Hi Leute,
danke für Eure Beiträge zu Sinn und Unsinn der ESP-Abschaltbarkeit.
Sie waren original
hier gepostet. Ich möchte den Abschaltbarkeits-Thread aber nicht mit Diskussionen zukleistern, denn er dient dazu, an die Infos über eine vollständige ESP-Abschaltbarkeit überhaupt erstmal ranzukommen.
Daher führen wir die Diskussionen zum Sinn oder Unsinn hier fort.
Danke erstmal an Hessenspotter, bikelive und joecrashE36 für Ihre Kommentare!
Hessenspotter
ChriH sind wir doch mal ehrlich. Wer kann den heute noch son 1,8-2to Turbo Automatik Bomber beherrschen ? Das liegt im Promille Bereich. Fahre ja selber nen E39 V8 mit DSC im Alltag. Gegenlenken mal schnell bei 120-140 ist da nicht dank der tollen Servotronic.
Auf den Drifttrainings wo ich bisher war fahren die alten Autos E30/36 und M346 Kreise um alles moderne.
So ein Drehmoment Monster wie ein M4 töten sich binnen Sekunden selber wenn so ein digitaler Gaspedaltretter wieder mal am arbeiten ist. Beim Mustang 2015/16 5.0 GT und beim GT86 sieht man das wunderschön in Mobile.de bei den Unfallwagen. Die Leute sind mit den Autos heute einfach überfordert und feuern die in die Botanik/Mauer. Sinnvolle Konsequenz, ESP auch dann noch an wenn Pseudo Alpha-Kevin in seinem Leasing M4 meint einen auf JP oder Ken Block zu machen.
Ich erlebe durch meinen Beruf viel junge Autofahrer oder aber auch teilweise Wiedereinsteiger (nach Entzug). Die sind mit'm normalen Stadtvekehr schon teilweise gnadenlos überfordert. Alles ist wichtiger, Handy, Navi usw.
Wer sich mal so manch ein YouTube Video vom Nürburgring anschaut, der sieht schon direkt das heute nur noch die Generation Forza/NFS/Gran Tourismo am Werke ist.
Früher sind die alle gestorben, 32.000 Verkehrstote hatten wir mal in Deutschland. Heute undenkbar ... ESP und NCAP Autos haben da enorm geholfen.(Zitat von: Hessenspotter)
Bikelive:
Da muss ich dem Hessenspotter leider recht geben. Naja.... sehr ungerne :) Die denken heute wirklich, das sie die NOS locker in 8min BTG fahren, weil es ja auf der PS4 auch klappt. Hab sogar nen Kumpel der es offen zugibt! Zitat: " Ich halte einfach in die Kurve rein! Die Helfer machen doch den Rest für mich" !
Für ungeübte Fahrer ist es sinnvoll. Ich verstehe nur nicht, war man heute nicht mehr in der Lage ist ein Auto zu bauen, das auch ohne gut zu beherschen ist.
Am schlimmsten für mich ist jedoch, das man bei einigen Autos ASR usw. gar nicht mehr komplett abstellen kann! Ich fahre persönlich viel lieber ohne ABS, ESP, ASR usw. , weil das Auto dann auch wirklich das macht, was ICH will und nicht die "Helferlein"! ESP und co. sind zum Teil auch sehr gefährlich!
Wenn ein geübter Fahrer richtig reagieren will und das ESP dies verhindert, kanns schnell zum Unfall kommen. Ist mir selber auch schon fast passiert.
Man muss schnell vom Fleck weg und tadaaa..... minimaler Schlupf am Rad und das ASR regelt alles runter!
Wäre es vom Tüv her erlaubt, würde ich den ganzen Mist in meinen Autos abklemmen!(Zitat von: Bikelive)
joecrashE36
Nicht nur die "Überforderung" im Straßenverkerhr, sondern das Unvermögen vieler Nutzer haben dazu geführt,
das die Elektronik ihre "schützende" Hand 'drüber halten muss.
Auch die Versicherungen und der Gesetzgeber wollen das so.
