Magazinerstellt am 17.10.2012 um 13:44:55
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BMW-Begeisterung auch im Rallye-Sport: Ein Wochenende mit dem BMW 318iS (E30)
BMW-Begeisterung auch im Rallye-Sport: Ein Wochenende mit dem BMW 318iS (E30)
Nachdem BMW-Motorsport vor nicht all zu langer Zeit bekannt gab, sein Werksengagement in der Rallyeweltmeisterschaft (WRC) im Bereich Mini zu beenden, haben wir uns im nationalen Rallye-Sport einmal nach BMWs umgesehen und stießen bei der 13. ADMV Lausitz Rallye auf ein erfreulich großes Starterfeld.
Gleich 16 BMW-Teams traten bei der einzigen Schotter-Rallye der DRM (Deutsche Rallye Meisterschaft) rund um das sächsische Boxberg an und begeisterten die Zuschauer mit weiten Sprüngen, spektakulären Drifts und jeder Menge Aktion. Das thüringische Team Sebastian Klett und René Sebesta startete im BMW 318iS der Baureihe E30 bereits zum 3. Mal für den MSC Pößneck in der Lausitz und ließ sich in diesem Jahr während des Rennwochenendes von uns über die Schultern schauen.
Das Fahrzeug, dass die Prüfungen der Lausitz-Rallye mit der Startnummer 59 unter die Räder nahm, wurde vom KFZ-Mechaniker Sebastian als Rohkarosse vom Vorbesitzer übernommen und in Eigenleistung auf den Rallye-Einsatz umgerüstet.
Professionelle Umrüstungen für kleines Geld
Denn für den Rallye-Sport ist es natürlich unabdingbar, sein Einsatzfahrzeug den Anforderungen gemäß zu wappnen. So verfügt der BMW 318iS von 1989 über eine vorgeschriebene Sicherheitszelle sowie Rennsport-Sitze mit 6-Punkt-Gurten. Fahrwerksseitig sind es spezielle Federn sowie Stoßdämpfer von Bilstein, die Fahrer und Co-Pilot am "Schotter halten" und den 3er der zweiten Generation um rund 35mm höher legen. Schrick-Sportnockenwellen- und Steuergerät, Fly-Off-Handbremse, das serienmäßige Getriebe und ein Differential mit 75% Sperrwirkung sowie einer Übersetzung von 5.44 (BMW Motorsport) tun ihr Übriges, um im Rallye-Sport ordentlich mithalten zu können. Damit erreicht der 150 PS starke BMW 318iS eine Höchstgeschwindigkeit von 169 km/h. Und um im Rallye-Sport relativ kostengünstig unterwegs zu sein, verbaute der Mechaniker Sebastian eine Auspuffanlage der Marke Eigenbau. Schlussendlich wurden die originalen BMW-Felgen in der Größe 7x15 mit Reifen von BF-Goodrich (195/65 R15) für den Einsatz auf Schotter bezogen.
Spannender Lausitz-Showstart
Bereits der Lausitz-Showstart am späten Freitagnachmittag ließ das Herz jedes BMW-Fans höher schlagen, als gleich 14 Fahrzeuge der blau-weißen Marke gemeinsam an den Start rollten. Mittendrin unsere Thüringer, die es sich nicht nehmen ließen, uns auf dem Rückweg zum Serviceplatz gleich mal zu zeigen, wie schön quer die Hinterachse so einen BMW auf Schotter um die Kurve schieben kann.
Gegen halb sieben am Freitagabend ging es dann auf die erste von insgesamt 11 Wertungsprüfungen. Die so genannte „Arena“ wartete mit einem Super-Jump und einer Wasserdurchfahrt auf und forderte gleich zu Beginn der insgesamt 163,82 Wertungskilometer alles von Fahrern und Material ab. Der pünktlich zum Start einsetzende Regen erschwerte die Jagd nach Bestzeiten zusätzlich, und setzte den Strecken so sehr zu, dass die zweite Wertungsprüfung auf dem Gelände des Tagebaus „Reichwalde“ abgebrochen und annulliert werden musste.
