Das Midland Getriebe ist ein einfach aufgebautes Getriebe, was grundsätzlich schon mal für eine Reparatur nicht von Nachteil ist. Leider hat das Getriebe zwei konstruktionsbedingte Mängel. Zum einen ist es der unsynchronisierte Rückwärtsgang, der aber mit etwas Gefühl beim Einlegen kein gravierendes Problem darstellen sollte und zum anderen das viel zu schwach ausgelegte vordere Hauptlager, welches zu den häufigen Getriebeschäden führt.
Ich habe vor einigen Jahren einen Mini mit Getriebeschaden für meine Tochter gekauft und mir bei der Reparatur überlegt wie man das Getriebe nachhaltig verbessern kann. Die Lösung ist etwas aufwendig aber in jedem Fall lohnend. Erst einmal die Frage warum schlägt das vordere Hauptlager so häufig aus. Die Antwort ist relativ einfach. Die Welle ragt in die Kupplungsglocke ohne eine vordere Führung. Eine Kupplung greift nie zu 100% gleichmäßig auf der Schwungscheibe, was bedeutet es besteht immer ein gewisser Verzug auf der Welle. Da der Großteil der Welle im äußeren Bereich des Getriebes liegt entsteht hier ein erheblicher Hebeleffekt auf das Getriebelager. Um diesen Hebeleffekt zu eliminieren war meine Idee, die Welle zu verlängern und in der Bohrung der Kurbelwelle mittels eines “Pilotlagers“ gegen zu lagern. Diese Konstruktion wird bei vielen Getrieben angewendet, genau um diesen Hebeleffekt zu vermeiden. Ich habe also die Abstände gemessen, mir ein entsprechend gehärtetes Rundmaterial (12mm) besorgt und mit der Welle eine Dreherei aufgesucht. Dort wurde ein zentriertes Sackloch in die Welle gebohrt, der Stift eingesetzt und mit der Welle verschweißt. Der Stift wurde dann auf die zuvor gemessene Länge gekürzt und im Bereich des neuen Lagers auf dessen Innenmaß (10mm) abgedreht. Zum später besseren Schlupf wurde der vordere Bereich noch angefast. In die Kurbelwellenbohrung habe ich mit Loctite einen Passring geklebt, der es mir erlaubte dort ein gekapseltes Standardlager einzusetzen.
Leider habe ich mir damals nicht die Längen des Stifts notiert, muss also jeder selber messen.
Da meine Tochter eine Kupplungsmörderin ist musste ich nach 60.000 km das Getriebe erneut ausbauen um die Kupplung zu ersetzen, die Getriebereparatur hat aber die Laufleistung unbeschadet weggesteckt. Das verwendete Lager ist von der Firma SKF (6200-2RSH). Die Materialkosten für den Umbau liegen bei etwa 10- 15€, lediglich die Arbeiten der Dreherei schlagen etwas zu Buche. In meinem Fall hatte ich Glück, man fand meine Idee so gut dass ich mit 50€ für die Kaffeekasse davon kam.
Wichtig ist, dass die Dreherei äußerst sorgfältig arbeitet. Die Welle darf keinen Schlag aufweisen, sonst habt ihr den Bock zum Gärtner gemacht. Das “Pilotlager“ sollte übrigens bei jedem weiteren Kupplungswechsel mit ersetzt werden. Um Fragen vorzubeugen, die Welle wird nur minimal länger, der Ein- oder Ausbau des Getriebes ist damit problemlos möglich.
Auf ein langes Getriebeleben,
LG
Ralf