Wie bereits gesagt - aber ich möchte es noch mal gesondert hervorheben - handelt es sich bei diesen sogenannten Außentemperaturbereichen NUR um Empfehlungen bzw. Erfahrungswerte die streng genommen nichts mit der SAE- Klassifizierung zu tun haben, welche wiederum auch nur sehr grobe, kategorisierte Rückschlüsse zulässt.
Ebentscheidend ist immer die Öltemperatur im Motor und entsprechend der Öltemperatur muß ein entsprechendes Öl verwendet werden welches für diese Öltemperaturen geeignet ist. Es hat also nur indirket etwas mit der Außentemperatur zu tun, die als eine von vielen Größen die Öltemperatur beeinflusst. Wenn man z.B. mit Anhänger einen steilen Berg heruaffährt, wird man automatisch eine höhere Öltemperatur feststellen. Ebenso wird einer der viel hochtourig fährt, im Schnitt eine höhere Öltemperatur haben als einer die niedrigtourig fährt.
Letzlich sind die Eigenschaften des Öls dafür entscheidend ab welcher Temperatur das Öl verbrennt, die Molekularstruktur zerstört wird oder es zu dünn wird.
Das Meßverfahren zur kinematischen Viskosität im Kappilarviskometer ist dabei ein Meßverfahren welches Auflschluss über die Zähflüssigkeit gibt. Diese Meßergebnisse sind über VT-Diagramm ablesbar, nicht aber anhand der SAE-Klasse die sich lediglich nur auf die mm²/s Auslauf bei +100°C und das noch über eine Bandbreite beschränkt.
Ferner sind die Motoren unterschiedlich, benötigen unterschiedliche "Schmierfähigkeiten" des Öls, so daß als weitere große Unbekannte hinzukommt.
Ich erzähle es deswegen, weil ich aufzeigen möchte, wie ungeeignet eigentlich die SAE-Visko.-Klassen sind um präzise Aussagen vornehmen zu können und Öl nicht gleich Öl ist. Selbst die verschiedenen Hersteller unterscheiden sich.
Deswegen es sind alles nur Empfehlungen und keine Garantie.
@ alextci318is
Nun zu Deiner Frage:
BMW gibt den Temperatureinsatzbereich für Leichtlauföle (von BMW Special-Oils genannt)
wie folgt an:
0W X unter -30°C bis über 30°C
5W X -30°C bis über +30°C
10W X -20°C bis über +30°C
(noch eine kleine Anmerkung damit nichts fehlinterpretiert wird: z.B. das 10W 40 Leichtlauföl ist NICHT mit dem 10W 40 Mehrbereichsöl zu verwechseln)
Allerdings teile ich persönlich nicht die Empfehlungen von BMW, da das zu undifferenziert vorgenommen wurde, besonders bei den kinematischen Viskositätsangaben.
Zur Begründung meiner These habe ich mir mal ein Paar Angaben von Veedol besorgt und die technischen Eigenschaften derer Öle genauer betrachtet:
Fangen wir mit der dynamischen Viskosität (aussagekräftig für die Minimaltemperatur an).
0W 30 Leichtlauföl:
Dies hat bei -30°C eine maximale scheinbare Visksosität von 3200 mPa*s. Die maximale Grenzpumptemperatur (nenne ich jetzt mal vereinfachend GT) liegt meist um 5°c darunter, demnach wären das wahrscheinlich -35°C. Allerdings würde ich mein Auto unter -30° bei diesem Öl nur ungern anlassen, da die Kaltstarteigenschaften zu schlecht sind.
5W 30 Leichtlauföl: 3250 mPa*s bei -25°C; GT bei -30°C
10W40 Leichtlauföl: 3400mPa*s bei -20°C; GT -25°C
Jetzt noch zum Vergleich das 15W 40 Mehrbereichsöl von Veedol : 3350 mPa*s bei -15°C; GT -20°C
Ich glaube die Werte sprechen für sich!
Kinematische Viskosität:
0W 30 Leichtlauföl: 12,1 mm²/s bei 100°C
5W 30 Leichtlauföl: 11,9 mm²/S bei 100°C (kein Fehler; ist niedriger als beim 0W 30 angegeben)
10W 40 Leichtlauföl: 14,3 mm²/s bei 100°C
Wieder zum Vergelich das 15W 40 Mehrbereichsöl: 14,5 mm²/s bei 100°C
Auch wenn der Betrag der Steigung von den Leichtlaufölen im VT- Diagramm i.d.R. kleiner ist (d.h je höher die Temperatur wird, desto schneller baut das 15W 40 Mehrb.-Öl im Vergeleich zum Leichtlauföl ab), kann man erkennen, daß die Verwendung von XW 30 Leichtlaufölen bedenklich ist wenn man im Sommer jenseits der 25°C-30°C seinen Wagen unter Vollast oder dauerhauft bei hohen Drehzahlen ausfährt, sprich die Motoröltemperatur über die 120°C geht (Wert ist von mir geschätzt).
Für jemanden der seinen Wagen Wagen niedrigtourig und schonend fährt, für den reicht auch das XW 30 Leichtlauföl.
Das 10W 40 Leichtlauföl übertrifft das 15W 40 Mehrbereichsöl in beiden Bereichen. Wobei das bei der kinematischen Viskosität von mir eine Vermutung ist, da ich das VT-Diagramm nicht zu Hand habe, aber davon auszugehen ist, daß der Betrag der Steigung kleiner ist.
