Ende Juni bekommen wir unsere neue C-Klasse :) ...dann gehts auf jagt von 325igern :) ...
hier was zu lesen... ist nicht von mir, also ohne gewähr ;-)
Fahrbericht über das BMW E46 318 Ci Coupé 105 kW / 143 PS / 200 Nm
Neupreis ca. 29.500 Euronen (mit Ausstattung).
Guude, liebe Leser, aus dem schönen Hessenland. Disastamasta wird euch jetzt mit dem vorerst letzten "Autotestbericht" beglücken, nachdem er für einige Zeit die Griffel an Mutters neuen 318 Ci Coupé legen konnte. Und das kam so.
Mein alter Klapperkasten der seligen, kultigen aber nichtsdestotrotz abgehalfterten E30er Serie sollte eine Langstrecke in Angriff nehmen, säuft mir mit seinem Zweiliter-Sechszylinder aber entschieden zu viel. Da Mutter in Urlaub war, der recht neue Wagen sowieso mal vernünftig eingefahren werden musste und aus einigen weiteren, ähnlich stichhaltigen Gründen wie immer nur das gleiche Auto fahren ist blöd, riß ich den Hobel für eine Woche an mich und testete ihn dabei gleich auf Herz und Nieren.
AUSSTATTUNG
Von Hause aus eher spärlich aber angereichert richtig komfortabel, auf Schnickschnack wurde bei der Anschaffung des Wagens verzichtet (bombastische LM-Felgen, Spoiler und andere Verunstaltungsmaßnahmen etc.), dafür glänzt die Fuhre, im edlen Mitternachtsblau-Metallic gehalten, mit Klimaautomatic, Radio Business CD, Park Distance control, Mittelarmlehne mit Auflage, ZV mit Funkfernbedienung und griffsympathischem Sportlenkrad, mithin so das Meiste, was das Fahren angenehm und bequem macht. Auch im weiteren Verlauf der Mensch-Auto-Beziehung stellt sich heraus, daß bei diesem Coupé nicht so sehr der Fitnessfaktor, also Sport um jeden Preis, sondern der Wellness- bzw. Kuschelfaktor im Vordergrund steht. Und das ist in der heutigen Verkehrssituation durchaus positiv.
EINSTEIGEN....
Die Chromzierleisten in der Eingangspforte (dieser Ausdruck erscheint mir hier angebracht) machen Lust auf's Lümmeln...und das geht in der ersten Reihe hervorragend. Die manuelle Sitzverstellung läßt sich hervorragend und fein auf den Arbeitgeber des Wagens einstimmen, auch wenn man, wie ich, etwas überdimensioniert ist (187cm x 95kg), besteht ein Platzeindruck wie in einer Kathedrale - nach allen Seiten viel Luft. Der Sitz ist ein Rückenschmeichler und nicht wie in vielen anderen Coupés "bretthart". Die im Lastenheft eines solchen Automobils stehenden Hamburg-München-Touren verlieren ihren Schrecken. Gänzlich anders sieht es da auf den Rückbänken aus, die sich von ihrem Platzangebot im Grenzbereich zwischen "Kindersitz" und "Alibifunktion" bewegen. Auch der Kofferraum ist nicht wirklich groß, dennoch groß genug mit (kenne den Prospektwert nicht, schätze mal etwa 330-350 l), wobei allerdings die Ausbuchtungen für die Federdome der Hinterachse dem Stückguttransport im Wege stehen dürften.
Der Eindruck ist edel, mit leichten Abstrichen. Anmutung und Solidität sind der Preisklasse entsprechend ordentlich bis hoch. Eine Freude sind einmal mehr die klaren und übersichtlichen "klassischen" BMW-Armaturen, der genarbte Kunststoff kündet von dezenter Wohlhabenheit, optisch am besten gelungen ist die Einfassung der Mittelkonsole für die (softtouch-)Bedienungsklaviatur vor dem Schalthebel.
Bei deren Bedienung muß man sich, als Hardliner der "Alt aber einfach"-Fraktion noch kurz umgewöhnen, aber nach einer Weile geht's auch ohne Blick in die Bedienungsanleitung. Für mich gewöhnungsbedürftig: die Klimaautomatik läßt sich nur mit einem Druck auf eine der Tasten der Luftverteilung ausstellen. Druck auf die Sterntaste der Klimaanlage schneidet zwar die Kaltluftzufuhr ab wie das Azorenhoch im Mittelmeersommer, doch die Automatik pustet ungeniert weiter wie die Etesien auf den griechischen Inseln, nur eben nicht mehr kalt.
