Luftdruck an Fahrzeug anpassen
Ersteller dieses Themas
Mitglied seit: 03.11.2012
Deutschland
7 Beiträge
Hallo miteinander.
Gerade kam mir eine Frage in den Sinn und Google hat mir leider zwei völlig gegenteilige Antworten geliefert, weshalb ich hier einfach mal nach haken möchte.
Oft, u.a. vom ADAC, wird empfohlen generell 0,2bar mehr Luftdruck zu nutzen, als es in den Werksangaben steht, da die Hersteller i.d.R. den Mindestluftdruck bzw. den komfortabelsten Luftdruck angeben. Mag bei einem Serienfahrzeug ja sicher auch was dran sein.
Mich würde nun mal interessieren in wie weit man den Luftdruck anpassen muss, wen man etwa das M-Sportfahrwerk oder gar ein noch härteres Fahrwerk von Koni o.ä. drunter hat. Sollte man in dem Falle nicht lieber auf die 0,2bar verzichten, damit der Reifen wieder einen etwas höheren Teil der Stöße abfängt und diese nicht direkt an die Karosserie abgegeben werden?
Der Gedanke kam mir, als ich an den Motorsport gedacht habe. In der Formel 1 oder DTM sind die Federungen ja auch so dermaßen hart, dass eigentlich lediglich der Reifen Stöße abfedert und dort wird mit extrem niedrigen Luftdrücken gefahren weil ein zu hoher Druck gleichzeitig auch zu schlechten Grip bedeutet. Kann man das dann nicht auch, zumindest leicht abgewandelt, auf PKW übertragen?
Und wieso gibt es im Netz so viele Typen, die behaupten, dass man besonders toll mit dem Auto fahren könne, wenn man einen ganzen Bar mehr in die Reifen haut? Bisher war ich immer der Auffassung, dass ein niedriger Luftdruck mehr Grip, mehr Rollwiederstand und mehr Verbrauch bedeutet (bis zu einem gewissen Punkt) und ein höherer Luftdruck das Gegenteil - sprich ein spritsparendes Auto mit dem man durch kurvige Landstraßen nur noch rumeiern kann.
Über Aufklärung wäre ich dankbar :D
Mitglied: seit 2005
Deutschland
Hallo BCU85,
schau mal hier
(klick) - da gibt es sicher etwas passendes zum Thema "Luftdruck an Fahrzeug anpassen"!
Gruß
Ich fahre seit über 350.000 km mit härteren Fahrwerken.
Erst mit nem Weitec-Komplett-Fahrwerk nun mit nem AP-Gewindefahrwerk.
Trotzdem knall ich immer 0,3 - 0,4 Bar zuviel in den Reifen ohne das es
exrtem hart und unkomfortabel wird.
MFG
rumpel666
Ersteller dieses Themas
Mitglied seit: 03.11.2012
Deutschland
7 Beiträge
Kann man denn pauschal sagen ab welcher Abweichung plus oder minus der im Fahrzeug angegebenen Reifendrücke es zu Reifenschäden kommen kann?
Der Luftdruck muss auf den verwendeten Reifen und die Traglast abgestimmt werden. Das Fahrwerk spielt dabei keine Rolle. Wichtig ist, dass der Reifen genug Luftdruck hat um gegen Durchschlag geschützt zu sein. Je niedriger die Flanke, desto höher muss in der Regel auf der Fülldruck sein. Den notwendigen Fülldruck dann noch maßlos zu überschreiten ist unsinnig, weil dadurch die Lauffläche aufgewölbt würde und der Reifen nicht mehr voll trägt. Zudem leidet der Komfort.
Für eine vernünftige Abstimmung des Luftdruck empfehle ich ein Präzisionsmanometer, da die Dinger an den Tankstellen trotz Eichmarke meist nach dem Mond gehen.
Zitat:
Kann man denn pauschal sagen ab welcher Abweichung plus oder minus der im Fahrzeug angegebenen Reifendrücke es zu Reifenschäden kommen kann?
(Zitat von: BCU85)
Nach oben liegt die Grenze sehr weit, nach unten nicht. Schon 0,2 bar zuwenig fördern das Walken des Reifens und bei noch mehr Unterschreitung kann die Karkasse heißt werden. Da gummi ein schlechter Wärmeleiter ist, kann diese sogar aufgrund der zu hohen Temperatur brechen.
