zum solch günstigen Preis machen den 300C zu einem Straßenkreuzer mit unübertrefflichem Preis-Leistungsverhältnis in der oberen Mittelklasse, was einem über die kleineren Mängel hinwegsehen lässt. Ich würde den 300C jederzeit wieder kaufen, dann aber allerdings mit einem typisch amerikanischem V8, den es im 300C in zwei Varianten gibt (5.7 HEMI oder 6.1 HEMI SRT8). Für 300C Enthusiasten, die nicht bereit sind, in der heutigen Zeit Hubraumstarke V8 zu fahren, für den empfiehlt sich weiterhin der oben beschriebene 3.0 V6 Diesel aus dem Mercedes oder die kleinen V6 Benziner mit 2.7 bzw. 3.5 Liter Hubraum. Für Autofahrer mit erhöhtem Bedarf an Transportvolumen gibt es auch zusätzlich eine Kombivariante, die sich Touring nennt.
Bearbeitet von: Mafia 1988 am 30.03.2013 um 16:10:26
Angaben zum EX-Fahrzeug "Chrysler 300C CRD" von
Mafia 1988