Schließlich kann heute niemand mehr einen Wagen für Spezialisten "Massentauglich" verkaufen.
Als Prominentes Beispiel führe ich den Porsche 930 an , der als "Witwenmacher" betitelt wurde.
Oder der erste TT, welcher ein "tückisches" Verhalten im Grenzbereich zeigte.
Oder der W168 , der bei Ausweichmanövern unberechenbar war.Ähnlich der erste Smart.
Der Wusch vieler, im Auto den starken Max zu markieren, hat leider sehr zugenommen und
das trotz der vielen Helferlein die Physik nicht zu überlisten ist, kommt nicht bei allen an.
Es gibt Massen von Videos, bei denen über die "Eignung zum führen eines Kraftfahrzeug"
schon gezweifelt werden kann..
Wenn dann was passiert, wird in den "Sozialen"Medien das große Geheul angestimmt....
Filme und Spiele mal Außen vorgelassen, da ist grundsätzlich alles möglich.....(Zitat von: joecrashE36)
Nun ist ESP heute ja eh vorgeschrieben, und es ist ab Motorstart grundsätzlich immer aktiv. Man muss extrem lange auf dem ESP-Knopf herumdrücken, um es abzuschalten. Insofern tut es keiner versehentlich! Wer es absichtlich tut, ist für die Konsequenzen auch selber verantwortlich.
Davon abgesehen muss ich mal klar sagen, dass die Fahrzeugentwicklung in eine falsche Richtung läuft:
Ein wesentlicher Punkt ist derzeit die Lenkung. Die elektrischen Lenkgetriebe, die z.B. in einen aktuellen Audi A3 oder Golf VII eingebaut sind, sind eigentlich eine Frechheit und wären für mich bestenfalls in einen Dacia für 8000 Euro akzeptabel. Sie bieten keinerlei Rückmeldung mehr! Gar keine! Das ist schon richtig gefährlich, weil man eben überhaupt nicht mehr spürt, wie dicht man am Grenzbereich dran ist. Und wenn man es dann trotzdem probiert, dann kommt man eben auch schnell in den Bereich, wo einem beim besten Willen auch keine ESP mehr helfen kann. Wenn die Kisten auch nur anfangen zu untersteuern, dann brauchen sie plötzlich verdammt viel Platz. Und da befindet sich auf öffentlcihen Straßen der Gegenverkehr, die Leitplanke, ein Graben oder ein Baum! Dass die Autos immer breiter werden, anders als die Straßen, verschärft das Problem noch.
Daher verwundert es auch nicht, dass die Unfallzahlen nicht mehr sinken, sondern wieder steigen.
Dazu kommt übrigens auch das ganze Infotainment-Gedöhns, das unglaublich stark vom Fahren ablenkt. Ich bin fest überzeugt, dass viele Unfälle ihre Ursache heute dort haben!
Das gleiche gilt für Fahrwerke, die einen immer höheren Grenzbereich haben - der damit aber auch immer schmaler wird!
Die Turbo-Aufladung tut dann das ihre dazu, dass die Fahrbarkeit weiter leidet.
Dazu kommt der derzeitige PS-Wahnsinn. Jedes Modell muss mehr PS als der Vorgänger haben. Bei den dicken Limousinen nähren wir uns gerade der 600-PS-Grenze! Das muss man sich mal klar machen, das hatten früher nicht mal Supersportwagen!
Jetzt behaupte ich aber immer noch steif und fest, dass sich ein sportliches Auto zu allerletzt über die PS definiert. Ich gehe jede Wette ein, dass ein Sportfahrer aus einem Mazda MX5 mit dem kleinen 131-PS-Motor oder gar einem Caterham mit dem winzigen 80-PS-Motörchen befriedigter aussteigen wird als aus einem getunten Audi RS6 mit 700 PS. Wer es nicht glaubt, sollte es ausprobieren!
Dazu mal ein Zitat aus aus der sport auto Heft 10/2016 aus dem kleinen Fahrbericht des Lotus Elise Cup 250 von Jens Dralle:
"
.... um wieder mal zu erleben, wie sich ein von Grund auf leichter Sportwagen anfühlt: auf natürliche Art agil, wuselig, nicht mühsam konstruiert dynamisch und bedrohlich schnell. ......"