Die meisten Reifenplatzer auf der Autobahn bei hoher Geschwindigkeit entstehen durch zu niedrigem Druck.
Zu hoher Druck verschlechtert die Fahrsicherheit erheblich. Der Reifen passt sich nicht mehr so gut dem Untergrund an, die Kontaktstellen sind kleiner und neigen mehr zum springen, als kurzeitigem Haftungsverlust. In beiden fällen erhöht sich der Reifenverschleiß. Vor allem bei zu hohem Druck. Das der Reifen weniger nachgibt, erhöht sich die punktuelle Druckbelastung und das reibt den Gummi schneller ab. Vorgegebener Luftdruck und bis 0,3 Bar sind Ok.
Dein Auto ist erst dann schnell genug, wenn du die Hosen schon voll hast bevor du einsteigst.
Es kommt immer aufs Fahrzeug und die Reifendimension an. Auch auf den Einsatzzweck. Das Thema Traglast und Fahrzeugbesetzung bitte immer beachten.
Um auf der Straße normal rum zu fahren kann man ruhig etwas mehr Druck drauf machen, da es weniger Rollwiederstand, aber auch etwas weniger Grip ergibt.
Auf dem Track würde ich leicht unterhalb der angegebenen Marke hantieren und den Grip zu fördern.
Beim Pro-Driften gibts viel aufschlussreiches. Beim driften sagt man: zum langsamen driften viel Druck (Grip lässt früher nach). Das ist bei Driftern bis zu 3,5 Bar.
Zum schnell driften fahren die meisten 1,5 - max 2 bar um mit viel Grip höhere Geschwindigkeiten zu erreichen.
Das finde ich sehr aufschlussreich. Das im Straßenverkehr etwas mehr empfohlen wird, hängt an den Eigenschaften des geringeren Rollwiederstands (Verbrauch) und geringeren Geräuschen. Performanceseitig sind etwas weniger wohl besser. Aber ich hab gemerkt das der E36 eher unruhiger wird mit wenig Luftdruck. Bei meinem Subaru wurde der Grip einfach nur krasser.
Musst halt mal hantieren was dir am besten passt, ausgehend vom emfpohlenen Luftdruck.
Aktuell fahr ich am E36 2,4 vorne und 2,7 hinten. Wenn ich vorne weiter hoch geh, wirds untersteuern mehr. ;)
less traction - more action!
EAT/SLEEP/DRIFT
Mitglied seit: 28.01.2013
Nordenham
Deutschland
190 Beiträge
Also ich habe auf meinen Autos bisher auch immer 0,3-0,5 Bar mehr Luftdruck drauf als empfohlen und bin bisher immer sehr gut damit gefahren, habe noch nie bemerkt, dass die Reifen weniger Grip hätten als vorher (okay, ich fahre auch keine Rennen mit meinen Autos, obwohl ich mit dem 130er schonmal etwas mehr Gas gebe^^) oder dass sich die Reifen in der Laufflächenmitte stärker abgefahren hätten, nichts dergleichen!
Ich prüfe allerdings auch nicht ständig den Luftdruck der Reifen, frühestens alle 6-8 Wochen, würde ich sagen, in der Zeit verlieren sie ja auch schonmal 0,1-0,2 Bar!
Deswegen schreib ich ja Alltag und Rennen und Drift dazu. Bei den Driftern sieht man halt am einfachsten was Phase ist, da machen ja manche 20-30 Satz Reifen platt am Wochenende.
Also wenn jemand Erfahrung mit tausend Reifen hat, dann die Kerle. :)
Im Alltag würde ich auch sagen bisschen mehr, da es sich komfortabler fährt und auch Verschleißärmer.
Und es sind auch nur Feinheiten, Wunder darf man ein bisschen Luft auch nicht erwarten.
less traction - more action!
EAT/SLEEP/DRIFT
Ich hatte früher auch mal großzügig mehr Druck drauf, um den Verbrauch zu senken.
Nun fahre ich allerdings meist alleine im Auto ohne Gepäck und seltenst Höchstgeschwindigkeit, wofür der offiziell angegeben Luftdruck eh schon recht hoch ist. Man kommt dann schnell drauf, dass der Reifenverschleiss bei noch mehr Luftdruck zu stark ansteigt (Reifen mittig stärker abgefahren) und man leider nichts spart, sondern mehr Kosten hat.
