Schmierstoffe im Auto sind eine Wissenschaft für sich. Nicht zuletzt deshalb sind Autofahrer beim anstehenden Ölwechsel immer wieder verunsichert. Aber auch der Kauf vom richtigen Motoröl – z.B. für BMW-Fahrzeuge – ist kompliziert und gerade für Laien oder Fahranfänger alles andere als transparent. Vor allen Dingen die verschiedenen Buchstaben, Zahlen und Klassifikationen beim Motoröl sorgen für Verwirrung. Wir klären, was die einzelnen Kennziffern bedeuten und wollen ein klein wenig Licht ins Dunkel bringen.
Die Hauptaufgaben des Motoröls bestehen in der Schmierung des Motors und insofern in der Reduktion von mechanischer Reibung. Durch die Schmierung mechanischer Bauteile wird die Reibung und damit der Verschleiß um ein Vielfaches reduziert. Neben der Schmierung ist das Motoröl aber auch für die Kühlung von wärme- und hitzebeanspruchten Teilen zuständig. So werden Motorteile, die nicht durch Kühlmittel gekühlt werden können, durch das Motoröl gekühlt. Zudem ist das Motoröl für die Abdichtung der Brennräume beziehungsweise die Feinabdichtung zwischen Kolben, Kolbenringen und Zylinderlaufflächen verantwortlich. Außerdem bietet das Motoröl hinreichend Schutz vor Korrosion und es reinigt durch Aufnahme von Verbrennungsrückständen und metallischem Abrieb den Motorkreislauf. Damit das Motoröl seine Aufgaben gut erledigen kann, ist der regelmäßige Wechsel als auch der regelmäßige Tausch des Ölfilters unabdingbar. Weil unterschiedliche Motorbauweisen, Einsatzzwecke und Einsatzgebiete unterschiedliche Anforderungen an das Motoröl stellen, muss auch das richtige Motoröl gewählt werden.
Motoröl Aufgaben:
• Schmierung des Motors
• Verschleiß und Reibung reduzieren
• Kühlung von hitzebeanspruchten Teilen
• hohe Temperaturen abführen
• Abdichtung der Brennräume
• Schutz vor Korrosion / Oxidation
• Säureneutralisation
• Reinigung des Motors
• Vorbeugung gegen Ablagerungsanhaftungen
• Verhütung von Ölschlamm
• Aufnahme von metallischem Abrieb
ACEA-Klassen
Motoröle werden nach Viskosität und Qualität klassifiziert. Man spricht insofern auch von den SAE-Viskositätsklassen (Society of Automotive Engineers) und den ACEA-Spezifikationen (Association des Constructeurs Européens d' Automobiles). Letztere beschreiben die Motoröl-Qualität auf Basis von europäischen Anforderungen und klassifiziert Motoröle in vier Klassen. So unterscheidet man je nach Motorbauweise und Abgasnachbehandlung zwischen einer A-, B-, C- und E-Klasse.
• A1/A2/A3/A5 = PKWs mit Ottomotoren
• B1/B2/B3/B4/B5 = PKWs und leichte Nutzfahrzeuge mit Dieselmotoren
• C1/C2/C3/C4 = Otto- und Dieselmotoren mit Abgasnachbehandlung (z.B. DPF / Dieselrußpartikelfilter)
• E2/E3/E4/E5/E7/E8 = LKWs und sonstige Arbeits- sowie Nutzfahrzeuge mit Dieselmotoren
SAE-Viskositätsklassen
Die Viskosität ist die etablierteste Kenngröße von Motorölen und beschreibt in erster Linie nur die Eigenschaften, nicht jedoch die Qualität von Motorölen. Mit den Eigenschaften im Rahmen der Viskosität ist das Schmierverhalten im Verhältnis zur Umgebungstemperatur gemeint, wobei der erste Teil der SAE-Kennzeichnung Aufschluss über die Winter- oder Sommertauglichkeit und der hintere Teil Aufschluss über die Zähflüssigkeit bei besonders hohen Temperaturen gibt. Die Viskosität ist bei der Bewertung von Motorölen eine wichtige Maß- und Kenngröße. Bei tiefen bzw. kalten Temperaturen muss Motoröl immer noch dünnflüssig genug sein, damit es schnell an die entsprechenden Schmierstellen gelangen kann. Bei hohen Umgebungstemperaturen und hohen Belastungen darf das Motoröl wiederum nicht zu dünn werden, damit der Schmierfilm nicht abreißt und die schützende Wirkung des Öls weiterhin gewährleistet werden kann. Aus der Zahlen-Buchstaben-Kombination (z.B. 5W-30) lässt sich also die zum einen die Tauglichkeit bei tiefen Temperaturen (z.B. 5W) und zum anderen das Fließverhalten bei hohen Außentemperaturen von bis zu 100° (z.B. 30) herleiten.
