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Das Märchen vom Leergewicht - warum die Werksangabe für das Leergewicht des M4 nicht stimmen kann.

Im Heft 11/2015 von "sport auto" wurde ein von AC Schnitzer recht radikal getunter BMW M4 vorgestellt und im Tracktest gefahren. Ziel dieses extremen Tuning-Objektes war wohl einzig und alleine, eine Rekordrunde in Hockenheim in den Asphalt zu brennen. Dazu wurden alle passenden Register gezogen. Das bedeutet auch, dass alles, wirklich alles, was nicht zwingend nötig ist, aus dem Wagen gerissen wird, um ihn möglichst leicht zu bekommen. Die komplette Inneneinrichtung wird herausgerissen, inkl. Teppich, Himmel, Rücksitzbank, Beifahrersitz, Innenverkleidungen etc. Hinterher sieht man praktisch nur noch nacktes Blech. Was im Wagen von der Innenausstattung übrig bleibt ist die Mittelkonsole, das Armaturenbrett (aber ohne Handschuhfach, Klimaanlage, Gebläse), die Türinnenverkleidungen vorne und als einiger Sitz im Fahrzeig ein Recaro Leichtbau-Schalenrsitz für den Fahrer. Sonst nur nacktes Blech. Auch der Kofferraum zeigt nur noch nacktes Blech und ist zum Fahrgastraum hin offen. Es wird kein Käfig oder Überrollbügel montiert, der das Gewicht wieder anheben würden.

Hier einige der Abspeckpunkte mit der Gewichtseinsparung:
- elektrisch verstellbare Seriensitze (minus 42 kg)
- Fahrzeugteppich und -dachhimmel (minus 8 kg)
- Klimaanlage samt Gebläse (minus 28 kg)
- sämtliche Verkleidungen, Halter, Lautsprecher, Rücksitzbank (minus 17 kg)
- Eine Lithium-Ionenbatterie von Porsche ist statt der Serienbatterie verbaut (minus 8 kg)
Insgesamt sollen laut Artikel 106 kg eingespart worden sein.

So, was meint Ihr, wird so ein radikal ausgerämter M4 nun wiegen???
Das AC Schnitzer-Testfahrzeug hat das DKG-Getriebe montiert.
Laut Werksangabe wiegt ein M4 mit DKG* nach DIN-Norm 1537 kg!
*(Zum Vergleiche: Ohne DKG sind es 1497 kg)

Werksangabe also 1537 kg - was schätzt Ihr, was der fast komplett ausgeräumte AC Schnitzer M4 dann wiegt?
Es sind immer noch unfassbare 1500 kg!!! Also gerade mal 37 kg weniger als die Werksangabe!
Da der AC Schnitzer um 106 kg abgespeckt hat, bleibt eine Differenz von 69 kg. Wo kommen die her, wenn die Werksangabe zum Leergewicht stimmt? Wieso kommt man bei so viel entfernter Ausstattung nicht weiter unter die Werksangabe?

O.k., vielleicht wurde irgendwas schweres installiert?
Gucken wir nach:
Auffälligste Änderungen sind:
- Statt Mischbereifung 255/40-18 vorne und 275/40-18 hinten trägt der AC Schnitzer 285/30-19 rundum. (Mit freundlichen Grüßen an die Fans der Mischbereifung!). Das kann es wohl kaum alleine sein, die Differenz dürfte unter 10 kg bleiben und ist vermutlich schon der schwerste Brocken.
- Ein Carbon-Heckflügel hängt auf dürren Stelzen am Heck, dazu Carbon-Frontspoiler-Elemente und Carbon-Frontsplitter. Beides sicher viel zu leicht, um das hohe Gewicht des Testwagens zu erklären.
- Ein KW-Clubsport-Gewindefahrwerk: Das wird kaum leichter oder schwerer sein als das Serienfahrwerk.
- Statt der vom ESP elektrisch angesteuerten M4-Lamellensperre ist (interessanterweise!!) eine mechanische Drexler-Lamellensperre verbaut. Die kann das Übergewicht des Testwagens jedoch unmöglich erklären.
- Was noch bleibt wäre das Motortuning von 431 auf 510 PS, also 18 % Leistungssteigerung bei einem Turbomotor. Auch kein dramatischer Eingriff, der einen an schwere Motorenteile denken lässt. Nicht mal ein großer Ladeluftkühler kann hier zu Buche schlagen, denn die Ladeluftkühlung erfogt hier über den Kühlwasser-Wärmetauscher auf dem Motorblock, der völlig unverändert aussieht.
- Umgekeht trägt der AC Schnitzer aber sogar die M-Carbon-Keramik-Bremse, die angeblich ja etwas leichter ist als die serienmäßige Stahlbremse, die in den Katalogwert für das Leergewicht eingehen dürfte.