Das Radio hat einen sehr ordentlichen, aber keinen brillianten Klang ist aber für den Alltag diesseits der Audiofreaks vollkommen ausreichend. Neben Bass, Höhen und Balance läßt sich mit einer Funktion "fad" die Klangfülle einstellen, filigran und fein für den Klassikgenuß, satt und voluminös für die Freunde der schwarzen Musik. Das Handschuhfach fand ich in Anbetracht der Größe des ganzen Autos etwas klein, im Innenraum selbst gibt es nur wenige Ablagemöglichkeiten. Auf der anderen Seite stehen zahlreiche, praktische wiewohl elegante Detaillösungen, etwa für das Bordwerkzeug.
Nun, wir wollen das 3er Coupé nicht als zweiten Wohnsitz eintragen lassen, sondern damit fahren, also, hinein mit der Dörrobstbirne in die Versenkung der Zündung und das Kraftwerk in Betrieb genommen...
FAHREN:
Die Erwartungen sind gedämpft bei der neuen "Basismotorisierung" im Dreier Coupé. Dank guter Dämpfung fällt der erste Vierzylinder der Weiß-Blauen im Zweiliterformat (man beachte: das 318 ist tiefgestapelt) in ein angenehm-dezentes Grummeln. Als Vierzylinder bleibt der Motor zwar immer zu erkennen, aber er erhebt erst jenseits der 4500 Touren zurückhaltend die Stimme, was einmal mehr den Komfortfaktor unterstreicht. Ein akustischer Genuß ist der Basismotor nicht - dazu fehlt es an Zylindern und Hubraum.
Im kalten Zustand ist der manuelle Fünfgangschalter etwas knochig und widerspenstig, was sich aber schnell legt. Einmal in Fahrt, muß man allerdings nicht oft schalten. Das für einen Zweiliter hohe Drehmoment liegt über einen weiten Drehzahlbereich an. Für das Fahren heißt das Folgendes: kräftiger, gleichmäßiger Durchzug von etwa 2000 U/min bis hin zur Abregeldrehzahl, und das in jedem Gang. Von 80 auf 120 geht es im 4. Gang hurtig in knapp 9 Sekunden (gemessen), im 5. Gang sind es immerhin noch weniger als 13. Man muß allerdings auch dazu sagen, daß die Getriebeübersetzung gemessen am Motorformat recht kurzangebunden wirkt.
Das Resultat dieser Motor-Getriebe-Kombination in dieser immerhin knapp 1,4 Tonnen schweren Hülle sind Fahrleistungen, mit denen man nahezu jeder Verkehrssituation gewachsen ist. Der Motor macht sogar Spaß, obwohl der Wagen naturgemäß keine Rakete ist. Wie auch immer: von Untermotorisierung kann zu keiner Zeit, außer vielleicht bei gewissen Bergaufpassagen im hohen Gang und mit niedriger Drehzahl, die Rede sein. Fahrleistungen und Leistungsentfaltung erwecken sogar Erinnerungen an meine gute alte Barchetta selig, mit dem Unterschied daß Durchzug und Drehfreude hier ohne die barchettatypische Bissigkeit beim Gasgeben und auch ohne deren akustisches Brimborium entfaltet werden. Fazit: das Auto macht Spaß auf Landstraße wie Autobahn und schwingt sich nach nicht allzulangem Anlauf zu stattlichen 220 Spitze (Tacho) auf. Überholvorgänge sind kein großes Thema. Der Wunsch nach mehr Leistung keimt selten auf, und wenn, dann in diesem Auto nur zur Steigerung des Fahrkomforts resp. zur weiteren Minimierung der Schaltvorgänge, denn auch im Hochgeschwindigkeitsbereich zieht der Wagen gut ab. "Basismotorisierung" mit dem Geruch von Armut? Keine Spur!
Der Verbrauch ist auch nicht wirklich ein Thema, 8 Liter im gemischten Betrieb und ohne daß ich den Wagen um die Kurven getragen hätte, können sich, denke ich, sehen lassen. Einen schönen Gruß an die Valvetronic.
Apropos "getragen"...getragen werden möchte der Wagen allerdings schon um die Kurven. Wie bei fast allen BMW, die ich bisher gefahren bin, eine geniale Mischung aus Komfort und Kurvengängigkeit, dieses Exemplar der Bayerischen Motoren Werke hinterläßt schon bald den Eindruck, in einem Jaguar zu sitzen. Der einzige Kritikpunkt ist die etwas zu große Seitenneigung in schnell angegangenen Kurven. Ansonsten eine Offenbarung für das sensible Popometer: Das Untersteuern haben ihm die Fahrwerksingenieure beinahe gänzlich abgewöhnt und man muß den Edel-Komfort-Sportler schon derb hernehmen, um ihm das von Fronttrieblern sattbekannte Schieben über die Vorderräder entlocken zu können. Die Lenkung ist sehr knackig und direkt, läßt aber in Puncto Fahrbahnkontakt noch (wenig) Spielraum für Verbesserung, mir ist sie einen Tick zu leichtgängig abgestimmt.