Prinzipiell gilt: Je niedriger die erste Zahl der SAE-Klasse ist, desto niedriger ist die Temperaturgrenze. Diese Zahl beschreibt die Fließeigenschaften des Öls bei kalten Temperaturen. Eine 0W-Klassifikation bedeutet, dass eine Fließfähigkeit in einem Temperaturbereich von bis zu -40°C gewährleistet ist. Liegt eine SAE 0W-Klassifikation vor, spricht man folglich von einem Einbereichsöl mit winterlicher Verwendung. Liegt hingegen eine SAE 40-Klassifikation (ohne W) vor, so spricht von von einem Einbereichsöl mit sommerlicher Verwendung.
SAE-Klassen der Einbereichsöle |
Viskosität |
Außentemperatur |
Saisonale Verwendung |
SAE 0W |
0W |
bis -40°C |
Winter |
SAE 5W |
5W |
bis -30°C |
Winter |
SAE 10W |
10W |
bis -20°C |
Winter |
SAE 15W |
15W |
bis -10°C |
Winter |
SAE 20W |
20W |
bis 0°C |
Winter |
SAE 20 |
20 |
bis 20°C |
Sommer |
SAE 30 |
30 |
bis 30°C |
Sommer |
SAE 40 |
40 |
bis 40°C |
Sommer |
SAE 50 |
50 |
bis 50° |
Sommer |
SAE 60 |
60 |
bis 60° |
Sommer |
Moderne Motoröle erfüllen nicht nur eine SAE-Klasse, sondern in der Regel zwei SAE-Klassen. Bei der Zahlen-Buchstaben-Kombination (z.B. 5W-30) spricht man deshalb auch von einem Mehrbereichsöl. Solche Mehrbereichsöle können sowohl im Winter als auch Sommer verwendet werden und eignen sich deshalb ganzjährig. Ein Ölwechsel in Abhängigkeit von der Jahreszeit ist deshalb nicht notwendig.
SAE-Klassen der Mehrbereichsöle |
Viskosität |
Außentemperatur |
Saisonale Verwendung |
SAE 0W-40 |
0W-40 |
-40°C bis 40°C |
ganzjährig |
SAE 0W-30 |
0W-30 |
-40°C bis 30°C |
ganzjährig |
SAE 0W-20 |
0W-20 |
-40°C bis 20°C |
ganzjährig |
SAE 5W-40 |
5W-40 |
-30°C bis 40°C |
ganzjährig |
SAE 5W-30 |
5W-30 |
-30°C bis 30°C |
ganzjährig |
SAE 5W-20 |
5W-20 |
-30°C bis 20°C |
ganzjährig |
SAE 10W-60 |
10W-60 |
-20°C bis 60°C |
ganzjährig |
SAE 10W-50 |
10W-50 |
-20°C bis 50°C |
ganzjährig |
SAE 10W-40 |
10W-40 |
-20°C bis 40°C |
ganzjährig |
SAE 10W-30 |
10W-30 |
-20°C bis 30°C |
ganzjährig |
SAE 15W-50 |
15W-50 |
-10°C bis 50°C |
ganzjährig |
SAE 15W-40 |
15W-40 |
-10°C bis 40°C |
ganzjährig |
SAE 20W-50 |
20W-50 |
0°C bis 50°C |
ganzjährig |
SAE-20W-40 |
20W-40 |
0°C bis 40°C |
ganzjährig |
Abgesehen von den ACEA- und SAE-Klassen weisen Motoröle auch weitere Kennzahlen und Klassifikationen auf, die oftmals für Verwirrung sorgen. Die Rede ist von herstellerspezifischen Ölfreigaben und Öl-Normen. So sind es nicht nur Organisationen, sondern auch die Automobilhersteller selbst, die bestimmte Motoröle unter Laborbedingungen testen und entsprechende Empfehlungen für ihre Fahrzeuge aussprechen. Dabei nutzen die Hersteller kein einheitliches System, so dass sich die Ölcodes für BMW-Modelle von VW-Modellen erheblich unterscheiden können. Welche Codes die Hersteller verwenden und welche Ölfreigaben für das Fahrzeug maßgeblich sind, kann man in der Betriebs- und Bedienungsanleitung des Fahrzeugs oder direkt beim Hersteller (z.B. Telefon-Hotline) herausfinden. Auch ein Besuch oder kurzer Anruf in der Vertragswerkstatt kann dabei helfen, die spezifischen Ölfreigaben ausfindig zu machen.
