Zitat:
Genaus das ist aber der Grund, warum ich solche pseudowissenchafltichen Vergleiche und Berichte nicht mag. Hier würde ein gutes Buch mehr helten - z.B. "Fahrdynamik" aus dem Vogel-Verlag
Hier wird nun der Eindruck erweckt, das trotz Allrad, ABS und ESP die Ginetta ohne diesen Schnickschnack besser wäre. Sie ist es auch - das hat aber weder mit Allrad noch mit ABS etwas zu tun - nur das kommt da halt nicht raus. 75% der Fahreigenschaften und des Handlings werden durch Schwerpunktlage, Verhältsnis von Spurweite zu Radstand und dem Gewicht bestimmt. Warum also nicht gleich gegen einen Traktor vergleichen und sich freuen, das die Ginetta besser ist?
Wie leicht ein Brett umkippt richtet sich vor allem danach, ob es hochkant steht oder flach liegt. Um das Brett zu kippen, muss ich eine Kraft x aufbringen. Ist diese Kraft größer als die Haftreibungskraft des Brettes bezüglich des Untergrundes, dann kippt nichts sondern das Brett rutscht einfach weg. Der Duster hat wie jedes SUV mit seinem hohen Schwerpunkt zu kämpfen. Das liegt aber nicht am Duster, sondern der Physik.
(Zitat von: Saugnapf)
Hi Saugnapf!
Ich verstehe nicht ganz, wo das Problem liegt?
Da wird zunächst einfach kurz aufgezählt, was jeder Wagen an Ausrüstung mitbringt.
Das mit der Schwerpunktlage ist zweifellos wichtig. Ich garantiere Dir aber: Es ist nicht der primäre Grund, warum die Ginetta hier schneller ist - im Nassen wohlgemerkt!
Denn die Querbeschleunigungen sind hier nicht sehr hoch.
Es sagt im Video auch keiner, dass der Dacia
wegen Allrad oder ABS langsamer ist (ESP hat der Dacia laut Video nicht).
Allrad und ABS wären grundsätzlich im Nassen erstmal vorteilhaft. Genau deshalb kommt nach meinem Verständnis der Vergleich dieser ungleichen Gegner überhaupt zustande:
Die Ginetta hat mehr PS und einen tiefen Schwerpunkt auf ihrer Seite, der Dacia Allrad und ABS.
Was gesagt wird ist:
- Der Dacia untersteuert recht penetrant, kann daher den Traktions
vorteil des Allrad erst viel zu spät umsetzen. Dann aber drückt er recht heftig mit dem Heck, wie man sieht. Bei beidem verliert der Wagen natürlich Zeit.
(Die Ursache dafür kann eher in der Fahrwerksabstimmung oder eher im hier konkret verwendeten Allrad-System liegen).
- Die Ginetta wird bewusst neutral gefahren, ohne Untersteuern und ohne Drifts, weil das schneller ist. Dazu muss der Wagen natürlich erstmal eine neutrale Abstimmung haben. Und man muss gut und früh spüren, wann das Heck anfängt, den Ausfallschritt zu proben und der Haftungsabriss muss sehr weich erfolgen. Die Ginetta hat außerdem eine Lenkung mit sehr viel Rückmeldung. Jeder, der mal selbst bei Nässe am Limit gefahren ist, weiß ja, dass diese Rückmeldung essentiell ist, um den Grenzbereich zu erspüren. Und nur wenn man spürt, wie dicht man am Limit ist kann man am Limit fahren.
JA, dafür ist ein servolose Lenkung vorteilhaft.
Diese wiederum kann man nur bei sehr leichten Autos realisieren.
(Modernen Autos haben ohnehin eine Tendenz, bei extrem hohem Gewicht mit sehr direkt übersetzten Lenkungen und sehr geringen Lenkkräften Agilität vorspiegeln zu wollen. Dann ist aber eine sehr hohe Servounterstützung nötig, so dass die Rückmeldung leidet. Dazu kommen wegen Verbrauchsreduktion die elektrischen Lenkservos, die nicht pauschal schlecht sein müssen, es real aber leider sehr oft sind).
Außerdem wird gesagt, dass die Reifen der Ginetta griffiger als erwartet sind.
Im Übrigen bringt die Rückmeldung und das geringe Gewicht und ein gut gemachter Heckantrieb den Vorteil - und die letzten drei beeinflussen sich halt gegenseitig.
Was man in einer Lenkung und als Feedback vom Fahrwerk so alles spüren kann - da kann ich wirklich mal eine Fahrt in Caterham & Co. empfehlen. Da tun sich ohne jede Übertreibung neue Welten auf ;)
Hier meine Erfahrungen nach einer Fahrt im Caterham:
LinkIm Übrigen kann ich jedem Interessierten wirklich nur empfehlen, sich mal die Nasshandling-Zeiten der diversen Supertests in "Sport Auto" zu Gemüte zu führen. Sehr aufschlussreich!
Grüße
ChrisH
Bearbeitet von: ChrisH am 24.10.2012 um 23:01:42