KOSTEN:
Den dicksten Brocken beim kompakten BMW-Coupé veranstaltet sicher die Anschaffung, wobei es zur Zeit recht erfreuliche Leasing- und Finanzierungsangebote gibt, die insbesondere dem Freiberufler das Leben leichter machen. Neben den sattsam bekannten "nicht gerade Discount"- Werkstattkosten bei den Autohäusern der Bayern zehrt noch die Super-Plus-Empfehlung des Logbuches an der Brieftasche des Fahrers. Empfehlung hier: wer nicht mit Dauervollgas die bekanntesten Autobahnsteigungen Deutschlands wie den Irschenberg hinaufglüht, sollte den Premiumsprit nur alle paar Tankfüllungen in den Einfüllstutzen schmeißen und ansonsten auf 95-oktanigen Feld-Wald- und Wiesen-Eurosuper zurückgreifen. Im Gegenzug gibt's die Steuer von Vater Staat bis Ende 2005 geschenkt, und die Versicherung fällt moderat aus. Alles in allem ein Preis-Leistungsverhältnis, mit dem man bei Anmutung und Komfort, den das gute Stück so bietet, locker leben kann. Und billig gibt's ja bekanntlich schon...
Noch ein paar Worte zu DEN ANDEREN MOTOREN:
Reichliche Motorenauswahl beim 3er Coupé, die ich alle bis auf den M kenne, der daher aus der Betrachtung ausgeklammert wird. Ich kenne sie nicht alle aus dem Coupé, sondern auch aus anderen Derivaten der 3er-Familie:
318 Ci: rundrum ausreichend motorisierte Basis, die auch Langstrecken nicht scheut und mit günstigen Verbrauchswerten glänzt. Für Leute, die nicht so viele km pro Jahr zurücklegen und keine völlig überzogenen Leistungsansprüche stellen, trotzdem die Vorzüge der 3er-Reihe zu schätzen wissen.
320 Ci: Mehr Laufkultur und Drehfreude als bei der Basis, aber nicht wirklich mehr Dampf, 10 Newtons Unterschied sind nicht die Welt und schon gar keine Wucht. Minimal höherer Endgeschwindigkeit und höherem Motorkomfort stehen Verbrauchsnachteile bis 1,5 Liter gegenüber.
325 Ci: Entschieden mehr Dampf als beim 320er, die drehfreudigste und von der Leistungscharakteristik her sportlichste Motorisierung, rundum gelungener Kompromiß für das Coupé bei gegenüber dem 320er kaum erhöhten Verbrauch.
330 Ci: schnelle sportliche Rakete, im Gegensatz zu den kleinen Sixpacks auch mit Wumms von unten heraus ausgestattet bei kaum höherem Verbrauch aber deutlich höheren Anschaffungs- und Unterhaltungskosten.
320 Cd: Basis-Diesel mit vier Zylindern, Commonrail und guter Laufkultur, die nach einigen km das dieselige verliert, kraftvoller Antritt nach kleinem Turboloch unter 1500 U/min und rundherum souveräner Leistungsentfaltung, für den Langstreckenfahrer optimaler Kompromiß aus Wirtschaftlichkeit und Fahrspaß.
330Cd: Diesel-Dampfhammer mit V8-mäßigem Bumms von unten, vitaler Drehfreude und jederzeit Herr der Straßenlage auf deutschen Autobahnen, gemessen an den vor allen Dingen subjektiven Fahrleistungen immer noch Spatzendurst, aber gewichtig wie ein Sumoringer, schwerfälliger und in Steuer und Versicherung überhaupt nicht zum Lachen. Einer der besten Diesel zur Zeit auf dem Markt, vor allen Dingen in dieser Klasse.
Wertung für das 318Ci Coupé: macht bei mir: 4 von 5 Sternchen, allerdings mit deutlicher Tendenz in Richtung der "5". Empfehlung für jeden BMW- und Coupé-Fan: kaufen! Wer weiß wieviel in der nächsten Generation vom klassischen BMW-Feeling verloren geht...
Das war's mal wieder von der Front, Kommentare sind wie immer erwünscht und willkommen in Scharen und Massen.
Bearbeitet von - skelloader am 30.11.2006 22:42:17