double2 und hero182 haben schon einige gute Tipps gegeben.
Grundsätzlich halte ich Aktien für ein sehr gute Anlage.
Aber der ganze Aktienmarkt ist derzeit hochgradig kompliziert. Die Bewertung vieler Aktien sind sehr hoch. Z.B. haben Aktien mit einem KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis, d.h. Kurs geteilt durch den letzten Gewinn) von 30 dann viel "Potential", bei einer Marktkorrektur (Börsencrash) schnell mal 50 % ihres Kurswertes zu verlieren.
Momentan sind die Aktien nicht deshalb so teuer, weil die Wirtschaft so brummen würde, sondern weil die Zinsen so niedrig sind. Die Argumentation ist immer, die Aktien-Dividenden wären immer noch höher als die Zinsen. Dummerweise geht es bei den Zinsen aber um 0,5% und bei den Dividenden um 2 %, aber bei den möglichen Kursverlusten schnell mal um 40 %. Bei 40 % Kursverlust hast Du von 2 % Dividende herzlich wenig.
Daher sollte man derzeit Aktien wirklich sehr sorgfältig aussuchen. "Der Gewinn des Kaufmanns liegt im billigen Einkauf". Wer in einem Aktienhype kurz vor dem Crash kauft, also richtig teuer, kann ggf. 8-15 Jahre warten, bis er wenigstens aus der Verlustzone wieder raus ist.
Ein heilsames Beispiel ist der Nikkei-Index. Wer 1987 in den Nikkei-Index investiert hat, ist vermutlich immer noch nicht aus der Verlustzone raus!
http://www.finanzen.net/index/Nikkei_225/Seit1973Aktuell kann man sich das in China angucken, die Börsen kollabieren jetzt - nach einem kürzlchen, raketenhaften Aufstieg. Der Kursverlust ist derzeit künstlich vom Staat gestoppt, aber gelöst ist da gar nichts. Der Crash dürfte mit Sicherheit bald weitergehen. Und hoffen wir mal, dass es die anderen Börsen nicht ansteckt. Starke Anstiege an den Börsen sollten immer misstrauisch machen.
http://www.finanzen.net/index/Shanghai_CompositeSchon mal grundsätzlich also nur Geld in Aktien stecken, dass man lange liegen lassen kann. Und die Aktien sehr genau angucken, ob sie teuer oder billig sind. Hinweise gibt z.B. das KGV. Und Aufpassen, die KGVs auf den Aktienseiten beziehen sich auf Kurse vom Zeitpunkt der Gewinnveröffentlichung. Nun sind die europäischen Börsen seit Jahresbeginn aber ordentlich angestiegen, der derzeitige Aktienkurs ist vermutlich deutlich höher, damit das derzeitige KGV also auch deutlich höher, d.h. die Aktie ist jetzt relativ teurer!
Sehr kritisch sollte man mit allen Arten von Aktienempfehlungen von Anlageberatern und Banken umgehen. Die haben Eigeninteressen! Es ist nicht unüblich, dass Aktien empfohlen werden, um den Kurs noch mal zu pushen, bevor die Bank ihre eigenen Aktien dieses Unternehmens verkauft.
Ich persönlich stecke nur Geld in Aktien, die über Jahre stabile Gewinne erwirtschaftet haben und die moderat bewertet sind. Lieber das Geld einige Zeit liegen lassen, als mit vorschnell gekauften, überteuerten Aktien hohe Verluste machen.
Manche Biotech-Aktien sind leider eine riskante Sache. Es gibt Firmen, die fertige Produkte verkaufen: Das Risiko ist klein, fantastische Rekordgewinne gibt es da aber nicht, nur eine gute Rendite. Es gibt aber auch sehr kleine Firmen, die neue Wirkstoffe entwickeln. Die verdienen derzeit nichts, machen nur Verluste. Wenn das Projekt gelingt, kann das üppige Gewinne versprechen (vorausgesetzt, das ist im Kurs nicht schon längst eingepreist). Wenn der Wirkstoff in den klinischen Tests scheitert ist die Firma aber schnell pleite. Daher sollte man bei Biotech-Aktien so grob verstanden haben, in was man sein Geld investiert und wie viel Risiko es beinhaltet und wie viel Risiko man eingehen will.
Von Energie-Aktien würde ich derzeit die Finger lassen. Die Ölschwemme und die Energiewende in Deutschland machen das zur heißen Sache. Die deutschen Energieversorger gehen derzeit alle am Stock.
Gold halte ich in Anbetracht der nur verschobenen Griechenland-Krise und damit Euro-Krise und der maßlosen Geldschwemme der Zentralbanken mit dem Ziel, die Staatsschulden wegzuinflationieren, auch für eine gute Idee für ein Langfrist-Anlage. Allerdings gehe ich davon aus, dass der Goldkurs in Dollar demnächst noch etwas fallen könnte. Andererseits zahlen wir in Euro, Gold wird international aber in Dollar gehandelt. Der Wechselkurs Dollar-Euro beeinflusst also auch unseren Euro-Goldpreis! Wenn der Euro fällt, wird das Gold für uns in Euro teurer. Wenn der Euro steigt, wir es billiger. Kann man immer schön an den Tageskursen sehen: Um 11:00 steigt der Goldpreis in Euro plötzlich stark an. Zum Vergleich den Euro-Dollarkurs öffnen, und siehe da, der Euro ist im 11:00 abgeschmiert. Und schon weiß man, was da Sache ist!
Also besser nicht gleich einen ganzen Kilobarren auf einmal kaufen, sondern immer wieder mal kleine Mengen, auch wenn der Spread über die Prägekosten bei kleineren Mengen relativ gesehen höher ist. So verteil man das Kursrisiko besser.
Grüße
ChrisH
Bearbeitet von: ChrisH am 18.07.2015 um 22:55:14