Zitat:
Und mit dem Original...naja ich versteh die Leute nicht die unbedingt ein Buch lesen müssen bevor sie in einen Film gehen wollen. Da Vinci Code, Parfum etc. ..nur um dann zu sagen dass der Film gar net der Vorstellung entspricht? Und dass das Buch besser ist?
(Zitat von: MTnippon)
Jetzt wirds etwas offtopic, aber ich antworte mal, weil ich normalerweise auch versuche, das Buch zu lesen, bevor ich den Film guck.
Grundsätzlich hab ich gegen Verfilmungen nix einzuwenden, und es gibt auch hier einige "Perlen" (mir fällt da spontan "Die Jury" ein...).
Aber es fällt durchaus auch auf, dass oftmals bei erfolgreichen Büchern auf Biegen und Brechen versucht wird, jetzt den Film noch nachzulegen, weil er ja eigentlich auch ein Hit werden muss - Stichwort "Die leidige Kommerzdiskussion".
Es geht (mir) immer darum, wie das Buch umgesetzt wurde, welche Details weggelassen wurden und wo etwas ausgeschmückt wurde. Und da fang ich an, Buch und Film zu vergleichen und dann zu schauen, ob und wo der Film Stärken oder Schwächen gegenüber der Buchvorlage hat.
Beispiel 1 - "Die Wolke" von Gudrun Pausewang
Hier gibts viele Unterschiede zwischen Buch und Film. So hats im Buch zwar Elmar, aber nie die Lovestory gegeben, so wurde im Film der Konflikt zwischen Hannah (eigentlich ja Janna-Berta) und ihrer Tante m.E. nicht so deutlich, so wurde ein Teil der Reise Janna-Bertas komplett weggelassen - nämlich der Teil, in dem die Opfer wirkliche Solidarität und Entschlossenheit gegen die Politik zeigen. Und das hätt ich doch gern im Film gesehen.
Aber doch ist der Film gut gelungen, und vor allem gut in unsere Zeit hineingesetzt worden. Aber manchmal driftet er m.E. zu sehr in den Bereich "Teenie-Drama"...
Beispiel "Das Parfum" von Patrick Süsskind
Ich kann - ich glaub, Stanley Kubrick war es? - Stanley gut verstehen, wenn er meint, der Stoff ist nicht verfilmbar. Ich hab das Buch vor kurzem gelesen, und ich war begeistert. Aber Grenouille (die Hauptfigur) spricht kaum im Buch, es passiert so viel über die Gedanken-, Gefühls- und natürlich auch Geruchswelt, dass ich glaube, man kann dies gar nicht so vermitteln, ohne etwas von der Magie zu rauben, die beim Lesen entsteht (auch dadurch, dass Süsskind klar und stets durchblicken lässt, dass er Grenouille hasst - er "spricht" von ihm z.B. immer als "Zeck").
Ob man jetzt Grenouille (wie in einer Telenovela) für die Zuschauer hörbar denken lassen soll, sei mal dahin gestellt. Aber ich werd mir den Film auf jeden Fall geben und bin gespannt.
Beispiel "Vollidiot" von Thommy Jaud
Ich hab auch dieses Buch gelesen, und glaube, dass es sehr einfach umzusetzen ist - besonders auch mit Pocher in der Hauptrolle. Es liest sich leicht, der im Buch vorherrschende Humor lässt sich m.E. leicht durch Dialoge und Gestiken darstellen, und so würde ich, wenn ich Drehbuchautor wäre, versuchen, mich nah an der Vorlage zu bewegen und gar net viel rausstreichen. Auch dieses Werk werde ich mir ansehen und auch hier bin ich gespannt.
Klar, wenn man das Buch gelesen hat, geht man mit einigen Erwartungen in den Film. Und es ist immer gefährlich, wenn die zu hoch gesteckt werden (is ja hier im Forum mit "Hostel" passiert - und mir mit "Nicht auflegen").
Ich finde, man sollte einfach zu gewissen Filmen die Romanvorlage kennen (=> Parfum) - ob man sie jetzt vorher gelesen haben sollte oder nicht, sei mal dahingestellt. Aber es ist auch klar, dass man als Autor wirklich viel mehr Möglichkeiten hat, dem Leser Dinge zu vermitteln als als Regisseur. Denn im Film kann man ja z.B. die Gedanken- und Gefühlswelt, wie gesagt, nicht wirklich darstellen.
Bearbeitet von - mb100 am 01.09.2006 13:48:36