Hallo Miteinander
ich möchte Infos einstellen, die helfen könnten, Lenkradzittern beim E36 zu minimieren/eliminieren.
Einige haben sich anscheinend schon die Zähne ausgebissen bzw. viel Geld investiert und nur teilweise bzw. vermeintliche/kurzfristige Erfolge "gefeiert" .
Natürlich sind die Forum genannten Lösungsansätze alle gültig.
d.h. mit kaputten Lagern (Querlenker/Radlager usw.), wird auch mein Ansatz keine zufriedenstellende Lösung ergeben
Allgemein:
Der Artikel ist eh schon lang genug, deswegen hab ich versucht, nur die wichtigen Sachen kurz und prägnant zu formulieren. Aber trotzdem bitte in Ruhe durchlesen und versuchen zu verstehen.
Ich bin kein ausgebildeter Mechaniker, habe aber schon relativ viel an einer E36 Limo und an dem Cabrio gewartet bzw. repariert. Mein 3er (Cabrio) ist daher in einem relativ guten Zustand, obwohl er schon ca. 250 000 km runter hat. (Reparaturen: Zylinderkopfdichtung - am vierten Zylinder durch, dadurch Kühler durchgeblasen, Dach hat nicht sauber geschlossen, Bremsenwartung, Kupplung gewechselt; Querlenker, Spurstangen, Längslager hinten, halt die Klassiker ;-) ). Der Vorgänger (Benziner) hat 360 000 geschafft, dann hat doch der Rost zugeschlagen, Maschine war noch soweit OK.
Problem:
Mittelmäßiges (aber nerviges) Lenkradzittern im genannten Geschwindigkeitsbereich - und beim Abbremsen, aber nur in diesem Geschwindigkeitsbereich !
Auftreten: Meistens aber nicht immer, und auch verschieden stark, aber quasi permanent vorhanden !
Anbei meine Erfahrungen:
Verschiede Sätze Reifen (ausgewuchtet) getestet
Lenkradzittern verändert aber nicht beseitigt (schmale Reifen 185, weniger Zittern !)
Radlager (inkl: Nabe) links/rechts ersetzt (eins war definitiv am sterben)
Lenkradzittern verändert aber nicht beseitigt
Querlenker vorne links/rechts (Meyle) komplett ersetzt (mit allen Lagern)
Lenkradzittern verändert aber nicht beseitigt
Spurstangen/Köpfe erneuert / Vermessung der Achse und Einstellung
Lenkradzittern verändert aber nicht beseitigt
Bremsscheiben mit Original BMW Teile ersetzt
(hatte Zimmermann - gelocht mit ATE Ceramic Belägen), dies hatten von Anfang an sehr
unangenehme Geräuschentwicklung !
Lenkradzittern verändert aber nicht beseitigt
Lösung des Problems bei mir
Abnehmen / Gängigmachen / Säubern der Bremsanlage
Im Detail
- Bremssattel abgebaut, je Seite den 10 mal Kolben zurückgedrückt und mit 5-6 Pedaldurchdrücken herausgedrückt (nicht zu viel, sonst hüpft der Kolben raus), das ganze 10 mal -> Gängigkeit der Bremskolben erhöht.
- und nun der Hauptaspekt:
Auf den Bremskolbenkanten (Kontaktfläche zum inneren Bremsbelag hat sich im Laufe der Zeit eine harte Rost/Schmuddelschicht gebildet und zwar am linken, wie am rechten . Das Verwunderliche daran war, das auf der Kolbendruckfläche nur ein Halbkreis vergammelt war, und ich schätze mal so einen halben Millimeter erhöht war. Ich habe diesen Gamel/Rost, der wirklich sehr hart (wie so eine Art Glasur) war mit einem Schreiner-Stemmeisen vorsichtig abgeschabt, und mit Drahtbürste und Schmirgelpapier gereinigt, die Kreisoberfläche sollte metallisch glänzen und dann ganz leicht gefettet. Ebenso hab ich die Rückseite der ATE Bremsbeläge von der Rostschicht befreit, so das sie sauber und plan waren.
Alles Zusammengebaut und siehe da, freu freu - Lenradzittern war eliminiert !!!
Und nun meine Theorie:
Kolben drückt durch die genannte Verschmutzung beim Bremsen "schräg" auf die Bremsbeläge,
dadurch verkanntet er in der Bohrung minimal (nicht messbar, würd ich sagen) wenn dies auftritt, stellen sich die Kolben nach einer gewissen Nutzungszeit nicht mehr durch den Seitenschlag der Bremsscheibe
ganz zurück. Dadurch streift bei jeder Radumdrehung der Belag
zu stark an der Scheibe.
Und dies beidseitig (links/rechts)! Je nach gefahrener Strecke immer wieder anders und dynamisch zueinander.
=> das undefinierte Zittern während des Fahrens auch abhängig von Bremsungen (Temperatur der Bremssättel, Scheibe usw.)
Schwingfrequenz eines Körpers:
Nun muß man Wisssen, daß jeder Körper eine sogenannte Eigenfrequenz hat, bei der er schwingt, so auch die genannte Vorderachse (komplexes System aus Federbeine, Lenker, Achskörber, Nabe, Reifen, Bremsanlage ...)
Die (gealterte!) E36 Vorderachse scheint, durch dieses zu starke "Anstossen/Berühren", (was prinzipiell bei Bremsanlage ja immer vorhanden ist) durch die Bremsanlage sensibel im Bereich von ca 70 Km/h bis 120 Km/h zu sein. Bei mir war es bei 70 Km/h deutlich und dann wieder so bei 100 - 120; Darüber und darunter war wenig bis nichts zu spüren.
Falls sich das Lenkradzittern bei mir wieder ergibt bzw. beginnt, werde ich die beiden Bremssättel
komplett wechseln, durch Reinigung die Sättel werden diese natürlich nicht neuwertig :-)
Ich habe den rechten Sattel, nachdem er einmal komplett fest war vor ca. einem Jahr komplett überholt (gereinigt, Dichtungen ersetzt usw.) damals war eine Staubschutzmanschette porös/defekt, also bitte unbedingt checken, ob die Staubschutzmanschettend er Kolben in Ordnung sind !
Allgemein gilt natürlich, arbeiten an der Bremsanlage mit äußerster Sorgfalt und nur mit Fachwissen durchführen. Ansonsten eine gute Werkstatt oder ab zum Freundlichen.
Ich würde sagen, die Reparaturen vor der Fehlerfindung waren bei mir nicht umsonst. Es kann sein, daß ohne diese, das Reinigen der Kolben/Sättel nicht ausreichend gewesen wäre. Außerdem sind die Reparaturen natürlich wertsteigernd.
Noch was zu den Bremsbelägen:
Natürlich ist es in jedem Fall besser, diese (evtl minimal schräg geschliffenen) durch Neue zu ersetzen. Evtl mit einer Schieblehre nachmessen, wie schräg diese sind) Ich kann die ATE Cermic empfehlen, minimaler Verschließ und deutlich weniger Schmutz auf den Alufelgen :-) Ich hab sie dringelassen, bei mir hat's funktioniert.
Ich würde mich freuen, dem ein oder anderen eine Tipp gegeben zu haben, und falls es
geholfen hat über eine Rückmeldung. Ich bin auch gerne bereit über das Thema und die theoretische Erklärung fachzusimpeln :-);
VG Jörg