BMW und Fiat basteln Bündnis
BMW und Fiat schrauben künftig Teile aus dem gleichen Baukasten in ihre Autos. Die Konzerne haben eine Absichtserklärung für eine weitgehende Partnerschaft unterzeichnet. Beide Hersteller reagieren damit auf die deutlich verschlechterten Rahmenbedingungen in der Autoindustrie.
09 Juli 2008
Demnach wollen die Autohersteller bei der Entwicklung ihrer Konzernmarken Mini und Alfa Romeo kooperieren. Möglich sei auch eine Zusammenarbeit bei Diesel- und Benzinmotoren, hieß es am Dienstag in Branchenkreisen.
„Ergebnisse der Kooperationsgespräche werden bis Jahresende vorliegen", erklärte BMW am Nachmittag. „Die Zusammenarbeit beziehe sich auf die mögliche gemeinsame Nutzung von Komponenten und Systemen", sagte BMW-Vorstand Friedrich Eichiner. „Wir freuen uns sehr, mit einem so angesehenen Partner in der Automobilindustrie zusammenzuarbeiten", erklärte Fiat-Chef Sergio Marchionne.
Fiat und BMW reagieren damit auf die deutlich verschlechterten Rahmenbedingungen in der Autoindustrie. Zum einen droht wegen der hohen Ölpreise kurzfristig ein massiver Einbruch auf der Nachfrageseite, auch setzen die hohen Rohstoffkosten vor allem bei Stahl die Hersteller unter Druck. Zum anderen steigen die Anforderungen im Hinblick auf Klimaschutz und Spritverbrauch, die sich in deutlich höheren Entwicklungskosten niederschlagen.
Insbesondere BMW fürchtet zurückgehende Margen und will mit seinem Sparprogramm „Number one" die Kosten bis 2012 um insgesamt sechs Milliarden Euro drücken. Der Schwerpunkt der von Konzernchef Norbert Reithofer verordneten Effizienzoffensive liegt auf dem Entwicklungsressort und im Einkauf .
„Eine Allianz mit Fiat würde dem Mini erhebliche Kostenvorteile bringen", sagt Autoanalyst Georg Stürzer von der Unicredit. BMW hat den Mini im Jahr 2000 aus den Trümmern des Rover-Konzerns gerettet und die Kultmarke wiederbelebt. Der Absatz liegt mit 237 700 Stück deutlich über den Erwartungen und schönte zuletzt die eher schwächeren Verkaufszahlen der Konzernmutter. Umsatzrenditen nennt BMW für den Mini nicht.
„Ich gehe davon aus, dass der Mini mittlerweile bei vier Prozent Rendite liegt", sagt Autoanalyst Stürzer. Das sei für ein Kleinwagenprojekt respektabel, lasse aber vor allem bei steigendem Absatz noch Luft nach oben. „Mini und Fiat kämen gemeinsam mit ihren Stückzahlen an Konkurrenten wie den VW-Polo oder den Peugeot 207 heran", glaubt Stürzer.
Mit Fiat und der Sportwagentochter Alfa Romeo hat sich BMW einen Partner gesucht, der gerade zu lange vermisster Stärke zurückfindet. Fiat-Konzernchef Sergio Marchionne hat Fiat aus einer schweren Unternehmenskrise geführt und weist seit 2005 wieder Gewinne aus. Besonders der Kleinstwagen Cinquecento, aber auch der Kompaktwagen „Grande Punto" verkaufen sich besser als von vielen Branchenbeobachtern zunächst vermutet. Innerhalb des Konzerns nutzt Alfa Romeo bereits die Plattform des „Grande Punto" für die eigene Neuentwicklung „Mi.To".
„BMW sichert sich auf diesem Weg einen sicheren Zugang zu einer bewährten Plattform für kleine Größen", schreiben die Analysten von Goldman Sachs. „Dieses Abkommen könnte der Anfang für eine breitere Kooperation zwischen beiden Unternehmen sein, ein Gewinn vor allem für Alfa Romeo, eine Marke, die Sergio Marchionne in die USA bringen will", heißt es weiter.
Allerdings käme die neue Partnerschaft auch für BMW genau zur rechten Zeit. Denn der selbst ernannte Marktführer im Premiumsegment fährt schweren Zeiten entgegen. Die lange Erfolgsfahrt ist gestoppt. Die Verkaufszahlen der beiden Renditebringer des Konzerns, des 3ers und des 5ers, schwächeln, und beide Modelle erhalten erst im kommenden Jahrzehnt ihre Nachfolger.
Bei der Umsatzrendite fährt BMW den Konkurrenten Mercedes und Audi ohnehin schon hinterher. Mehr noch: Im US-Geschäft, dem wichtigsten Einzelmarkt der Münchener, brachen die Absätze im ersten Halbjahr ein, der schwache Dollar droht die letzten Reste von Margen zu verschlucken. Im ersten Quartal ging der Vorsteuergewinn um 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück. Die Mitarbeiter sind verunsichert: Zum ersten Mal seit Beginn der 90er-Jahre muss BMW in großem Umfang Stellen streichen. Bis Jahresende will der Konzern 8 000 Jobs abbauen.
Quelle: handelsblatt.com