Oh Mann, wir werden leicht offtopic… aber ich muss da mal kurz einhaken. Weil so hab ich leichte Probleme, das Ganze so stehen zu lassen. Ich bitte, dies zu entschuldigen. Und bitte ebenfalls den User aneon, falls er Rede- und Antwortbedarf hat, mich per PN zu kontaktieren.
Zitat:
Meine Frau hat auch Jura studiert und Juristen sind absolut nicht gefragt. Der Markt ist überschwemmt. Dadurch sinken auch die Löhne. Angebot und Nachfrage...
Wir hatten aber beide glück :)
(Zitat von: aeneon)
Ja, es ist richtig, dass es ziemlich viele Juristen gibt - und die Tatsache, dass die ZVS vor etwas über zehn Jahren entschieden hat, Jura nicht mehr zentral zu vergeben, hat dies sicher verstärkt. Zunächst hatten ja einige Unis auf einen örtlichen NC verzichtet, und dies hat sich auch in der Zahl der Studenten ausgewirkt.Was sicher auch richtig ist, ist, dass es für den „normalen Feld-, Wald- und Wiesen-Juristen mit zwei „ausreichenden“ Examina, der frisch ausm Referendariat kommt“ immer schwerer wird, auf dem Arbeitsmarkt etwas Entsprechendes zu finden. Und so manchem bleibt dann nur die Chance, selbst ein Schild an die Haustür zu nageln und zu entscheiden: „Ich bin jetzt Anwalt“ (natürlich nach entsprechendem Zulassungsverfahren bei der Anwaltskammer usw.).
Etwas, was ich heutzutage definitiv nicht machen würde - dank immer komplexerer werdender Materie, unterschiedlicher Fristen und hoher Haftpflichtversicherungssummen. Wohl dem Absolventen, der bereits ne Anwaltskanzlei „daheim“ hat. Hatte einige Studienkollegen, denen es so erging.
Was in der Branche - neben guten Noten natürlich - interessant macht für den Arbeitsmarkt ist vor allem die richtige Auswahl der Schwerpunktbereiche bereits in der Uni. Mit Verkehrsrecht, Arbeitsrecht und Familienrecht holt man heutzutage keinen mehr hinterm Ofen hervor. Allerdings: mit Steuerrecht (stehen viele Juristen überhaupt net drauf, weil zu zahlenlastig, zu überfrachtet, zu sehr im Wandel, … - wird folglich gern den BWLlern überlassen, nur kennen die keine Graustufen), Insolvenzrecht (von vielen Unis jahrelang stiefmütterlich behandelt, heute dank vieler Insolvenzen und durch die durch die InsO vielfältig gegebene Möglichkeiten brisantes Thema - auch für Nicht-Insolvenzverwalter), internationalem Transportrecht (macht auch keiner und dank Globalisierung auch wichtiges Thema), Revision und Compliance (verhältnismäßig jung - und damit ist man im Unternehmen schnell der Chef-Arschkriecher-Depp-der-allen-einen-reinwürgen-will => will auch keiner machen), durchaus auch Strafrecht (wer hat schon gern mit Kriminellen zu tun - und lässt sich von der BILD gern vorführen, nur weil er eine gewisse Zschäpe oder irgendwelche Kinderschänder verteidigt?) kann man schon gut punkten. Und für viele Unternehmen ist es auch schon von Vorteil, wenn der Jurist fähig ist, ein paar Zahlen zusammenzuzählen und ne Bilanz zu lesen.
Darüber hinaus kommts sicher auch drauf an, wo man grad ist („sein“ im Sinne von „wohnen“) - und wie flexibel man ist („sein“ im Sinne von „sein“). Mir wars damals beispielsweise ziemlich egal, wo ich hingeh - ich hatte nur ein paar (genau gesagt: drei) Städte, in die ich eigentlich definitiv nicht wollte. Die Betonung liegt auf „eigentlich“ - ich bin in einer dieser drei Städte gelandet.
Klar: einfach ist es auch dann nicht. Ich (der ja „nur“ LL.B. ist; Schwerpunktbereiche Vertragsmanagement + Insolvenzrecht), bin auch einige Kompromisse eingegangen. Mir ist aber auch - im Rahmen von Vorstellungsgesprächen - einige Male von Personalern erzählt worden: „Für die Stelle hatten wir auch schon Volljuristen da, nur wollten die diese Arbeit nicht machen, weil sie ihnen zu simpel war und die Bezahlung zu schlecht.“ Und das, obwohl es auch eine juristische Tätigkeit war, die juristisches Handwerkszeug erfordert und vom Arbeitgeber ein juristisches Studium gefordert / gewünscht war.
Will sagen: Möglichkeiten gibt’s grundsätzlich viele, weil die Ausbildung sehr vielseitig ist - und teilweise wird schon auf hohem Niveau gejammert. Immer getreu dem Motto „Wie geht’s Ihnen, Herr Kollege?“ - „Ich kann nicht klagen.“