Ein ganz ähnliches Fazit habe ich kürzlich von Elise-Fahrern nach einer langen, schnellen Ausfahrt im Nissan GT-R (570 PS) gelesen.
Gut, nun ist nicht jeder Sportfahrer. Nur frage ich mal, ob es Sinn macht, Leuten ein 600-PS-Auto in die Hand zu geben, die eigentlich mit 200 PS schon nicht klar kommen - ESP hin oder her. Früher oder später schmeißen die den Wagen eh in die Botanik! Oder sie fahren ihn im Bummeltempo, dann brauchen sie aber auch keine 600 PS.
Leider hat der PS-Wahnsinn aber gerade darin seine Ursachen, dass die Autos so langweilig geworden sind. Der Audi A3 mit 184-PS-Diesel, den ich unfreiwillig als Dienstwagen haben, ist zwar nicht langsam - aber er ist völlig spaßfrei!
Also kloppt man mehr und mehr PS unter die Haube, damit einem hinterm Lenkrad nicht das Gesicht einschläft. Diese Wagen leben nur noch von Längsdynamik. Und heraus kommen dann Autos, die sich keiner mehr ohne ständige ESP-Bevormundung in Kundenhände zu geben traut. Womit die nächste Runde des PS-Wahnsinns schon sicher ist.
Das Rad dreht sich immer schneller, nur leider in die falsche Richtung!
Angeblich wollen wir doch den Verbrauch senken. Warum dann nicht mal bei Gewicht und PS anfangen? Und dazu endlich wieder eine Lenkung und Fahrwerksabstimmung, die sicheres Autofahren möglich macht.
Das ESP sollte reines Redundanz-System sein, und kein Ersatz für anständige Hardware!
Mir tun die jungen Leute inzwischen auch richtig leid. Wie man auf einem Golf VII richtig fahren lernen will, ist mir ein Rätsel! Die bekommen einfach keine Chance mehr!
Was bikelive zur Gefährlichkeit von ESP anführt, möchte ich auch mal herausstreichen: Ich kenne inzwischen so einige Fälle, in denen das ESP einen erfahrenen Fahrer, der am Lenkrad absolut richtig reagiert hat, in ernste Schwierigkeiten gebracht hat, weil das ESP die Fahrerreaktion nicht mit einkalkuliert hat. Obwohl es über den Lenkwinkelsensor diese Informationen ja bekommt! Das ist brandgefährlich. Verzichten kann man auf eigene Reaktionen aber auch nicht, denn der Bereich, wo ESP noch was rausreißen kann, ist verdammt schmal.
Die von joecrashE36 angeführten Beispiele A-Klasse, Audi TT und Smart hatten übrigens alle eklatante Konstruktionsfehler bzw. Abstimmungsfehler.
Jeder, der mal Heckmotor gefahren ist, wußte, dass es mit dem extrem kurzen, schmalen und hohen Smart Probleme geben wird.
Die A-Klasse war kurz, schmal, hoch und hatte durch den Sandwich-Boden einen nochmals höheren Schwerpunkt. Konsequenzen waren zu erwarten.
Beim Audi TT wurde versucht, mit einem plattgeklopften Golf gegen Porsche Boxster und Z3 anzustinken. Agilität bringt man in so einen "Golf" nur rein, wenn man auf kräftige Lastwechsel setzt, und die sind vielleicht für Rennfahrer handlebar, aber nicht für normale Audi-Kunden. Walter Röhrl hatte Audi vorher deutlich gewarnt, dass diese Abstimmung zu gefährlich ist! Audi hat es trotzdem probiert - und ist auf die Nase gefallen. Die späterer Behauptung, dass es am fehlenden Heckspoiler lag, war eine Ausrede. Das ganze Fahrwerk wurde überarbeitet und ein zwangsaktives ESP nachgerüstet - trotz Heckspoiler!
Grüße
ChrisH
Bearbeitet von: ChrisH am 16.11.2016 um 00:40:28