Muss ich die Ölfreigabe des Herstellers beachten? Ja, denn die Herstellervorgaben – etwa die BMW-Freigaben für Motoröle – spielen nicht nur für die Schmierung des Motors, sondern auch im Rahmen von Garantieansprüchen und Kulanzforderungen eine sehr erhebliche Rolle. Im Schadensfall können die Garantieversicherungen der Hersteller das im Motor befindliche Öl entnehmen und im Labor genauestens analysieren. Wurde das falsche oder nicht vom Hersteller freigegebene Öl verwendet, können Garantieansprüche unter Umständen nicht mehr gewährleistet und teure Austausch- oder Reparaturkosten verwehrt werden. In jedem Falle ist man mit Motorölen, die vom Hersteller freigegeben sind, auf der sicheren Seite.
Die BMW-Freigaben für Motoröle werden innerhalb von insgesamt vier Codierungen abgehandelt. So unterscheidet man zwischen BMW Longlife 98 (LL-98), BMW Longlife 01 (LL-01), BMW Longlife 01FE (LL-01FE) sowie BMW Longlife 04 (LL-04).
• BMW Spezial: Motorenöle für alle BMW-Fahrzeuge vor Baujahr 1998
• BMW Longlife 98: Motorenöle für alle BMW-Fahrzeuge ab Baujahr 1998
• BMW Longlife 01: Motorenöle für alle BMW-Fahrzeuge ab Baujahr 2001
• BMW Longlife 01FE: alle BMW-Fahrzeuge ab Baujahr 2001 (mit geringerem HTHS-Wert)
• BMW Longlife 04: alle Fahrzeuge ab Baujahr 2004 (auch für Diesel-Fahrzeuge mit DPF)
Motoröle mit
BMW-Freigabe nach LL-01 (BMW Longlife-01)
Motoröle mit Freigabe LL-01 und Viskositätsklasse 5W-30, 5W-40, 0W-30 und 0W-40 |
Viskositätsklasse |
Aral SuperTronic G |
0W-30 |
BMW M TwinPower Turbo |
0W-40 |
Elf Evolution 900 FT |
0W-30 |
Fuchs Titan SuperSyn LongLife |
5W-40 |
High Performer BMW LF01 |
0W-30 |
High Performer Vollsynthetik |
0W-40 |
High Performer Longlife MB/BMW |
5W-30 |
Kroon Emperol |
5W-40 |
Kroon Emperol VD |
5W-40 |
Kroon Helar |
0W-40 |
Kroon Poly Tech |
10W-40 |
Motul 8100 X-cess |
5W-40 |
Shell Helix Ultra |
5W-30 |
Shell Helix Ultra |
5W-40 |
Total Quartz 9000 |
5W-40 |
Total Quartz 9000 Energy |
0W-40 |
Total Quartz 9000 Energy |
5W-40 |
Motoröle mit
BMW-Freigabe nach LL-04 (BMW Longlife-04)
Motoröle der BMW-Freigabe LL-04 (Longlife 04) reichen von SAE-Viskositätsklassen 5W30, 5W40, 0W30 und 0W40. In folgender Tabelle haben wir einige Empfehlungen zu entsprechenden Motorölen verschiedenster Hersteller zusammengefasst, die die BMW-Freigabe LL-04 erfüllen. Die Tabelle erhebt keineswegs Anspruch auf Vollständigkeit und Aktualität. Einige Motoröle (z.B. Jet-Motoröle) sind nur an Tankstellen erhältlich. Darüber hinaus können sich die Produktbezeichnungen im Laufe der Zeit ändern. Beim Kauf sollte man deshalb unbedingt auf das Etikett schauen und sich von der LL-04-Freigabe für BMW-Fahrzeuge zur Sicherheit nochmals überzeugen.
