Zitat:
Danke mal für eure Meinungen, eine weitere Frage stelle ich mir aber noch, da ich evtl. noch den 320d e46 im Auge habe. Man sagt, der sei anfällig, obwohl der sog. Kultiviertheit des Motors, der alle Lobeshymnen erfahren hat?!
Die Laufleistung des Motors ist ja auch noch nicht alles, aber wie stehts mit Elektronik, Radlagern, Lenkspiel, etc. , nach Kilometern jenseits von 150000?
(Zitat von: undkostbenzinauch2mark10)
Ok.
Vergiss mal ein wenig die km. Ich werd mal detaillierter.
Ein Langstreckenfahrzeug fährt in der regel schneller, weniger Kurven, weniger schlechte Straßen. Fast alles Reparaturen in diesen Bereichen sind günstiger als eine größere Reparatur am Motor. Bei all diesen Komponenten spielt nämlich auch das Alter eine große Rolle. Ein Langstreckenfahrzeug war sehr viel in Bewegung, es konnte sich kein Wasser, Schmutz oder ähnlichen an neuralgischen Punkten sammeln und dort gammeln.
Gummi der viel bewegt wird, trocknet nicht ein und wird somit nicht rissig - auch in höherem Alter nicht. Das betrifft z.B. die Hardyscheibe, die Motorlager, etc....
Ein Langstreckenauto ist grundsätzlich unanfälliger - nicht nur auf den Motor bezogen und bei Kurzstreckenfahrzeugen (gerade bei Seniorenfahrzeugen) wird in der Regel der Motor später das Problem.
Mein Opa fährt noch immer seinen inzwischen 17 Jahre alten 525i und er hat erst 110.000 km auf der Uhr, aber schon den dritten Satz Zündspülen, die Lambdasonde ist nicht mehr Original, die Sitze durch das häufiges Ein- und Aussteigen verschlissen, etc...
Mal eine ganz kleine Vergleichsrechnung, die vielleicht den einen oder andern mal zum Nachdenken anregen könnte, ob die Laufleistung wirklich DER Maßstab ist - oder nicht mehr als eine althergebrachte Krücke um als Laie ein Auto 'scheinbar' bewerten zu können.
Zwei Personen, das gleiche Auto nach fünf Jahren:
Herr A ist Angestellter, fährt gute 40.000 km im Jahr und ist immer flott unterwegs, weil man ja bei 100km einfachen Arbeitsweg täglich ja auch ankommen möchte. Herr A nutzt das Auto fast nur für die Fahrt zur Arbeit. Die Fahrleistung pro Motorstart beträgt rund 100km.
Herr B ist Senior und der typische Wenigfahrer und kommt in der selben Zeit auf nur 10.000km pro Jahr. Er fährt jeden Tag zum Einkaufen, zum Arzt, zum Rentnerstammtisch oder sonstwohin. Die durchschnittliche Fahrstrecke pro Motorstart beträgt 5 km.
Nach fünf jahren ergibst sich folgende Bilanz (Rechnung vereinfacht):
Herr A hat 200.000 zurückgelegt, ist 1000 mal ein und ausgestiegen, hat 1000 mal den Motor in kaltem Zustand gestartet. Der Motor lief die überwiegende Zeit im höchsten Gang und das entspricht etwa 1.500 Umdrehungen pro Kilometer *), macht also 300 Mio. Motorumdrehungen. Der Motor ist immer konstant auf hoher Drehzahl und Geschwindigkeit gelaufen, er hatte kaum Wechsel der Fahrbedingungen - hohe Leistungsabgabe aber konstant. Bei durchschnittlich 120 km/h hat er seinen Innenraum rund 1660 Stunden gequält.
Herr B hat 50.000 km zurückgelegt, ist 10.000 mal in sein Fahrzeug eingestiegen und hat den Motor davon in der Hälfte der Fälle einen Kaltstart verpasst, macht 5000 Kaltstarts. Durch den Kurzstreckenverkehr kam er fast nie in den fünften Gang, der Stadtverkehr in den niedrigen Gängen führt dazu, das der Motor pro km etwa 3.500 Umdrehungen alleine im dritten Gang durchführen muss. Dazu kommen noch Standzeiten an Ampeln, Schleichfahrten mit Kupplung schleifen lassen im Stau so das man im Stadtverkehr von etwa 5.000 Motorumdrehungen pro km ausgeht. Obwohl er nur ein viertel der Fahrleistung von Herrn A aufweisen kann, liegt er mit 250 Mio. Motorumdrehungen ihm dicht auf den Fersen. Durch die niedrige Durchschnittgeschwindigkeit von 30 km/h verbrachte Herr B genausoviel Zeit im Auto wie Herr A.
Doch ein Motor verschleißt im Kaltlaufbetrieb - sprich die ersten 5 km. Während also der Motor des Herrn A 5% seine Laufzeit im Kaltlaufbetrieb verbracht hat, also rund 15 Mio. Umdrehungen, sind es bei Herrn B...nun rechne einfach mal nach...
Was ist dir also lieber?
Ein Fahrzeug mit sehr wenigen Kilometern - oder ein Fahrzeug zwar mit der vierfachen Laufleistung, aber nur einem 5tel der Kaltstarts und kaum mehr Motorlaufzeit bei idealen Bedingungen.
Diese beiden Beispiele sind konstruiert, sie sollen aber zeigen wie weit diese Werte auseinander liegen können und das die km-Laufleistung fast uninterressant ist. Es ist eine althergebrachte Kundenweisheit "Je weniger km, desto besser" die genauso falsch ist wie "es ist viel Eisen im Spinat".
...und so kann es passieren, das beim Gebrauchtwagenhändler der fünf Jahre alte Firmenwagen mit 200.000 km in der Tat der bessere Kauf ist als der Rentnerjet direkt daneben mit gleichem Alter und "nur" einem viertel der Laufleistung. Nun rate mal welcher aber zuerst verkauft wird.
PS.: Wer sich also immer noch ärgert, weil er mal einen Tachojustierten angedreht bekommen hat - es könnte sein das der Kauf gar nicht mal so schlecht war.
*) Die Anzahl der Motorumdrehungen pro km im jeweiligen Gang kann man einfach ermitteln - es ist die Drehzahl bei 60km/h
Bearbeitet von - rennfrikadelle am 10.11.2006 08:51:41Bearbeitet von - rennfrikadelle am 10.11.2006 08:52:51Bearbeitet von - rennfrikadelle am 10.11.2006 09:03:45