Kurz, wenn ein bis auf´s Blech ausgeräumter M4 nur 37 kg leichter ist als die Werksangabe, dann muss meiner Ansicht nach die Werksangabe  zu niedrig sein!
Bezeichnenderweise habe ich erst einen einzigen M4-Testwagen gesehen, der unter 1600 kg geblieben ist, und das war ein Handschalter (40 kg Gewichtsvorteil), der mit 1592 kg ganz knapp unter 1600 kg lag.

Auf der Seite von AC Schnitzer gibt es den Test-Artikel als pdf:
http://www.ac-schnitzer.de/fileadmin/mediapool/pdfs/BMW_Autos/Testberichte/sport_auto_2015-11_M4.pdf

Grüße
ChrisH

Die Autos werden eh alle viel zu groß und zu schwer. Den ganzen Mist an Technik und irgendwelchen Spielereien braucht meiner Meinung nach auch kein Mensch. Geht eh nur kaputt und kostet dann nen Haufen Kohle. Was mein Auto nicht hat, kann folglich auch nicht kaputt gehen ;-)

"Kopfnick"! Die Fettleibigkeit der modernen Fahrzeuge (Leider ja auch oder insbesondere die der BMW AG und M GmbH) ist auch mir ein Dorn im Auge. Zwar lässt sich das Übergewicht scheinbar durch Fahrwerkstechnische Maßnahmen "verstecken" aber spätestens (u.a.) auf der Bremse merkt man dann doch wie viele Kilos man gerade spazieren fährt. Leider ist ja auch ein M235i nichteinmal 100kg leichter als ein M4 und das obwohl das Auto doch geringere Ausmaße besitzt. Und mit über 1,5t noch sehr wuchtig ist.

Im Falle BMW M4 überraschen mich diese verwässerten Gewichtsangaben wenig. Es macht durchaus einen Unterschied ob ich einen Wagen nach DIN Norm wiege oder einen Testwagen wie ihn Auto-Zeitschriften zur Verfügung gestellt bekommen (Meist auch noch mit allerlei Fahrdynamisch relevanten Extras verwöhnt, allesamt aufpreispflichtig versteht sich).
Wenn ich Leergewichte vergleiche muss ich mich immer in den selben Bedingungen bewegen, sprich entweder vergleiche ich die Leergewichtsangaben im Fahrzeugschein zweier Fahrzeuge (Ausstattung wird hier beispielsweise nicht berücksichtigt) oder ich richte mich nach den Angaben von Fachzeitschriften wie der sportauto. Dort ist auch meist recht ausführlich aufgeführt was der Testwagen alles mit sich herum schleppt.

Dass die Leergewichtsangaben der Fahrzeughersteller reine Utopie sind ist für mich selbstverständlich. Da macht auch BMW keine Ausnahme.
Für grobe Vergleiche mögen die Angaben vielleicht herhalten - Wenn ichs aber genau wissen will stell ich den Wagen selbst auf die Radlastenwaage. Oder lasse es die Jungs von sportauto und Co. tun.

Beim Thema Gewicht sind wir der Autoindustrie schutzlos ausgeliefert und müssen nehmen was wir kriegen (Okay, auch wenn ich persönlich mich nicht in den Budgetregionen bewege in denen ich mir Gedanken machen müsste ob ich mir den neuen M4 oder M2 zulege) - Die flächendeckende Verdrängung des Saugmotors durch Turbotriebwerke ist da eine treffende Analogie.

MfG SHiFTY
 

Angaben aus dem BWM Katalog
M4 Coupé
1497 [1537] Leergewicht DIN (1) in Kilogramm
1572 [1612] Leergewicht EG (1) (2) in Kilogramm
M4 Cabrio
1750 [1790] Leergewicht DIN (1) in Kilogramm
1825 [1865] Leergewicht EG (1) (2) in Kilogramm
M3 Limousine
1520 [1560] Leergewicht DIN (1) in Kilogramm
1595 [1635] Leergewicht EG (1) (2) in Kilogramm

Werte in [ ] gelten fur Fahrzeuge mit M DKG Drivelogic.
(1) Marktspezifische Ausstattungen sind nicht berücksichtigt.
(2) Im angegebenen Wert sind 90% Tankfüllung sowie 68kg für den Fahrer und 7kg fur Gepäck berücksichtigt. Das Leergewicht gilt für Fahrzeuge in serienmässiger Ausstattung. Sonderausstattungen erhöhen diesen Wert.

Die Gummibeschreibung "Marktspezifische Ausstattungen" wird somit wohl dem Hersteller sehr viel Spielraum geben. Als Marktspezifisch kann man vieles bezeichnen. Denn was in D als Serienausstattung verbaut ist, kann man sich an anderen Orten sparen. Auch wenn es keinen Sinn macht. So z.B.:
Du kannst mal die ganze Liste der Serienausstattung durchgehen und wirst sehen, dass eigentlich alles als "Marktspezifisch" ausgelegt werden kann und weggelassen werden kann (auch wenn sich dann kein Käufer findet)
Airbags, Zentralverriegelung, Sitzgurte, Elektrische Sitzverstellung, Klimaanlage, Servolenkung, Elektrische Fensterheber, Elektrische Heckklappe, Radio/CD/Navi, ist Marktspezifisch. Ja sogar einen Lackierung ist Marktspezifisch.
Compoundbremse ist in D Serie. BMW kann ja das Gewicht mit der leichteren Carbonbremse bestückt angeben.
Anstelle der Serien Auspuffanalage, kann BMW das Gewicht auch mit der viel leichteren Titan Abgasanlage angeben.