Viskositätsklasse |
|
Addinol Giga Light MV 0530 LL |
5W-30 |
Aral SuperTronic Longlife III |
5W-30 |
BMW Quality Longlife |
5W-30 |
Castrol EDGE |
5W-30 |
Castrol MagnaTec C3 |
5W-30 |
Elf Evolution Full-Tech LLX |
5W-30 |
Elf Evolution Full-Tech MSX |
5W-30 |
Eni Agip i-Sint |
5W-30 |
Eni Agip i-Sint MS |
5W-30 |
Euroclub Cleantec |
5W-30 |
Fuchs Titan GT1 Pro C3 |
5W-30 |
Fuchs Titan GT1 Pro Flex |
5W-30 |
High Performer Kombi |
5W-30 |
High Performer SAPS C3 LL |
5W-30 |
Kroon Helar SP LL-03 |
5W-30 |
Kroon Presteza MSP |
5W-30 |
Kroon Poly Tech |
5W-30 |
Liqui Moly Longtime HighTech |
5W-30 |
Mobil 1 ESP Formula |
5W-30 |
Mobil 1 Super 3.000 XE |
5W-30 |
Motorex Select LA-X |
5W-30 |
Presteza MSP |
5W-30 |
Q8 Formula Special G LongLife |
5W-30 |
Ravenol HLS |
5W-30 |
Shell Helix Ultra ECT |
5W-30 |
Shell Helix Ultra Extra |
5W-30 |
Shell Helix Ultra Professional AM-L |
5W-30 |
Swd Rheinol DX |
5W-30 |
Total Quartz Ineo Long Life |
5W-30 |
Total Quartz Ineo MC3 |
5W-30 |
Valvoline SynPower MST |
5W-30 |
Zentimex Platinum MaxEnergy |
5W-30 |
Viskositätsklasse |
|
Aral HighTronic |
5W-40 |
Castrol MagnaTec C3 |
5W-40 |
Elf Evolution Full-Tech LSX |
5W-40 |
eni Agip i-Sint MS |
5W-40 |
Fuchs Titan GT1 |
5W-40 |
High Performer PDI Diesel |
5W-40 |
Kroon Specialsynth MSP |
5W-40 |
Kroon Specialsynth MSP VD |
5W-40 |
Liqui Moly TopTec 4100 |
5W-40 |
Meguin Megol Low Emission |
5W-40 |
Motul Specific CNG / LPG |
5W-40 |
Total Quartz Ineo MC3 |
5W-40 |
Viskositätsklasse |
|
Castrol Edge Professional C3 |
0W-30 |
Shell Helix Ultra ECT |
0W-30 |
Total Quartz Ineo Efficiency |
0W-30 |
Viskositätsklasse |
|
Aral SuperTronic |
0W-40 |
Mobil 1 ESP |
0W-40 |
Sonstige Tipps und
FAQs rund um das Motoröl
Darf ich
unterschiedliche Motoröle miteinander vermischen?
Grundsätzlich sollten unterschiedliche Motoröle – insbesondere Motoröle mit einer unterschiedlichen SAE-Klassifizierung – nicht miteinander vermischt oder vermengt werden. Gleiches gilt auch für die Mischung von Ölen, die jeweils für Otto- oder Dieselmotoren entwickelt worden sind. Motoröle für Ottomotoren und Motoröle für Dieselmotoren lassen sich untereinander problemlos mischen, insofern sie die gleichen Normen und Leistungsmerkmale aufweisen. Das Nachfüllen von hochwertigerem Öl ist ebenfalls problemlos möglich.
Wie finde ich
raus, welches Öl für meinen BMW geeignet ist?
Welches Öl mit welchen Leistungsmerkmalen für das entsprechende BMW-Fahrzeug geeignet ist, lässt sich anhand der Betriebs- und Bedienungsanleitung, dem Service-Checkheft oder dem Ölzettel im Motorraum herausfinden. Auch Datenblätter des entsprechenden Fahrzeugs können bei der Wahl des richtigen Öls helfen. In der Bedienungsanleitung oder im Serviceheft wird nicht nur die Ölqualität, sondern auch das entsprechend gültige und vom Hersteller vorgeschriebene Wechselintervall des Motoröls genau definiert. Bei der Suche nach dem richtigen Motoröl helfen auch so genannte „Ölwegweiser“ der Mineralöl-Hersteller.
Muss ich den
Ölfilter wechseln?
Der Ölfilter reinigt das Motoröl und nimmt Stoffe wie Metallabrieb oder Verbrennungsrückstände auf. Nach einiger Zeit setzt sich der Ölfilter mit entsprechenden Rückständen zu. Wird er dann nicht gewechselt, kann durch ein Bypassventil ungereinigtes Motoröl in den Motor gelangen. Die Schutzfunktionen des Öls – insbesondere die Säuberung und Schmierung – kann dann deutlich abnehmen, so dass schwerwiegende Motorschäden die Folge sein können.