Letztlich habe ich zufällig auf dieser
Seite von Castrol, ein VT-diagramm gefunden, bei der der Vergleich eines 5W 40 Leichtlauföl mit einem 15W 40 Mehrbereichsöl aufgezeigt wird. Leider fehlt die Beschriftung der Achsen, so daß es schwierig ist eine konkrete Aussage zu treffen. Abzulesen ist dennoch, daß beide Öle relativ identisch in der kinematischen Viskosität sind, und daß das 5W40 bessere Eigenschaften aufweist, je höher die Öltemperatur ist (ich vermute ab um die +100°C), und damit im übertragenen Sinn auch bei höheren Außentemperaturen verwendet werden kann.
Davon kann man jetzt ableiten, daß das 5W 40 auf jeden Fall ebenso für +30°C Außentemperatur geeignet ist, wenn nicht sogar darüber. Ebenso wird es wie ich denke für -25°C geeignet sein.
Ein 0W40 wird wahrscheinlich ähnliche Eigenschaften aufweisen können, nur daß es wahrscheinlich bis zu -30°C verwendet werden kann.
Lange, lange Rede, kurzer Sinn:
Wenn Du mich fragst, ich würde an Deiner Stelle beim 0W 40 Leichtauföl bleiben. Es ist in Ordnung. Der Verschleiß ist geringer, Du hast weniger Widerstand und hast allgemein die Vorteile des Leichtlauföls. Deinem Motor kommt es zu Gute.
Ein 15W 40 Mehrbereichsöl ist z.B. für meine Region (Rhein-Main-Gebiet) auch allemal ausreichend wenn man öfters das Öl wechselt, bei Extremtemperaturen im Winter das Auto stehen läßt und auf die Vorteile des Leichtlauföls verzichtet. Man muß es selbst wissen.
Zu den Ölwechselintervallen:
Bei Leichtlaufölen ist entweder ein Jahr oder 15.000km im Moment auf jeden Fall ausreichend. Es gibt Öle die halten auch 30.000km aus (vgl. VW). Ob das sinnvoll ist kann ich nicht beurteilen. Allerdings kann das schon gut sein, da sich die Leichtlauföle ständig verbessern und stabiler werden.
Fährt man viel Kurzstrecke ist grundsätzlich aus wirtschaftlichen Gründen vom Leichtlauföl abzuraten, da es genausowenig wie ein Mehrbereichsöl für diese Art von Beansrpuchung geeignet ist und schon weit unter 10.000km gewechselt werden sollte.
Edit Dezember 2008:
Da sich in den letzten Jahren viel bei Ölen auch hinsichtlich Motorenbau getan hat, sind diese Aussagen nur noch bedingt richtig und haben insbesondere für neue Motoren nur eingeschränkte Gültigkeit.
Aus heutiger Sicht ist es besser ein vollsynthetisches Leichtlauföl speziell bei Kurzstrecke zu fahren (ausgenommen Fahrzeug mit einem Alter von 20/25 Jahren und älter, hier ist individuell zu entscheiden).
Wichtig ist allerdings nach wie vor, daß bei Kurzstrecke das Ölwechselintervall drastisch reduziert werden muß. Um ein Extrembeispiel zu nennen: Taxis. Hier kann es ratsam sein, bereits nach 2000km das Öl zu wechseln.
"Nicht-sysnthetische" sollte man bei neuen Motoren eigentlich nicht mehr verwenden. Bringen nur Nachteile. Gut, wenn ein Motor 200.000km hat und das Fahrzeug sich in schlechtem Zustand befindet ist es fast egal, dann zählt der Geldbeutel.
Bei Mehrbereichsölen hängt das Wechselintervall sehr stark von der Fahrweise, der Beanspruchung und der Motorbauart ab.
Mehrbereichsöle neigen doch dazu sehr schnell dazu den Motor zu "Verschlammen", obgleich auch hier durch Additive sehr viel getan wurde und die Entwicklung weiter gegangen ist. Trotzdem würde ich wenn Du dem Motor etwas gutes tun möchtest,das Öl nach 10.000km spätestens wechseln und schließe mich E30massder's Meinung an. Bei Kurzstrecken schon deutlich darunter.
Bei einem alten Motor kannst Du auch daüber gehen, wenn Dir die Verschlammung nicht mehr so wichtig ist und Du viel in einem Jahr fährst. Bei meinem alten E-Kadett habe ich alle 20.000km ab 160.000km einen Ölwechsel gemacht und das Ding ist wie eine eins gelaufen. Bei 213.000km habe ich das Ding an einen Bekannten verkauft und der ist noch bis ca. 250.000km gelaufen bis er dann wegen Rostbefall verschrottet wurde.
Allerdings würde ich bei einem Mehrbereichsöl auch 1 Jahr nicht überschreiten.
Ein letzter Gedanke. Es ist viel wichtiger den Motor ordentlich und schonend warmzufahren, als dieses Philosophieren um die Ölauswahl. Andernfalls nützt Euch die beste Ölauswahl nichts.
Es ist zwar schon richtig, die Auswahl ist sehr entscheidend, doch meist ist es Unwissen über die Motoröltemperatur, welche den Motoren den Todestoß versetzt. Wenn die Kühlwassertemperatur auf normal steht heißt das noch lang nicht, daß der der Ölkreislauf und damit der Motor warm ist. Im Sommer vergeht 3mal und im Winter bis zu 5mal so viel Zeit, bis das Öl die Betriebstemperatur erreicht hat. Wenn man bei z.B. meinem 316 unter 0°C Außentemperatur sofort auf die Autobahn fährt, dort bei 120km/h vor sich hintuckert, vergehen bis zu 30km bis die Öltemperatur 75-80°C hat.
Bearbeitet von - sven am 18/09/2003 17:06:06
Bearbeitet von - Sven am 17.12.2008 13:27:58