Dieser Wiki Eintrag gibt etwas mehr Infos.  https://de.wikipedia.org/wiki/Leergewicht Somit ist auch klar wie viel Spielraum da vorhanden ist.



 

@Oceanview
Ganz so einfach ist es dann vermutlich doch nicht. Das EU-Gewicht bezieht sich natürlich auf die EU-Typzulassung. Die Ländervariaten "Absurdistan" ohne Gurte, Airbags und mit Melkschemeln statt Sitzen hat da leider keine Chance. ;)
Außerdem fehlt auf der deutschen BMW-Seite auch der Hinweis auf die länderspezifischen Ausstattungen:
http://www.bmw.de/de/neufahrzeuge/M/m4coupe/2014/technische-daten.html
Dort "Hinweis zu den Spezifikationen" anklicken:
"Leergewicht EU in kg: Im angegebenen Wert sind 90 Prozent Tankfüllung sowie 68 kg für den Fahrer und 7 kg für Gepäck berücksichtigt. Das Leergewicht gilt für Fahrzeuge in serienmässiger Ausstattung. Sonderausstattungen können diesen Wert erhöhen."

Vom EU-Gewicht (mit 75 kg für den Fahrer) zieht man einfach diese 75 kg ab und bekommt das DIN-Gewicht ohne Fahrer.
Serienmäßige Ausstattung bedeutet demnach die Grundaustattung im Land, an das sich die Verkaufsunterlagen wenden, hier also Deutschland.
(Was wiederum heißt, dass der Gewichtsvorteil von 13,5 kg die für die aufpreispflichtigen Carbon-Keramik-Bremsen in der Leergewichtsangabe nicht mal enthalten sein kann!)
Dieses Modell in Serienausstattung müsste dann für den angesprochenen deutschen Kunden dummerweise auch real bestellbar sein, sonst liegt nämlich irreführende Werbung vor.
Und da sind wir wieder bei dem Punkt, dass ich bezweifle, dass so ein M4-DKG-Modell mit 1537 kg Leergewicht in Deutschland (oder auch anderswo in der EU) konfigurierbar, bestellbar und lieferbar wäre. Das gemessene Gewicht des ausgeräumten AC Schnitzer spricht klar dagegen.

Um es gleich zu sagen, hier geht es nicht nur um den M4 oder um BMW. Es scheint mir heute häufig, dass Hersteller beim Leergewicht Fantasiewerte angeben. Es fällt immer wieder auf, dass die Marketingabteilung Lobeshymnen auf das neue XY-Modell singen, bei dem durch glorreichen Leichtbau wieder XYZ Kilogramm eingespart wurden. Die offizielle Leergewichtsangabe des Herstellers scheint das zu bestätigen, aber die real gemessenen Leergewichte der Testwagen erzählen im günstigesten Fall von Stagnation, meist sogar von Gewichtszunahme.

Hier haben wir nun einen Fall, durch den man konkret zeigen kann, dass der Kunde bei der Leergewichtsangabe - pardon - verarscht wird!

Grüße
ChrisH

motorradhersteller geben ihre superbikes sogar komplett trocken an, d.h. ohne kühlmittel, motoröl,sogar das gabelöl, usw.

das die marketing abteilungen der pkw hersteller die kunden nur mehr vera#¥chen ist ja schon bekannt seit co2 nox, das jetzt aber sogar beim gewicht fantasiewerte hingeschrieben wird finde ich amüsant....
würd mich interessieren ob hier ein gewiefter advokat eine kaufpreiserstattung hinbekommt. hats wegen nicht realisierbarer verbrauchswerte schon mal gegeben in österreich, das mit dem leergewicht sollte ja noch einfacher nachzuweisen sein...

An dem Leergewicht zweifeln viele, das wurde auch schon groß und breit diskutiert, siehe im M-Forum, bei den Tourifahrern oder alternativ hier ein Beispiel:

http://f80.bimmerpost.com/forums/showthread.php?t=1003735

Es halten sich die Gerüchte, dass das offizielle Leergewicht in etwa hinkommen könnte. Die meisten bezweifeln das aber aus gutem Grund, wie u.a. das Beispiel von ChrisH zeigt. Schwer nachzuprüfen, denn wer bestellt schon einen nackten M4? Die Motorsportler äußern sich eher kritisch nach dem ersten Wiegen, wenn das Fahrzeug ausgeräumt wurde. Ein Geschmäckle bleibt jedenfalls... Der M4GTS soll ja nur 27kg leichter sein, also 10kg schwerer als der Schnitzer. Ich bin gespannt auf die ersten Bilder von einer Radlastwaage. ;-)