Das Federungspotential der Reifen (und damit verbunden die mechanische Traktion) ist in der Tat nicht zu unterschätzen! Gerade BMW ist da ja ein tragisches Beispiel: Schmeiß die Runflat-Reifen mit den viel zu harten Flanken runter, und du glaubst, in einem anderen Auto zu sitzen, weil der Wagen auf schlechten Strassen nicht mehr versetzt und die Hinterachse einen schön weichen Haftungsabriss bei Nässe bekommt. Komfort gibt´s kostenlos dazu.
Nun wird allerdings bei moderat erhöhtem Luftdruck in normalen Reifen (z.B. 0,2 Bar) der Effekt bei weitem nicht so drastisch sein wie beim Wechsel zwischen Normalreifen und Runflat-Reifen.
Grundsätzlich sollte man sich aber im Klaren sein, dass sehr große Räder mit extrem niedrigen Reifenquerschnitten genauso wie Runflat-Reifen oder sehr harte Fahrwerke die Fahrbarkeit auf schlechten Strassen genauso wie bei Nässe oder Schnee verschlechtern.
Grüße
ChrisH
"Ein adäquater Fahrer ist auch hier von Nutzen - womöglich aus dem Porsche-Lager. Eine gute Auto-Fee könnte ihm drei Worte ins Ohr geflüstert haben: Wozu eigentlich mehr?"
Zitat aus dem Test des BMW 323ti, AMS, Heft 20/1997
Zitat:
.....
Grundsätzlich sollte man sich aber im Klaren sein, dass sehr große Räder mit extrem niedrigen Reifenquerschnitten genauso wie Runflat-Reifen oder sehr harte Fahrwerke die Fahrbarkeit auf schlechten Strassen genauso wie bei Nässe oder Schnee verschlechtern.
Grüße
ChrisH
(Zitat von: ChrisH)
Gut, dass mal jemand anders darauf hinweist. Mir glaubt ja keiner. Außerdem leidet das Handling, was gern mal mit "Fahrstabilität" verwechselt wird. Das es auch der Mechanik nicht gut tut, brauch ich wahrscheinlich nicht zu erwähnen.
Ersteller dieses Themas
Mitglied seit: 03.11.2012
Deutschland
7 Beiträge
Danke für die Aufklärung :)
Ich werde nun also den Luftdruck nutzen, der auf dem Fahrzeuginnerem angegeben ist. Aber dann habe ich doch noch eine letzte kleine Frage. Oben hatte ich ja bereits gefragt ab welcher Abweichung des Luftdrucks nach unten ex zu Schäden führen kann. Nun ja, wenn ich nun wie im Fahrzeug angegeben vorne 1,8bar und hinten 2,0bar einfülle, halte ich mich ja an die Vorgaben und müsste eigentlich save sein, ABER: Ich habe hier schon häufiger gelesen, dass die Reifendruckstationen an der Tankstelle trotz Eichung sehr ungenau sein sollen. Also kann es ja praktisch passieren, dass ich denke den richtigen Luftdruck eingefüllt zu haben, aber vielleicht trotzdem 0,2bar zu wenig drauf habe oder was für Abweichungen werden hier gemeint?
Und zum Punkt Spritsparen mit +0,5bar noch ein Gedankenspiel von mir: Mit 0,5bar mehr wölbt sich der Reifen, die Lauffläche verringert sich und der Verbrauch sinkt. Da der Reifen mittig mehr abnutzt vergrößert sich die Lauffläche mit der Zeit aber wieder zur vollem Reifenbreite/Lauffläche, wobei der mittige Teil dann schon fast abgefahren ist während das äußere Profil neuwertig ist. Dann hat man den selben Rollwiederstand als hätte man den Reifen von beginn an mit dem vorgegebenem Druck befüllt, hat aber trotzdem immer noch weniger Komfort, da noch immer 0,5bar mehr drauf sind und neue Reifen braucht man auch häufiger.
Sprich: Benzinsparen nur kurzfristig, Komforteinbuße durchgängig, Traktionseinbuße im Grenzbereich durchgängig, Stärkere Materialbelastung durchgängig, Reifenverschleiß höher = höherer Reifendruck bedeutet höhere Kosten.
Stimmt doch so, oder?