Während sich Fahrer und Co-Pilot nach dem ersten, verkürzten Durchlauf noch nicht ganz zufrieden mit ihrer Leistung zeigten, lief der zweite Durchgang schon wesentlich besser. So standen am Ende des ersten Tages ein 36. Platz im Gesamtklassement und ein 6. Platz in der Gruppe/Division zu Buche. Bester BMW zu diesem Zeitpunkt war der 318iS des Teams Günther/Schmitz, der auf Platz 27 des Gesamtklassements hinter den übermächtigen Allradlern rangierte.
Während der 45-minütigen Servicezeit nach der ersten Etappe hatte Chef-Schrauber Carsten „Vati“ Klett glücklicher Weise kaum etwas zu tun. Der kleine Bayer wies keine Schäden auf und auch die Reifen sahen trotz hoher Beanspruchung noch gut aus.
Beispielloser Zusammenhalt unter BMW-Fahrern
Anderes hörte man bedauerlicherweise von den weiteren BMW-Teams. An dieser Stelle sei aber gesagt, dass selbst der Streckensprecher den beispiellosen Zusammenhalt der BMW Fahrer lobte, die einander jederzeit mit Rat, Tat und Ersatzteilen zur Seite standen. Besonders die Jungs und Mädels des 318iS-Cup treten zwar im Wettbewerb gegeneinander an, präsentierten sich zur Veranstaltung jedoch auch als eingeschworene „Freunde des Hecktrieblers“. Am zweiten Prüfungstag gesellten sich zu den 14 bereits am Freitag („große“ Rallye international) gestarteten BMWs noch zwei weitere Teams im Starterfeld der („kleinen“) nationalen Rallye.
Unsere Gastgeber konnten bereits auf der ersten Prüfung des zweiten Tages einen Platz im Gesamtklassement gut machen und zeigten sich nach Schwierigkeiten mit dem Aufschrieb am Vortag schon wesentlich zuversichtlicher. Dementsprechend motiviert ging es auf die zweite Prüfung der Etappe zu, auf der leider drei andere BMW-Teams mit technischen Problemen ausfielen. Nach 40-minütigen Mittagsservice und kurzer Erholungspause für Fahrzeug und Fahrer ging es dann in die zweite Schleife.
Es folgten erneut bessere Zeiten und so stand nach der neunten von elf Prüfungen nur noch ein Rückstand von 22,6 Sekunden auf den Drittplatzierten in der Division, den 318iS von Jerlischtka/Bender, auf der Uhr. Am Ende des Tages reichte es für unsere Jungs zwar nicht aufs Podium, wohl aber für einen respektablen 29. Platz-Gesamt, einen 4. Platz in der Gruppe/Division und einen dritten Platz in der Klasse. Bester BMW im Feld der internationalen Rallye war mit Platz 24 Gesamt bis zum Schluss der 318iS von Günther/Schmitz, gefolgt vom 318iS von Jerlitschlka/Bender auf Platz 28 Gesamt.
Fazit dieses Wochenendes? Auch wenn die BMW-Teams im Vergleich zur Übermacht von Evos und Imprezas nicht um die Spitzenpositionen mitfahren, lohnt sich für jeden der die blau-weißen Schätzchen einmal in freier Wildbahn erleben möchte, ein Blick auf Deutschlands Rallye-Strecken allemal! Besonders empfehlenswert sind in dem Zusammenhang Veranstaltungen, die der 318iS Cup als Lauf bestreitet, oder solche bei denen sich die Driftexperten vom Rallye-Team Sonnental zeigen. Und wer weiß, vielleicht trefft ihr ja auch mal auf unsere zwei sympathischen Thüringer und ihren 318iS E30...
Wir sagen Danke für die Einblicke und wünschen allen BMW-Teams maximale Erfolge bei kommenden Veranstaltungen.
"Ein adäquater Fahrer ist auch hier von Nutzen - womöglich aus dem Porsche-Lager. Eine gute Auto-Fee könnte ihm drei Worte ins Ohr geflüstert haben: Wozu eigentlich mehr?"
Zitat aus dem Test des BMW 323ti, AMS, Heft 20/1997