Mitglied seit: 28.01.2013
Nordenham
Deutschland
190 Beiträge
Bei 0,5 Bar mehr als angegeben wölbt sich noch gar nix, ist zumindest meine Erfahrung, ich hatte noch bei keinem einzigen Reifen die Mitte stärker abgenutzt als aussen und ich mache seit vielen Jahren 0,3-0,5 Bar mehr drauf, wie schon geschrieben!
Ich weiss nicht, ab wieviel mehr es wirklich gefährlich wird, vielleicht ab 1,0 Bar zuviel, oder erst ab 1,5 Bar, vielleicht auch schon ab 0,8 Bar, k.A.!
Noch ein kleiner Tip: Die Reifenhersteller selbst geben teilweise auf ihren Homepages die notwendigen Reifendrücke für versch. Fahrzege an, schau da mal nach!
Ersteller dieses Themas
Mitglied seit: 03.11.2012
Deutschland
7 Beiträge
Zitat:
Noch ein kleiner Tip: Die Reifenhersteller selbst geben teilweise auf ihren Homepages die notwendigen Reifendrücke für versch. Fahrzege an, schau da mal nach!
(Zitat von: Knüppel74)
Das war ja ein super Tip, vielen Dank, sehr hilfreich :)
Der Hersteller meiner Winterreifen empfiehlt bezogen auf mein Auto und auf die genutzte Reifengröße +0,4bar, damit die Reifen ideal genutzt werden können.
Zitat:
... ab welcher Abweichung des Luftdrucks nach unten ex zu Schäden führen kann. Nun ja, wenn ich nun wie im Fahrzeug angegeben vorne 1,8bar und hinten 2,0bar einfülle, halte ich mich ja an die Vorgaben und müsste eigentlich save sein, ABER: Ich habe hier schon häufiger gelesen, dass die Reifendruckstationen an der Tankstelle trotz Eichung sehr ungenau sein sollen. ..
....oder was für Abweichungen werden hier gemeint?
....
(Zitat von: BCU85)
Die Abweichung der Tankstellengeräte liegt bei vielleicht 0,2-0,3 bar, je nachdem, bei welcher Temperatur man füllt bzw. wieviel man füllt. Diese Abweichungen sind aber noch nicht gefährlich. Ich hatte wg. eingefahrenem Stahlstift einen schleichenden Plattfuß hinten. Nach 2 Wochen Standzeit waren noch 0,7bar (statt 2,5) auf dem Reifen = deutlich sichtbarer Luftmangel. Damit bin ich 5km zur Tankstelle geschlichen. Der Reifen hat sich durch starkes Walken fühlbar erwärmt, war aber noch nicht durch inneres Scheuern beschädigt und konnte repariert werden.
Zur Optimierung des Luftdruck - so war die Frage - sollte man sich aber nicht auf die Fülldruckanzeigen unterschiedlicher Tankstellengeräte verlassen, sondern dort genügend weit aufpumpen und dann mit einem Präzisionsmanometer auf den "Versuchsdruck" ablassen.
Wenn ich mir die Reifenfülldrücke in meiner Betriebsanleitung angucke, dann sprechen die bei den niedrigeren Luftdruckwerten von 4 Personen, bei den höheren Werten von 5 Personen plus Gepäck.
Das ganz ist natürlich auch ausgelegt, um Höchstgeschwindigkeit fahren zu können (wofür der Reifen ausreichend Luft braucht, da er hier sehr schnell walkt.)
Wenn ich jetzt aber alleine ohne Gepäck mit 100 km/h 10 km zur Arbeit fahre, dann ist wohl klar, dass der angegebene Luftdruck dafür schwerlich schon grenzwertig niedrig sein kann.
Mit deutlich zu niedrigem Luftdruck zu fahren (wie hier im aufgeführten Beispiel 0,7 Bar) ist sicher schädlich für den Reifen und ein Unfallrisiko, keine Frage.
Die große Gefahr für Reifen geht meiner Ansicht nach aber auch vom schnellen Auffahren auf Bordsteine im spitzen Winkel aus, was den Stahlgürtel beschädigen kann. Wenn schon auf den Bordstein, dann schön langsam und in möglichst stumpfem Winkel (was halt machbar ist).
Grüße
ChrisH
"Ein adäquater Fahrer ist auch hier von Nutzen - womöglich aus dem Porsche-Lager. Eine gute Auto-Fee könnte ihm drei Worte ins Ohr geflüstert haben: Wozu eigentlich mehr?"
Zitat aus dem Test des BMW 323ti, AMS, Heft 20/1997